Boxerin Beke Bas rollt sich Richtung Bordstein und rettet ihr Leben: Ihr Traum lebt wieder

Lemgo. Es ist ihr großer Traum gewesen: Beke Bas wollte nach dem GBC- (Global Boxing Council), IBA- (International Boxing Association) und dem WIBA-Titel (Women’s International Boxing Association) auch bei der IBF erfolgreich sein. Die International Boxing Federation gilt als anerkanntester Verband dieser Sportart. &bdquo;Der WM-Titel gehört einer Brasilianerin, einen Intercontinental-Champion gibt es derzeit nicht. Für diesen Erfolg hatte ich im Training alles gegeben“, erläutert die 30-jährige Profiboxerin bei einem Gespräch in der Sportschule Tosa Inu in Lemgo.

Am 30. November wollte Bas in Bad Eilsen sich den Titel gegen eine Isländerin sichern und &bdquo;so richtig durchstarten“. Doch der Traum platzte schon einige Wochen vorher. Denn: Eine Autofahrerin holte Bas von ihrem Rennrad.

&bdquo;Ich hatte höllische Schmerzen“ Es war der 16. Oktober, gegen 10.30 Uhr, als Bas ganz in der Nähe der Sportschule verunglückte. Sie fuhr rund 40 km/h: &bdquo;Die Fahrerin nahm mir die Vorfahrt. Ich flog über die Motorhaube und knallte auf den Asphalt.“ Klar ist aber auch: Es hätte schlimmer ausgehen können. Beke Bas hatte nämlich im Augenwinkel gesehen, dass ein Lkw hinter ihr fuhr: &bdquo;Er hätte mich platt gemacht, aber das Boxtraining half mir in dieser Situation sehr. Ich rollte mich sofort Richtung Bordstein, hatte Glück im Unglück, schaltete sofort richtig.“ Seit 13 Jahren boxt die Dörentruperin und rettete damit wohl ihr Leben: &bdquo;Gleichwohl hatte ich höllische Schmerzen an den Knien und Ellenbogen. Natürlich war mein erster Gedanke: ,Schei..., was ist mit dem Kampf?’“

Aufgeben? Für Beke Bas gibt es diese Option nicht. Immer wieder fuhr sie zum Arzt, musste aber irgendwann feststellen, dass es ohne Operation kein echtes Vorankommen gibt. Auf die Absage des Kampfes folgte die Operation des linken Knies am 25. November. Es sei von Dr. Casper Grim, Arzt der deutschen Olympiamannschaft, der am Klinikum in Osnabrück praktiziert, &bdquo;durchgespült und freiliegende Teile entfernt“ worden.

Beke Bas will zurück in den Ring Derzeit absolviert sie viel Physiotherapie und trainiert auch schon wieder andere Regionen des Körpers: &bdquo;Rudern, Kraftraum, Airbike – da geht schon einiges, auch wenn ich noch mit den Gehhilfen unterwegs bin und hier im Studio viel auf meinem Drehstuhl sitze.“ Es ist klar: Beke Bas will zurück in den Ring. Sie sei schon in die Planungen eingestiegen, den emotionalen, psychisch harten Teil habe sie hinter sich gelassen: &bdquo;Ich habe viel geweint, ich danke meinem Team mit meinem Trainer Kai Gutmann und den Physios Jan von der Heide, den ich auch mal nachts angerufen habe, und Raphael Rochner an der Spitze, die mich super unterstützt haben und erste Ansprechpartner für mich sind.“

Nun möchte die lippische Boxerin den nächsten Schritt gehen, der Einstieg ins Boxtraining sei für &bdquo;Januar oder eher Februar realistisch“. Der neue Traum: &bdquo;Ich will mir den Titel in Lemgo holen. Wo? Das ist mir egal, Hauptsache ein Heimspiel.“ Zeit, um den Weg weiter nach oben zu gehen, hat Beke Bas noch etwas. Da sie am 22. Juni 2024 ihren letzten Kampf bestritt, hat sie bis Juni 2025 Luft, um sich wieder im Ring zu beweisen: &bdquo;Danach verliere ich meine Aktivität als Boxer, die Punkte würden rausfallen.“ Ein Alptraum. Derzeit liegt sie auf Platz eins der IBF- und auf Position sechs der Weltrangliste.

&bdquo;Ich werde komplett eskalieren“ Beke Bas kann wieder strahlen, versprüht im LZ-Gespräch gute Laune. Und das, obwohl sie weiß: &bdquo;Das Jahr war ein Auf und Ab. Es fing mit Corona an, nach Weihnachten musste ich auch Silvester alleine verbringen. Aus organisatorschen Gründen fiel mein erster Kampf aus, die Nachricht erhielt ich an meinem 30. Geburtstag. Im Juni klappte es dann. Ich erlitt eine Daumenverletzung und dann der Verkehrsunfall mit seinen Folgen.“ Auf das nächste Jahr angesprochen verspricht sie: &bdquo;Ich werde komplett eskalieren, weil ich weiß, dass mich jeder Rückschlag noch stärker macht. Ich habe ganz klare Ziele, die ich angehe.“ Der geplatzte Traum, er lebt wieder.

Persönlich Beke Bas lebt alleine in Dörentrup, ihre Tage verbringt sie in der Sportschule Tosa Inu an der Lageschen Straße in Lemgo. Dort gibt sie auch Box-Kurse. Sportlich war der 1. FC Köln ihre erste Heimat, die inzwischen 30-Jährige spielte dort Fußball in der Pampersliga. Nach ihrem Umzug nach Lippe kickte sie bei den Jungs des TBV Lemgo und beim SC Lemgo-West. Im Alter von 16 Jahren kehrte Bas dem Fußball den Rücken und wechselte zum Boxen. Seit 2015 betreibt sie diesen Sport professionell. Beke Bas hatte nach dem Fach-Abitur eine Ausbildung zur Heil-Erziehungspflegerin erfolgreich abgeschlossen.

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