Als Arminia Bielefeld in den USA auf den brasilianischen Weltstar Pelé traf

Bielefeld. Der DSC Arminia Bielefeld hat in seiner fast 120-jährigen Geschichte für viele Rätsel gesorgt. Die Fans haben diese Phänomene mit ihrer ostwestfälischen Mentalität (stur, hartnäckig und kämpferisch) zur Kenntnis genommen. Es gibt aber auch noch Geheimnisse um Arminia, die selbst das allwissende Internet nicht vollständig lösen kann.

Beispielhaft dafür steht die USA-Reise der Arminen im Juni 1973. Historische Belege für diesen Trip liegen selbst im vereinseigenen Museum Mafa nicht vor. Auch Google ist keine große Hilfe. Und auch die meisten der noch lebenden Protagonisten der damaligen Expedition haben nach 51 Jahren nachvollziehbare Erinnerungslücken, was in den USA damals passiert ist.

Gerd Siese, mittlerweile 80 Jahre alt, kann sich hingegen noch gut an die Entstehungsgeschichte dieser Tour erinnern. Der Malermeister, der von 1965 bis 1977 245-mal im Tor der Arminen stand, erzählt von einer freundschaftlichen Beziehung zwischen Arminias Fußball-Obmann Willi Nolting und Josef Peitz. Der sprudelnden Idee bei einem netten Bierabend ließen beide Fußball-Enthusiasten rasch Taten folgen. Der Paderborner Peitz war nicht nur Mäzen des TuS Schloß Neuhaus. Er war auch ein erfolgreicher Unternehmer, der eine Niederlassung in den USA besaß. Er vermittelte den Arminen Testspielgegner, &bdquo;so dass die Reise auch finanziert werden konnte“, sagt Siese.

Arminia-Legende Schulz sorgt für Schmunzeln Auch Bernd Wehmeyer, damals 21 Jahre jung, kann sich noch sehr gut an das Abenteuer über den großen Teich erinnern. &bdquo;Es war für mich die erste große Reise überhaupt“, erzählt der gebürtige Herforder. Vor allem der Aufenthalt in New York ist ihm gegenwärtig. &bdquo;Das war für uns eine völlig unbekannte Welt.“ Für Wehmeyer war es aber auch die letzte Reise als Armine. Nach der Rückkehr wechselte &bdquo;Fummelmeyer“, wie ihn Horst Hrubesch getauft hatte, zu Hannover 96.

Fünf Spiele bestritten die Bielefelder während des rund zweiwöchigen Aufenthaltes in den Staaten. In Hartford wurden die Connecticut Wildcats 4:0 bezwungen. An diese Partie hat &bdquo;Bulli“ Siese eine besondere Erinnerung. Sie bereitet ihm auch heute noch ein Schmunzeln.

&bdquo;Erstmals in unserer Karriere spielten wir auf Kunstrasen und kannten daher die Eigentümlichkeiten dieses Belages nicht. Deshalb war es für Dieter Schulz auch selbstverständlich, dass er gleich im ersten Zweikampf den amerikanischen Zuschauern seine berühmte Blutgrätsche vorführte“, berichtet Siese. &bdquo;Stopper“ zelebrierte sein Markenzeichen aber nur einmal. Wie alle Arminen hatte auch er unterschätzt, dass bei Berührung der Spielfläche es zu Hautverbrennungen durch die Reibung kommen kann. &bdquo;Sein Allerwertester nahm Schaden. Er konnte einige Tage nicht gut schlafen.“

Pelé zeigt gegen Arminia sein Können Es schlossen sich ein 3:0-Erfolg gegen die Newark Ukrainians sowie eine 2:4-Niederlage gegen die Baltimore Bays an. Es folgte eine Partie in Boston, an deren Ausgang sich weder Siese noch Wehmeyer erinnern können. &bdquo;Bulli“ Siese: ,,Wir sind mit dem Bus acht Stunden nach Boston gefahren, haben gespielt, waren beim Chinesen essen und sind wieder acht Stunden mit dem Bus zurück gefahren.“ In dieser Partie hatte sich Torhüter Siese in Absprache mit Trainer Norbert Lessle zu Beginn der zweiten Halbzeit selbst eingewechselt - als Feldspieler.

Ihm tat Bernd Wehmeyer leid. Dessen Gegenspieler konnte ihn nur mit Fouls stoppen. &bdquo;Ich habe dem Amerikaner dann gleich eine Kostprobe ostwestfälischen Abwehrverhaltens gelehrt. Von da an war er sanft wie ein Lamm“, erzählt Siese.

Höhepunkt und zugleich Schlusspunkt der Reise war ein Vergleich mit dem brasilianischen Spitzenklub FC Santos, in dessen Reihen der vielleicht weltbeste Fußballer aller Zeiten, Pelé, spielte. Nicht nur für Gerd Siese bleibt diese Partie unvergessen. &bdquo;Wir spielten in Philadelphia in einem Footballstadion. Es war extrem heiß. 30.000 Fans nahmen auf nur einer Stadionseite - im Schatten - Platz. Sie wirkten dennoch wie verloren, da die Arena 100.000 Zuschauern Platz bot. Fasziniert waren wir auch von der Umkleidekabine. Sie war größer als ein Tanzsaal.“

Pelé, damals 32 Jahre alt, machte mit Arminia kurzen Prozess. Vier der fünf Tore beim deutlichen 5:0-Sieg erzielte der dreimalige Weltmeister, ehe er sich in der 70. Minute auswechseln ließ. Nicht nur sein Gegenspieler Dieter Pries war erleichtert.

Rätsel um den Verbleib des Pelé-Trikots Nach dem Abpfiff schrieb der sympathische Weltstar noch unzählige Autogramme für die Arminen und ließ sich zu einem Gruppenfoto überreden. Ungeklärt bis heute ist die Frage, ob es damals zu einem Trikottausch mit Pelé gekommen ist. Bernd Wehmeyer (72), heute in Hamburg lebend und Vizepräsident des Hamburger SV e. V., galt lange Zeit als Glückspilz, dieses begehrte Kleidungsstück ergattert zu haben.

Wehmeyer kann dieses Gerücht allerdings nicht bestätigen. &bdquo;Ich habe das Trikot mit der Rückennummer 5 von Carlos Alberto bekommen.“ Auch nicht der schlechteste Tausch, schließlich erzielte Alberto im WM-Finale von 1970 den Treffer zum 4:1-Endstand gegen Italien. Viele Jahre hing Albertos eingerahmtes Trikot in Wehmeyers Keller, ehe er es für einen guten Zweck versteigern ließ.

Weitere Arminia-Reisen in die USA Das Rätsel um den Verbleib von Peles Trikot bleibt somit ungeklärt. &bdquo;Vielleicht hat er sein Jersey dem Zeugwart zum Waschen gegeben“, vermutet &bdquo;Bulli“ Siese, &bdquo;denn der Tausch von Trikots war damals noch nicht gang und gäbe.“1979, 1980 und 1983 haben übrigens drei Jugendmannschaften von Arminia die USA besucht. Aber das ist eine andere Geschichte.

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