Allein unter Booten: Lagenser Tobias Prüßner gelingt Ijsselmeerquerung

Lage. Er hat es wieder einmal geschafft, für ein sportliches Highlight zu sorgen: Der Lagenser Tobias Prüßner (45), Deutscher Meister im Eisschwimmen, hatte im vergangenen Jahr einen Marathon über 30 Kilometer in Súdwest-Fryslân (Niederlande) in 11 Stunden gemeistert. Nun gelang ihm die Ijsselmeerquerung. Diese Strecke gilt als größte Herausforderung im niederländischen Open-Water-Swimming und genießt einen sehr hohen Stellenwert in der Freiwasserszene unseres Nachbarlandes. 21 bis 22 Kilometer sind zurückzulegen. Entscheidend ist, welche Route das Begleitboot wählt.

&bdquo;Die Ijsselmeerquerung ist die größte schwimmerische Herausforderung in den Niederlanden, die es gibt, in Deutschland ist das nicht so bekannt“, erzählt Prüßner. Nachdem in den vergangenen Jahren die schlechten Wetterbedingungen (Sturm, Gewitter), Corona oder Überschwemmungen dem Lagenser im Weg gestanden hatten, schien es diesmal tatsächlich gelingen zu können.

Das Zeitfenster, dass Martine Stam, die Organisatorin und Bootsführerin, vorgegeben und Prüßner gebucht hatte, bestand von Freitag bis Sonntag. Je nach Wetterlage wird dann der passende Tag ausgesucht oder bei zu schlechten Wetterverhältnissen eine Alternativroute geschwommen, wie im vergangenen Jahr beispielsweise der Súdwest-Fryslân-Marathon. Im schlimmsten Fall muss der Slot komplett abgesagt werden.

Prüßner hatte Glück Dieses Jahr hatte Tobias Prüßner Glück, er wählte als passenden Querungstag den Freitag. Dass immer auch etwas Wetterglück dazu gehört, zeigte sich in der Tatsache, dass am Samstag und Sonntag eine Querung nicht möglich gewesen wäre. So wurden die Startvorbereitungen getroffen und der Lipper sprang am Freitagmorgen um 9.30 Uhr kurz hinter der Hafenausfahrt in Stavoren vom Begleitboot ins Ijsselmeer, um das Crossing zu starten. &bdquo;Ich war am Donnerstag angereist, hatte alles fertig gemacht. Wir haben uns am Freitag dann um kurz nach 8 Uhr getroffen, nach einem kurzen Briefing ging es mit dem Boot zur Schleuse, die um 9 Uhr öffnete. An einer Boje ist dann der offizielle Startpunkt“, berichtete Tobias Prüßner.

Die Bedingungen waren nicht perfekt, aber auch nicht unlösbar – mit Windstärken zwischen 2 und 4: &bdquo;Es gab eine leichte Wellenbildung, ich wurde ein bisschen durchgeschaukelt.“ Tobias Prüßner kam mit den Bedingungen gut zurecht und arbeitete sich so ohne Neoprenanzug bei einer Wassertemperatur von 20,4 Grad Meter um Meter durchs Ijsselmeer voran.

Alle 30 Minuten Essen und Trinken Unterstützung erhielt er von der zweiköpfigen Bootscrew (aus Sicherheitsgründen), die alle halbe Stunde für das notwendige Feeding sorgte und auch die Route vorgab: &bdquo;Du schwimmst immer am Boot, kannst dich im Wasser gar nicht orientieren. Das ist erst einige Kilometer vor dem Ziel möglich. Alle 30 Minuten gibt es Verpflegung, die du im Wasser zu dir nimmst.“

Eine wichtige Marke passierte die Gruppe nach rund 3:30 Stunden, als sie die offizielle Boje, die den Mittelpunkt der Querung markiert, hinter sich ließ. Viele Schiffe (Segelboote wie motorisierte Boote) säumten den Weg des Schwimmers: &bdquo;Ansonsten ist nichts los.“ Nach etwas mehr als 7 Stunden schwamm Prüßner in den Hafen von Medemblik hinein, um dort nach 7:23 Stunden die Kaimauer, den offiziellen Zielpunkt, zu erreichen.

&bdquo;Ich habe immer nur von Verpflegung zur Verpflegung gedacht, habe nicht die Kilometer runtergerechnet. Den Kopf schalte ich komplett ab, im Wasser siehst du nur Wasser, das Boot ist dein Guide“, schilderte Tobias Prüßner. Und weiter: &bdquo;Da, wo ich körperlich bin, bin ich auch gedanklich. Ich genieße es mehr oder weniger, die Möglichkeit zu bekommen, da zu schwimmen.“ Gleichwohl habe er sich aufgrund der Wellen &bdquo;schon konzentrieren“ müssen: &bdquo;Im Ziel habe ich dann kurz etwas gegessen und wurde mit dem Boot zurückgefahren.“

Nun nach Lübeck Und wie geht es nun weiter? Ende August startet Prüßner beim &bdquo;Wakenitzman“, eine Langstreckenschwimmveranstaltung des Vereins Trisport Lübeck, bei der die Teilnehmerinnen und Teilnehmer eine Strecke von fast 14 Kilometern von Rothenhusen nach Lübeck zurücklegen. Der Lagenser: &bdquo;Im Moment bin ich ansonsten einfach happy, dass ich die Ijsselmeerquerung geschafft habe. Sie besaß einen enorm hohen Stellenwert für mich. Aber ich werde mir etwas Neues überlegen, fühle mich gleichwohl aber nur leer und ausgelaugt.“ Ende November beginnt die Eisschwimmsaison – natürlich auch mit Tobias Prüßner.

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