Unfassbares Pech und wilde Schlussphase: Blomberg träumt vom Viertelfinale

Lemgo . Was für ein Krimi! Die Bundesliga-Handballerinnen der HSG Blomberg-Lippe sind auch in der European League nicht zu stoppen. Mit 27:26 (10:13) bezwang das stark ersatzgeschwächte Team den polnischen Vertreter Zaglebie Lubin, weil Torhüterin Zoe Ludwig acht Sekunden vor Schluss einen Siebenmeter parierte. Danach schwappte eine Mini-"La Ola" durch die Phoenix-Contact-Arena.

Vor dem Spiel Für die HSG kommt es momentan knüppeldick. Acht (!) Spielerinnen musste Trainer Steffen Birkner ersetzen. Zu den bekannten Ausfällen Marie Michalczik, Lisa Frey, Andrea Jacobsen, Amber Verbareken, Ona Vegué und Diana Dögg Magnusdottir gesellte sich zunächst Linksaußen Alexia Hauf, der Oberschenkelprobleme zu schaffen machten. Am Sonntagmorgen meldete sich dann noch die 18-jährige Carolin Jaron mit Fieber krank. Was für ein Ausfallpech.

&bdquo;Das hatten wir nicht einmal zu Coronazeiten", warf Trainer Stefan Birkner einen sorgenvollen Blick auf die lange Liste der kranken und verletzten Spielerinnen. Da keine Linksaußen zur Verfügung gestanden hätte, nominierte Steffen Birkner Tessa Budelmann aus der zweiten Mannschaft nach. Dennoch zeigte er sich im LZ-Gespräch kämpferisch: &bdquo;Wie gegen Dortmund: Wir werden alles reinwerfen, wir haben nichts zu verlieren. Auch wenn es gegen eine routinierte Mannschaft geht, die Länderspiel- und Champions-League-Erfahrung mitbringt."

Im Spiel Somit standen Blomberg gerade einmal neun Feldspielerinnen zur Verfügung, und es begann mit der etatmäßigen Kreisläuferin Laura Rüffieux auf Linksaußen. Für die Gastgeberinnen ging es vor 1387 Zuschauern prima los. Beim 10:6 nach 17 Minuten war eine durchaus sichere Vier-Tore-Führung herausgespielt. Doch dann das: Bis zur Pause trafen die Kühne, Quist & Co. kein einziges Mal mehr und gingen durch den 0:7-Lauf mit einem Rückstand in die Kabine.

Ein ums andere Mal hatte Blomberg den von seinen Fans lautstark unterstützten Gast zu Toren eingeladen. Lubin, in dessen Reihen mit der 36-jährigen Brasilianerin Patricia Machado Matielli und der 43-jährigen Kinga Grzyb erfahrene Spielerinnen standen, hatte eigentlich alles im Griff. Allerdings hatte der Gast die Rechnung ohne die willensstarke HSG gemacht, die beim 17:15 (37.) wieder in Führung lag. Beim 27:24 drei Minuten vor dem Ende schien alles entschieden. Doch die Kraft ließ bei Blomberg mehr und nach, und so kam es zum Showdown.

Das Spielende Gut 40 Sekunden vor dem Ende geriet die HSG beim 27:26 ins Zeitspiel, und das Tor von Ida Hoberg fand danach wegen eines Schrittfehlers keine Anerkennung. Lubin stimmte sich 21 Sekunden vor Schluss auf den finalen Wurf ein. Zwar unterband Blomberg den Angriff, doch Maxi Mühlner sah die Rote Karte. &bdquo;Ich habe den Ball direkt hingelegt, aber die Schiedsrichter werteten es, als ob ich den Ball nicht freigegeben hätte", klärte die Kreisläuferin auf.

Logische Konsequenz war gleichzeitig: Siebenmeter für Lubin. &bdquo;Ich dachte nur: Zoe, rette mich", sagte Mühlner. Gesagt, getan. Ihre Teamkameradin wehrte den von Kinga Jakubowska geworfenen Wurf ab. Das Spiel war entschieden, und Zoe Ludwig sagte: &bdquo;Es ist nicht in Worte zu fassen. Ich dachte, gehe mit allem, was du hast, runter. Dann habe ich wenig später die Leute nur noch auf mich zurennen gesehen."

Nach dem Spiel Nach dem Erfolg gegen Dortmund machte das Wort &bdquo;Mentalitätsmonster" die Runde. &bdquo;Ich denke, das trifft es gut. Wir haben uns auch das Quäntchen Glück erarbeitet. Wir kämpfen immer weiter und zerreißen uns", meinte die als Linksaußen eingesetzte Laura Rüffieux. Völlig aus der Puste war Trainer Steffen Birkner. Denn: &bdquo;Was diese Mannschaft leistet, auch abseits des Feldes, ist schwer in Worte zu kleiden. Allen Widerständen zum Trotz: Wir kommen immer zurück." Blomberg führt die Gruppe C verlustpunktfrei an und ist auf dem besten Weg, ins Viertelfinale einzuziehen.

Blomberg: Veith, Ludwig (bei drei Siebenmetern); Rüffieux (1), Quist (9), Kühne (8), Hoberg (4), Litvinov, Budelmann, Mühlner (4/3), Rajes (n.e.), Tietjen (1).

Lubin: Zima, Maliczkiewicz; Jakubowska (4/1), Promis (7/2), Pankowska, Cavo, Oliveira Fernandes (2), Guirassy, Grzyb (1), Janas, Przywara, Gorna (1), Drabik (2), Weber (4), Kochaniak-Sala (2), Machado Matielli (3).

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