Leon Schneider wird ausgerechnet in seinem 100. Arminia-Spiel zum Pechvogel

Bielefeld. Es hätte auch ein ganz anderer Tag werden können für Leon Schneider. Er hätte im ersten Zweitliga-Derby seit 40 Jahren gegen Preußen Münster ein Tor schießen können. Eins für seinen DSC. Nicht dass er eine Chance dazu gehabt hätte, aber theoretisch wäre es möglich gewesen. Und alle hätten es ihm gegönnt, denn die Partie am Sonntag war sein 100. Einsatz für die Arminia.

Es ist zwar nicht die vorrangige Aufgabe des Innenverteidigers, vorne zu treffen, und er hat es in seiner Zeit bei den Bielefeldern auch erst zweimal geschafft, aber in den vergangenen Spielen hatte er ein, zweimal unter Beweis gestellt, dass er eine ordentliche rechte Klebe hat. In frischer Erinnerung ist der Kracher ans Lattenkreuz im Spiel gegen Nürnberg in der 89. Minute.

Schneider hätte aber auch auf der Bank schmoren können. Durch die Rückkehr des nach Innenbandriss genesenen Stefano Russo ins Team hätte einer der drei Innenverteidiger Schneider, Großer und Felix, die zuletzt immer gleichzeitig gespielt hatten, wieder raus rotieren können. Russo beherrscht es schließlich, sich von der Sechser-Position zwischen die zentralen Defensivspieler fallen zu lassen und so die Dreier- oder Fünferkette herzustellen.

Pechvogel an beiden Gegentoren beteiligt Doch DSC-Coach Mitch Kniat wählte eine ganz neue Option. Er ließ die drei &bdquo;IVs“ plus Russo auflaufen. So machte Schneider also in diesem besonderen Spiel seine Einsatz-Bilanz in Schwarz-weiß-blau dreistellig – und wurde gleichzeitig zum Pechvogel des Tages, indem er an beiden Gegentreffern beteiligt war. Am Ende wurde es ein Jubiläumsspiel mit einem Schneider-Tor – präziser einem Eigentor. Gebrauchter hätte der Tag nicht enden können

In der 32. Minute nahm das Unglück seinen Lauf. Marius Wörl wurde im Mittelfeld von zwei Münsteranern angegangen und schob die Kugel lang zurück in Richtung eigenes Tor. Die hintereinanderstehenden Großer und Schneider reagierten beide nicht und Kersken stand noch zu weit weg, um den Ball anzunehmen. Oliver Batista Meier spritze dazwischen, umkurvte den Bielefelder Keeper und schob zum 1:1 ein. Ein Geschenk.

Doch war auch alles mit rechten Dingen zugegangen? Schneider, der nach dem Spiel sichtlich zerknirscht war, hatte seine Zweifel. Zehn Sekunden vor der Verkettung, die zum Treffer führte, war er von Münsters Oscar Vilhelmsson umgerempelt worden. &bdquo;Ich fand, dass es davor ein Foul an mir war, das muss man meiner Meinung nach auch im Video überprüfen“, sagte der 25-Jährige.

Abspiel unpräzise und ohne Passschärfe Zur Wahrheit gehört auch, dass Schneider beim Rückpass von Wörl längst wieder auf den Beinen stand. Trotzdem sah er sich noch desorientiert: &bdquo;Er rennt voll in mich rein und ich bin auch liegen geblieben. Dann sehe ich, dass Wörli zurückspielt und dachte, dass er zu Jonas Kersken durchgeht. Ich habe den Spieler hinter mir nicht gesehen. Umso bitterer, dass wir wegen sowas dann verloren haben.“

Eine &bdquo;Unkonzentriertheit“, die &bdquo;ungewöhnlich“ für sein Team sei, so bewertete Kniat die Entstehung des Treffers: &bdquo;Wenn es ein Fehlpass in die andere Richtung gewesen wäre, wäre es kein Problem gewesen. Pässe nach hinten müssen halt immer ankommen. Da muss eine Passschärfe rein, da muss man zum Mann spielen und nicht in den Raum. Der Absender hat etwas anderes gedacht als der Empfänger und dann ist es das typische Kommunikationsproblem.“ Schneider bestätigte: &bdquo;Es war nicht Wörlis Schuld, sondern ein Koordinationsproblem zwischen uns allen da hinten.“

Beim 2:1 für Münster, einem Eigentor, sieht Schneider zwar äußerst unglücklich aus, eine Schuld trifft ihn dagegen kaum. Er gab zu, was die TV-Bilder ohnehin glasklar zeigten: &bdquo;Ich war schon als letzter am Ball. Jonas ist noch dran und der Ball springt unglücklich an meinem Fuß.“ Tatsächlich verfehlte Kersken den scharf rein gespielten Ball sogar und Schneider, der eigentlich richtig vor seinem Gegenspieler Lokotsch postiert war, blieb weniger als ein Wimpernschlag, um zu reagieren. Der Abpraller wählte die falsche Richtung.

Besserung gegen Bochum &bdquo;Das müssen wir im Vorfeld besser verteidigen“, kritisierte der Eigentorschütze die Entstehung zum 1:2, bei der Vorlagengeber Jano ter Horst viel Platz auf der rechten Seite hatte. Schneiders Fazit fiel dennoch nicht zu düster aus: &bdquo;Das 1:1 war sehr unglücklich. Wenn wir das nicht kassiert hätten, hätten wir heute gewonnen.“ Außerdem fand er: &bdquo;Wir waren auch in der zweiten Halbzeit die bessere Mannschaft und haben durch ein sehr unglückliches Tor am Ende verloren.“ Indirekt versprach Leon Schneider dann noch, in seinem 101. Spiel am Samstag beim VfL Bochum die Jubiläums-Form nachzuholen.

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