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Nachwuchsfußballer sind sein Lebenselixier

Rolf Hollensteiner, Vorsitzender des Kreisjugend-Ausschusses Lemgo, feiert seinen 70. Geburtstag

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Lebenselixier: Nachwuchs - © Sport
Lebenselixier: Nachwuchs (© Sport)

Lemgo. Schülerwart, Fußballabteilungsleiter, Schiedsrichter, Geschäftsführer, Vereinsvorsitzender, Staffelleiter, Kreisjugendwart. Rolf Hollensteiner ist ein Fußball-Funktionär par excellence. Sonntag wird er 70. Glückwünsche nimmt der Vorsitzende des Kreisjugend-Ausschusses Lemgo sogar via Facebook entgegen.

Das ist ja voll krass: Mit 70 Jahren noch Chef der Fußballjugend. Fühlen Sie sich sprachlich noch auf der Höhe mit der jungen Generation?

Rolf Hollensteiner: Das klappt ganz gut. Speziell auf den Tagungen in Kaiserau habe ich viel mit jungen Menschen zu tun. Doch leider halten die meisten Jüngeren nicht lange zur Stange. Vielen fehlt die Ausdauer.

Ein großer Tag in der Funktionärslaufbahn von Rolf Hollensteiner: Am Sepp-Herberger-Tag tummelten sich 2005 zirka 600 Kinder auf der Anlage am Lemgoer Vogelsang. - © Archivfoto: Hagemann
Ein großer Tag in der Funktionärslaufbahn von Rolf Hollensteiner: Am Sepp-Herberger-Tag tummelten sich 2005 zirka 600 Kinder auf der Anlage am Lemgoer Vogelsang. (© Archivfoto: Hagemann)

Im Gegensatz zu Ihnen. Fast 45 Jahre im Kreisjugendausschuss klingen gewaltig. Spüren Sie noch keine Amtsmüdigkeit?

Hollensteiner: Es macht mir immer noch Spaß. Doch möglich ist das nur durch große Unterstützung. Ohne Herbert Wallenstein, der ebenfalls 1968 in den Kreisjugendausschuss gewählt wurde, sähe ich alt aus. Auch meine Frau Waltraud hat mich immer unterstützt.

Aktuell gibt es nur noch 17 A-Jugendteams im FuL-Kreis Lemgo...

Hollensteiner: Im FuL-Kreis Lemgo haben wir uns frühzeitig auf den demografischen Wandel eingestellt. Waren es in den 1970-er Jahren nur 160 Mannschaften, hatten wir 2009 mit 265 Teams den höchsten Bestand. Aktuell sind es immer noch 235 Jugendmannschaften. Unser Erfolgsgeheimnis: Wir haben auch Neuner-Teams zugelassen. Eine Praxis, die heute bei den A-, B-, C-Junioren und den Mädchen nicht mehr wegzudenken ist.

Derartige Kniffe werden den Geburtenrückgang aber auf Dauer nicht kaschieren können. Wie sieht die Perspektive in zehn Jahren aus?

Hollensteiner: Die Mannschaftsmeldungen werden automatisch zurückgehen. Aber ich verstehe nicht, weshalb man daraus solch einen Hermann macht, als würde die Welt untergehen. In den 1950er Jahren gab es in Vereinen auch nur eine Schüler-, eine Jugend-, eine erste Mannschaft und die Alten Herren. Und die Reserve bestritt nur Freundschaftsspiele.

Ihre drei wichtigsten Ratschläge an die Vereine?

Hollensteiner: Der erste richtet sich an die Eltern. Ich plädiere dafür, dass die Kinder bis zur D-Jugend in ihren Heimatklubs bleiben. Außerdem gehören die besten Trainer und Betreuer in die Jugend. Alle zusammen müssen wir stärker mit den Schulen kooperieren. Wobei es diverse Schwierigkeiten gibt. Viele Schulen haben keine ausgebildeten Sportlehrer. Und von den meisten Vereinen kann eine Nachmittagsbetreuung nicht geleistet werden. Auch für die Kinder ist es problematisch. Die sitzen bis 16 Uhr in der Schule und sollen schon um 17 Uhr zum Training auf dem Sportplatz stehen.

Sie selbst haben bereits mit 16 Jahren Verantwortung als Schülerwart in Lüerdissen übernommen und waren anschließend auch als Schiedsrichter aktiv. Eine Episode aus der guten alten Zeit, bitte.

Hollensteiner: Da fällt mir das Spiel zwischen Alverdissen und Schwelentrup ein, das ich leiten musste. Als Schiri bin ich da mit dem Fahrrad hingeradelt. Schwelentrup gewann 2:1 und ich war der Buhmann. Von den Reifen hatte man mir die Luft abgelassen. Die Herausgabe einer Luftpumpe wurde mir verweigert. Ich bin dann zu einer Telefonzelle gegangen, von wo mich später unserer ehemaliger Vereinswirt Ernst Düsenberg abgeholt hat.

Ihre persönlichen Höhepunkte in den 14 Jahren als Vorsitzender des Kreisjugend-Ausschusses Lemgo?

Hollensteiner: Ein einmaliges Erlebnis war die Ausrichtung des Sepp-Herberger-Tages 2005 in Lemgo. Dass sich 600 Kinder gleichzeitig mit Fußball beschäftigen, erlebt man nur ganz selten. Beindruckt haben mich mit 55 Jahren aber auch die Nächte auf der Luftmatratze, als ich bei einer Zeltfreizeit in Grömitz als Betreuer eingesprungen bin.

Wie sind Sie eigentlich Fan des 1.FC Kaiserslautern geworden.

Hollensteiner: Die "roten Teufel" haben es mir seit 1953 angetan. Fritz und Ottmar Walter waren meine Idole. Allerdings bin ich bis heute noch nie auf dem Betzenberg gewesen. Ich bin kein Fan von den großen Stadien. Lieber gehe ich am Wochenende auf den Dörfern auf die Sportplätze.

Das Interview führte LZ-Redakteur Jörg Hagemann.

Schon früh engagiert
Büsum und Kleinwalsertal sind seine bevorzugten Fluchtpunkte Ansonsten kümmert sich Rolf Hollensteiner seit 1958 kontinuierlich um den Fußball. Im VfL Lüerdissen diente sich der ehemalige Postbedienstete vom Schülerwart bis zum Vorsitzenden hoch. 16 Jahre lang stand er dem damaligen B-Ligisten vor. Erst zum Ende seiner Amtsperiode gelang der Aufstieg. Für den FuL-Kreis Lemgo ist er seit 1968 tätig. 1998 übernahm er den Part des KJO von Georg Horstkötter.

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