Aufholjagd im Europapokal: Blomberg kann Historisches erreichen

Blomberg . Frauenhandball-Bundesligist HSG Blomberg-Lippe hat im Rückspiel der dritten Qualifikationsrunde zur Gruppenphase zur EHF-European-League fünf Tore aufzuholen. Ist das gegen den ungarischen Vertreter Váci NKSE heute ab 18 Uhr in der Phoenix-Contact-Arena machbar? HSG-Geschäftsführer Torben Kietsch gibt im Interview eine Einschätzung und nimmt außerdem Stellung zum Hallenumbau und zu den niedrigen Zuschauerzahlen.

Erstmals seit langer Zeit und vielen innerdeutschen Duellen hat es für die HSG in der Vorwoche eine &bdquo;echte" Europapokal-Reise nach Ungarn gegeben – ein besonderes Flair?

Torben Kietsch: Ja, ganz klar. Das war für die Spielerinnen, aber auch für uns Verantwortliche spannend. Das hatte schon etwas mehr von der großen, weiten Sportwelt. Man sieht eine neue Halle, man lernt eine neue Mannschaft kennen. Und die Atmosphäre in Vác war stimmungsvoll. Der gesamte Auftritt war für unsere junge Mannschaft lehrreich.

Tore goldwert Und es ist fürs Rückspiel am Samstag alles offen?

Genau. Sicher hätten wir uns das Ergebnis knapper gewünscht, und fünf Tore musst du erst mal aufholen. Andererseits: Wir lagen bereits mit sieben Treffern zurück, so dass die letzten beiden Tore in der Schlussminute goldwert sein können. Wir müssen nun in der Phoenix-Contact-Arena Gas geben und dürfen nicht auf die Anzeigetafel schauen. Mit einer ordentlichen Leistung ist alles drin.

Sie sagten, die Atmosphäre in Vác sei bei 350 Besuchern stimmungsvoll gewesen. Das wünschen Sie sich auch für das Spiel in Lemgo.

Na, klar. Ich habe schon während des Halbzeittalks beim Pokalspiel gegen Dortmund gesagt: Die, die da sind, sorgen für Stimmung. Aber natürlich wünsche ich mir, dass die Ränge besser gefüllt sind.

Ein Minusgeschäft Bisher sind die Zuschauerzahlen in Bundesliga, Pokal und Europapokal enttäuschend gewesen.

Ja. Wir sind weit weg von Wirtschaftlichkeit. Jedes Heimspiel ist zurzeit ein Minusgeschäft.

"Jamern hilft nicht" Würde es denn in der Halle an der Blomberger Ulmenallee, die momentan umgebaut wird, anders aussehen?

Das weiß ich nicht. Die niedrigen Zahlen sind ja auch nicht ein exklusives Thema der HSG. Das ist ein deutschlandweites Thema über quasi alle Sportarten hinweg, wir haben nicht die Zahlen von vor der Pandemie. Es gibt bei uns auch Stimmen, die sagen, nach Lemgo sei es zu weit. Andere meiden derzeit eben wegen Corona gänzlich solche Events – oder es reicht das Livestream- bzw. TV-Angebot. Es ist ein Mischmasch aus verschiedenen Gründen. Jammern hilft nicht. Wir müssen attraktiven Handball bieten.

Zahlen gehen runter Wir sprachen über Zuschauerzahlen. Nach drei Bundesliga-Heimspielen liegt die HSG bei einem Schnitt von 652, der ligaweite Durchschnitt ist deutlich niedriger.

Unsere Zahlen sind leider von Spiel zu Spiel runter gegangen. Sehen Sie, die Oldenburg-Partie war unter der Woche, zudem hatten der TBV und wir in dieser Zeit vier Heimspiele innerhalb von sechs Tagen. Das ist dann auch für eingefleischte Fans vielleicht schon zu viel des Guten oder eben halt einfach auch finanziell nicht machbar.

"Was wäre die Alternative?" Während des Hallenumbaus: Wäre vielleicht ein anderer Standort besser gewesen?

Wir haben uns für Lemgo entschieden, und das hat auch viel Sinn gemacht. Die Halle kennen wir, auch was die Werbemöglichkeiten oder den Saalplan angeht. Im Sommer hatten wir ja noch große Hoffnung, dass die Corona-Situation und damit die Zuschauer-Situation eine andere ist. Was wäre denn die Alternative gewesen? Zu Augustdorf haben wir keinen Bezug. Gehst du nach Hameln, gehst du in ein anderes Bundesland. Lemgo ist die logische und sinnvolle Option.

Wo jetzt Europapokal gespielt wird.

Und die Mannschaft hat es verdient, dass sie unterstützt wird. Wir können das erste Mal in die Gruppenphase der European League einziehen und somit etwas Historisches erreichen. Also: Wir können Mann und Maus gebrauchen.

HSG-Supersamstag Hilft da ein Tag des Handballs, den die HSG heute in der Phoenix-Contact-Arena anbietet?

Ich hoffe. Es besteht die Hoffnung, dass der eine oder andere Zuschauer zusätzlich kommt. Zunächst spielt die C-Jugend, dann um 15 Uhr die zweite Mannschaft gegen Hannover. Und dann gibt es das Europapokal-Spiel. Innerhalb von ein paar Stunden kann man also tollen Nachwuchs-Handball und die Profis sehen, ein echter HSG-Supersamstag.

Erstes Spiel im März? Bleibt die Frage nach dem Hallenumbau. Wie ist der Stand?

Wir werden nicht im Dezember fertig sein. Wir hoffen, im März unser erstes Spiel an der Ulmenallee bestreiten zu können.

Also gibt es in dieser Saison doch noch Bundesliga-Flair in Blomberg?

Da besteht eine berechtigte Hoffnung, schließlich geht die Saison ja bis in den Mai hinein.

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