Abschied vom Mann mit den großen Pranken: Detmolder Fußballer trauern um Bernd Herbst

Kreis Lippe. Zum &bdquo;lebenden Torwartdenkmal aus Detmold“ wurde er bereits vor 39 Jahren ernannt. Im Beisein von Jupp Heynckes und anderer Fußballgrößen von Borussia Mönchengladbach.

Es war der 20. Juli 1986, als Stadionsprecher Michael Sanner vor 3500 Zuschauern im Schulzentrum Mitte den Keeper des TSV Detmold adelte, als dieser in seinem Abschiedsspiel und anlässlich des 75-jährigen Bestehens des TSV wieder und wieder seine Greifer gegen Bundesligakicker wie Hans-Günter Bruns, Hans-Jörg Criens, Uwe Rahn, Michael Frontzek, Uli Borowka oder Ewald Lienen ausfuhr. &bdquo;Der Herbst ging im Hochsommer“, textete die LZ – doch in Wirklichkeit blieb Bernd Herbst dem Fußball auch nach dem ehrenhaften 2:6 (1:1) gegen die Fohlen erhalten.

Die ersten Sporen zwischen den Pfosten verdiente sich Bernd Herbst einst im niedersächsischen Einbeck. Nach knapp vier Jahren beim 1. SC Göttingen 05 kam er Mitte der 1970er Jahre nach Detmold, wo er auf der roten Schlacke unter den Pinneichen zu einer großen Nummer wurde.

&bdquo;Mensch, was ein Koloss!“, dachte Dietmar Welle im Sommer 1983, als er erstmals seinen neuen Mitspieler zu Gesicht bekam. Welle, der gerade vom Oberligisten FC Paderborn zum TSV gewechselt war und fast 38 Jahre lang als LZ-Sportredakteur dem lippischen Fußball eng verbunden blieb, war auch in Jeans, T-Shirt und Turnschuhen von Herbsts physischer Präsenz beeindruckt. &bdquo;Und erst recht, als er als ,mein’ Torhüter zwischen den Pfosten stand. Denn was bei uns in den Strafraum segelte, war in der Regel die Beute von Bernd, der mit seinen großen Pranken so ziemlich alles wegfischte. Und wehe, man kam ihm bei seinen Aktionen zu nahe. Bernd Herbst kannte weder Freund noch Feind bei seinen Abwehrversuchen, und so manches Mal ging es bei seinem robusten Eingreifen schmerzhaft zu. Auch für seine Mitspieler.“

Seit dem Aufstieg des TSV Detmold 1977 in die Landesliga unter Trainer &bdquo;Tobby“ Götz war Herbst die Nummer eins im TSV-Kasten. Mit Spielern wie Gerd Manhenke, Uli Thom, Manni Kellner, Jörg Höcker oder Helmut &bdquo;Baumel“ Stock wurde er 1979 nach einem 3:0 bei der SpVg Steinhagen sogar Landesligameister. Doch wegen eines Wiederholungsspiels zwischen TBV Lemgo und Fichte Bielefeld wurde ihnen der Titel später wieder aberkannt.

1983 übernahm dann Werner Kasper das Traineramt. Und Bernd Herbst zählte weiterhin zu den Stützen des TSV. Auch außerhalb des Sportplatzes wurde er als liebenswerter, aufrichtiger, sympathischer und humorvoller Mensch geschätzt und geachtet. &bdquo;Auf Bernd konnte man sich verlassen. Ihn an seiner Seite zu haben, bedeutete maximalen Schutz. Gab es in einer Disco mal eine brenzliche Situation, dann war Bernd zur Stelle und regelte das in beeindruckender Manier“, erinnert sich Dietmar Welle.

Ein Faible für die Musik hatte Bernd Herbst schon damals. &bdquo;Wenn der leider auch viel zu früh verstorbene Ossi Krohn im TSV-Klubhaus eine seiner beliebten Gesangseinlagen darbot, drückte ihm Bernd zuvor eine in Alufolie gewickelte Colaflasche als Mikrofon in die Hand. Unvergessen. Tränen gelacht“, schmunzelt Welle.

Bernd Herbst blieb über viele Jahre eine prägende Persönlichkeit im Detmolder Sportgeschehen, schreibt Post-TSV-Vorsitzender Thomas von Strünck in seinem Nachruf. Nicht nur als Torhüter, sondern auch als engagierter Trainer, Sportlicher Leiter und langjähriger Wegbegleiter habe er sowohl beim TSV Detmold als auch beim Post-SV Detmold tiefe Spuren hinterlassen. &bdquo;Sein unermüdlicher Einsatz, seine Leidenschaft für den Fußball und sein feines Gespür für die Menschen um ihn herum machten ihn zu einem geschätzten Mentor, Kollegen und Freund. Für viele war er mehr als nur ein Zuhörer – er war Motivator und Vorbild zugleich. Mit Herzblut förderte er nicht nur sportliche Talente, sondern auch den Teamgeist und das Miteinander innerhalb der Vereine“, sagt von Strünck.

Nun ist es vorbei, das bewegte Leben der &bdquo;Tatze“. Nach schwerer Krankheit ist Bernd Herbst am 6. April im Alter von 76 Jahren verstorben. Auch über die Trauerfeier am Mittwoch, um 14 Uhr, in der Friedhofskapelle &bdquo;Am Kreuzenstein“ in Horn-Bad Meinberg hinaus werden ihn viele Weggefährten als Fußballer und Mensch in allerbester Erinnerung behalten.

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