Bielefeld. Doppelter Schock für den DSC Arminia Bielefeld: Erst sieht Christopher Lannert in der Partie gegen Dynamo Dresden Rot (75. Minute). Dann erzielen die Sachsen in der zehnten (!) Minute der Nachspielzeit tatsächlich noch das Siegtor zum 2:1 (1:0). 26.075 Zuschauer hatten alles versucht, gemeinsam mit dem DSC das 1:1 über die Zeit zu retten.
Vor der Partie ehrten die beiden Geschäftsführer Christoph Wortmann und Michael Mutzel das Trainerteam der Arminia. Mitch Kniat und Co. bestritten gegen Dresden ihr 100. Pflichtspiel in Diensten des DSC. Das Publikum feierte den 39-jährigen Chefcoach fast schon wie gewohnt mit einem Augenzwinkern und lautstarken „Kniat raus“-Rufen.
Die Fans waren also schon mal auf Temperatur. Und als Stadionsprecher Sebastian Wiese wenige Minuten später dann auch noch offiziell verkündete, was nach den Medienberichten der vergangenen Tage sowieso schon jeder wusste, hob sich auf der prallgefüllten Alm zum ersten Mal das Dach. „Der verlorene Sohn ist zurück“, sagte Wiese. „Hier ist unsere Nummer 38: Marius...“ Und die rund 24.000 Arminia-Anhänger schrien „Wööörl!“
Arminia verpflichtet Wörl nach zweijähriger Leihe nun fest
Der Offensivakteur, der nach zweijähriger Leihe im Sommer zunächst zum Ligakonkurrenten Hannover 96 zurückgemusst hatte, ist nun vom DSC fest verpflichtet worden. Ein Einsatz gegen Dynamo kam für den 21-Jährigen, der immer wieder lächelnd ins Publikum winkte, aber noch zu früh.
Im Vergleich zum letzten Ligaspiel in Kiel, das der DSC mit 2:0 gewonnen hatte, rückte gegen Dresden Sam Schreck für Benjamin Boakye in die Startelf. Das Tor hütete Leo Oppermann. Stammkeeper Jonas Kersken fehlte gesperrt, weil er in Kiel die Gelb-Rote Karte gesehen hatte. Auf der Bank nahm in Philip Hildesheim der Schlussmann der U21-Oberligamannschaft Platz.

Gerade einmal rund dreieinhalb Monate nach dem Last-Minute-1:1 im bis dahin letzten Aufeinandertreffen mit den Sachsen standen sich Arminia und Dynamo in der Schüco-Arena bereits wieder gegenüber. Dresden hatte von Beginn an etwas mehr vom Spiel und trat trotz der zuvor insgesamt drei Niederlagen in der Liga und im DFB-Pokal überraschend selbstbewusst auf.
Die leicht umformierte Heimelf hatte erhebliche Mühe, in die Partie zu finden. Folgerichtig gingen die Gäste in Führung. Nach einem Bielefelder Ballverlust im Mittelfeld (Tim Handwerker wollte auf Stefano Russo passen und schoss versehentlich Maximilian Großer an) gelangte der Ball über Nils Gustav Georg Fröling zu Niklas Hauptmann. Der platzierte Schuss des SGD-Kapitäns, den Großer und Christopher Lannert nicht eng genug markierten, schlug unerreichbar für Oppermann im langen Eck ein (0:1, 21. Minute).
Nur Arminia-Angreifer Grodowski sorgt für ein bisschen Gefahr
Wenig später tauchten auch die Hausherren zum ersten Mal gefährlich im Strafraum der Dresdner auf, doch den Schuss von Joel Grodowski konnte SGD-Torwart Tim Schreiber abwehren (23.).
Die intensive, körperbetonte Gangart der häufig auch gedankenschnelleren Gäste bekam den Bielefeldern überhaupt nicht. In der 37. Minute war es nach einer Handwerker-Hereingabe dann allerdings erneut Grodowski, der diesmal per Kopf das 1:1 verpasste. Zur Pause führten die leidenschaftlich kämpfenden Gäste durchaus verdient.
Zur zweiten Hälfte brachte Kniat Angreifer Julian Kania und Flügelstürmer Boakye für den enttäuschenden Noah Sarenren Bazee und den blassen Schreck in die Partie.
Grodowski packt den Hörner-Jubel aus
Wirklich zwingender wurden die Aktionen der Arminen dadurch zunächst aber auch nicht. Es dauerte bis zur 57. Minute, ehe Grodowski mit seiner vierten gefährlichen Aktion - kurz zuvor hatte er einen Distanzschuss etwas zu hoch angesetzt - dann zum Torerfolg kam. Eine gefühlvolle Flanke von Lannert nahm der Stürmer aus fünf Metern Torentfernung direkt. 1:1, Grodowski packte vor den Fans auf der „Süd“, na klar, den Hörer-Jubel aus.
In der 75. Minute folgte der Schockmoment für alle Arminen. Nach einem ungestümen Einsatz von Lannert gegen Stefan Kutschke zückte Schiedsrichter Tom Bauer die Rote Karte. Zwar wurde die Entscheidung vom Unparteiischen aus Mainz überprüft, doch Bauer blieb bei seiner Entscheidung: Notbremse und damit Platzverweis für den DSC-Verteidiger.
In Unterzahl hatte Marvin Mehlem nach einem Konter über Boakye und Kania das 2:1 für die Arminia auf dem Fuß, schoss aber knapp vorbei (82.). Im Gegenzug traf Kutschke für Dresden, der Treffer wurde aber aberkannt – Abseits.
In der elfminütigen Nachspielzeit hielt sich Bielefeld dann lange schadlos. Doch Luca Herrmann setzte mit einem traumhaften Fallrückzieher den Schlusspunkt (90.+10).