DFB-Pokalfinale und Aufstiegstraum: Warum Arminia Bielefeld der Spagat so gut gelingt

Bielefeld. Die vergangenen 14 Tage hatten es für Arminia Bielefeld in sich. Das Vorstoßen auf den direkten Aufstiegsplatz in der 3. Liga, der Einzug in das Endspiel um den DFB-Pokal, die Chance auf das Betreten der europäischen Fußballbühne. Das alles will erst einmal verarbeitet werden. Zum ersten Mal seit ihrem Halbfinal-Triumph über Bayer Leverkusen (1. April) haben die Arminen mal ein bisschen Zeit zum Nachdenken.

Denn nach dem Sieg zum Abschluss der zweiten kräftezehrenden Englischen Woche in Folge am vergangenen Sonntag bei Viktoria Köln (2:0) geht es für den DSC erst am Samstag mit dem Heimspiel gegen Hansa Rostock weiter. Bis zum großen Finale am 24. Mai in Berlin gegen den VfB Stuttgart geht es für den DSC von nun an wieder im normalen Wochenendrhythmus weiter.

Gewiss ein Vorteil für die Beine. Aber auch für den Kopf? Zu viel Zeit zum Nachdenken ist nicht immer gut. Mitch Kniat widerspricht. &bdquo;Wir sind die ganze Zeit am Limit, nicht nur körperlich, auch vom Kopf her“, sagt der Arminia-Trainer. Das Pokalfinale sei ein &bdquo;Dauerthema“, jeder werde immer wieder darauf angesprochen. Es sei wichtig, die vielen Fragen zum Pokal &bdquo;zur Seite zu drängen“. Da kann ein freier Tag enorm hilfreich sein.

Arminia-Kapitän Corboz: &bdquo;Wir haben noch sieben Endspiele“ Zumal der DSC ja noch ein paar weitere wichtige Spiele hat, bevor es in der Hauptstadt zum Showdown kommt. &bdquo;Uns ist bewusst, dass die Meisterschaft genauso wichtig ist wie der Pokal“, sagt Kapitän Mael Corboz. Sich im Angesicht des großen Finales immer wieder &bdquo;mental auf die Spiele in der Liga vorzubereiten, ist nicht immer einfach“, räumt er ein. &bdquo;Aber wir kriegen das momentan hin.“ Corboz sagt: &bdquo;Wir haben noch sieben Endspiele in dieser Saison – vielleicht mehr.“

Was der 30-Jährige meint: In der Liga warten noch fünf Partien auf den DSC, in denen es um den ersehnten Aufstieg in die 2. Liga geht, hinzu kommen die Finalpartien um den DFB- und den Westfalenpokal. Und auch die Relegation ist ja noch möglich.

Es ist Großes machbar für den DSC in dieser Saison, womöglich sogar Einmaliges. Corboz sagt, dass die Spieler das verdrängen müssen. &bdquo;Man darf nicht an die größeren Ziele denken“, betont der gebürtige US-Amerikaner, auch wenn er ja selbst merkt, dass das nicht so ganz einfach ist. Es seien &bdquo;ein, zwei schwierige Tage nach dem Pokalspiel“ gewesen. &bdquo;Das war so intensiv, dass ich die noch mal erleben möchte“, sagt er. Man denke aber auch, &bdquo;boah, wie kommt man wieder an den Punkt davor. Ich war nach dem Spiel gegen Leverkusen selbst gespannt, wie wir damit umgehen. Es geht um etwas Großes für den Verein – und natürlich auch für die Karrieren.“

Am Samstag gastiert Hansa Rostock auf der Bielefelder Alm Dass es den Arminen dennoch gelungen ist, nach dem Triumph über Bayer und den Feierlichkeiten den Fokus wieder auf die Liga zur richten und die folgenden drei Partien der abgelaufenen Englischen Woche allesamt zu gewinnen, spricht für Team und Trainer. &bdquo;Uns für den Alltag zu motivieren, gelingt uns gut“, sagt Corboz. Das Rezept sei, auch die Punktpartien so anzugehen, &bdquo;als wenn jedes Spiel ein Finale ist“.

Dieser Logik nach folgt das nächste Endspiel am Samstag um 14 Uhr in der heimseitig bereits ausverkauften Schüco-Arena gegen den Verfolger Rostock. &bdquo;Ich würde es nicht als Endspiel titulieren. Das Endspiel haben wir dann irgendwann in Berlin“, hat Coach Kniat eine andere Sichtweise als sein Kapitän auf die restlichen mindestens sieben Pflichtspiele dieser Saison.

Einig sind sich Corboz und Kniat wiederum darin, dass es in den kommenden Wochen extrem auf die Belastungssteuerung ankommen werde. &bdquo;Regeneration ist jetzt ganz wichtig, sogar wichtiger als Training. Die Abläufe sind drin, man muss am Spieltag hundertprozentig fit und frisch sein“, sagt Corboz. Vor diesem Hintergrund werde die Rückkehr in den Wochenendrhythmus &bdquo;guttun“.

Arminia-Trainer Kniat gewährt auch mal einen Tag extra frei Auch Kniat ist der Meinung, dass die Regeneration noch wichtiger sei als das Training, &bdquo;damit wir die Intensität auch in der letzten Saisonphase weiter zeigen können“. Die Abläufe, sagt er, sitzen sowieso, &bdquo;die haben wir über die ganze Saison erarbeitet“.

Jeder Spieler erhalte einen individuellen Trainings- und Pflegeplan, der auch Massagen oder Saunabesuche beinhalte. Kniat: &bdquo;Jeder kennt seinen Körper am besten. Wenn mir ein Spieler sagt, Mitch, ich brauche noch mal einen Tag frei, dann weiß ich, dass er den auch wirklich braucht. Da reden wir offen miteinander.“

Noah Sarenren Bazee beispielsweise habe &bdquo;über Monate hinweg ein, zwei Tage freigehabt, damit der Körper in den Zustand kommt, in dem er gerade ist“. Mit starken Leistungen im Pokal gegen Leverkusen (2:1) und in der Liga in Aachen (1:0) und gegen Wehen Wiesbaden (4:2) hatte sich der Offensivspieler überraschend zurückgemeldet. Zuletzt in Köln aber kassierte Sarenren Bazee eine dumme Gelb-Rote Karte, weshalb er gegen Rostock zum Zuschauen gezwungen ist. Auf diese erzwungene Belastungssteuerung hätte Kniat gewiss gut verzichten können.

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