Ludwigsburg. Die Bundesliga-Handballerinnen der HSG Blomberg-Lippe haben am Mittwochabend ihr erstes Finalspiel um die Deutsche Meisterschaft bei HB Ludwigsburg mit 29:36 (13:19) verloren. Damit muss die HSG am Samstag, 19 Uhr, an der Ulmenallee die zweite Partie unbedingt gewinnen, um noch im Rennen zu bleiben. Gekennzeichnet war der Finaltag für das lippische Team von viel Pech. Denn die Anreise in Richtung Ludwigsburg zur „MHPArena" verlief alles andere als glatt. Rund eineinhalb Stunden vor dem Zielort, berichtete Mia Reckendorf - bei der HSG für Kommunikation und Medien zuständig -, endete die Busfahrt abrupt. Denn die Autobahn wurde aufgrund eines Unfalls vollgesperrt. „Keine Chance" „Das war etwa 400 Meter vor uns. Wir hatten keine Chance, die Stelle zu umfahren", erklärte Mia Reckendorf. Anschließend glühten die Telefondrähte. Mannschaftsverantwortlicher Oliver Lippert nahm Kontakt zur Handball-Bundesliga Frauen (HBF) und zum gastgebenden Verein HB Ludwigsburg auf. Um 18.09 Uhr teilte Mia Reckendorf dann mit: „Wenn alles so weiter läuft, wird gegen 20 Uhr angepfiffen." Diese um eine Stunde verspätete Anwurfzeit bestätigte wenig später auch die HBF. Wenig Zeit Erst nach 19 Uhr hatte der HSG-Bus dann die Halle erreicht, teilte Mia Reckendorf mit. Gleich darauf ging es schon aufs Feld zum Aufwärmen. Viel Zeit zur intensiven Vorbereitung blieb da also nicht – ausgerechnet in einem Finalspiel um die Deutsche Meisterschaft. Vor dem Spiel war bekannt geworden, dass die 12 Erst- und 16 Zweitligisten aus der Handball-Bundesliga Frauen (HBF) Johanna Reichert vom Thüringer HC in der 1. Liga und Paulina Uścinowicz vom HSV Solingen-Gräfrath in der 2. Liga zu den Spielerinnen der Saison gekürt haben, das teilte die HBF mit. Stimmberechtigt waren pro Verein jeweils Trainer und Trainerinnen sowie die Mannschaftskapitänin. Reichert, unter anderem Torschützenkönigin der European League, setzte sich bei der Wahl gegen die Shootingstars Nieke Kühne von der HSG Blomberg-Lippe und Nina Engel von der HSG Bensheim/Auerbach sowie Xenia Smits von HB Ludwigsburg durch. Respekt vor HSG Ludwigsburgs Trainer Jakob Vestergaard hat durchaus Respekt vor dem Kontrahenten, der auf die erkrankte Andrea Jacobsen verzichten musste, aber wieder auf Rechtsaußen Lisa Rajes (zuletzt beruflich verhindert) bauen konnte. „Ich bin etwas überrascht, dass es Blomberg geschafft hat, aber sie haben es in dieser Saison überragend gemacht", wird er in einer Pressemitteilung des Vereins zitiert. Vestergaard war übrigens einst Lehrer und Handball-Mentor von HSG-Spielerin Ida Hoberg und meinte vor dem Anpfiff vor dem Mikro noch, dass es auf eine „super Abwehr" ankomme, und: „Wir müssen das Tempo steuern. Blomberg hat in Dortmund mit viel Tempo gespielt." Sein Kollege Steffen Birkner meinte: „Ich brauche keine Spielerin zu motivieren. Wir müssen eine gewisse Lockerheit haben, und wir haben gesehen, dass im Play-off-System viel möglich ist." Großes Pech Eigentlich fanden die Gäste trotz der nervigen Anreise und des verspäteten Anpfiffs gut in die Partie, so stand es nach vier Minuten 2:1 für die HSG. Doch in der fünften Minute war sie erneut im ganz großen Pech: Bei einem Wechsel sprintete Ida Hoberg zur Bank, rutschte ganz böse weg und fiel in die erste Zuschauerreihe. „Sie hat ein Kühlpack am linken Fuß", vermeldete Mia Reckendorf zur Pause. Von diesem Verletzungsschock erholte sich Blomberg nicht mehr. Der Top-Favorit aus Ludwigsburg machte blitzschnell aus dem 1:2 ein 9:2 nach elf Minuten. Noch bitterer für den Außenseiter aus Lippe: Ona Vegué vergab ihre ersten beiden Siebenmeter. Erst nach dem 5:13 (17.) berappelte sich das Team ein ganz klein wenig. Dennoch: Zur Pause war das Spiel beim 13:19 bereits verloren zu sein. Und auch im zweiten Durchgang blieb Blomberg-Lippe im Pech. Nach einem Zusammenprall mit einer Gegenspielerin musste auch Rückraumspielerin Laetitia Quist das Feld mit einem Cut an der Lippe verlassen. Später hieß es aus dem HSG-Lager, dass sie sich eventuell sogar eine leichte Gehirnerschütterung zugezogen haben könnte. Ein ganz bitterer Abend für die HSG, die auch nach einem 20:30 (48.) weiter viel Moral bewies. Trainer-Meinung Klartext sprach nach dem Spiel Blombergs Trainer Steffen Birkner: „Dass wir im Stau stehen, dafür kann keiner ’was. Aber hier in Ludwigsburg sind wir getrieben worden, weil alles schnell, schnell gehen musste. Schnell in die Halle, schnell zum Erwärmen, schnell wieder zurück aufs Feld. Das ist nicht im Sinne eines Finales. Da hätte ich mehr Fingerspitzengefühl erwartet. Der Sieg für Ludwigsburg geht in Ordnung und ist verdient. Wir haben über 60 Minuten Moral bewiesen, doch irgendwann war keine Kraft mehr im Tank." Zwei Fragezeichen Am Morgen nach dem Spiel und nach der Rückkehr gegen 4 Uhr in der Früh am Donnerstag stellte sich die Situation bei der HSG Blomberg-Lippe wie folgt da: Laut Mia Reckendorf, zuständig für Kommunikation und Medien, steht bei Ida Hoberg aufgrund ihrer Verletzung am Sprunggelenk im Verlauf des Tages ein Arztbesuch an. Laetitia Quist sei durch den Zusammenprall mit ihrer Gegenspielerin „ausgeknockt" worden. Beide drohen, für das zweite Finalspiel am Samstag in Blomberg auszufallen. Dagegen besteht die Hoffnung, dass Andrea Jacobsen, die krank ausgefallen war, wieder in den Kader zurückkehrt. Kurz und knapp HB Ludwigsburg: Bundsen, Roth; Behrend (7), Carlson (5/1), Gassama, Hvenfelt (5), Kudlacz-Gloc, Leuchter (4), Mala (3), Nestaker (5), Smits (3), Thomaier (3/1), Johansen (1).Blomberg-Lippe: Veith, Ludwig (11.-30.); Rüffieux (2), Quist (1), Magnusdottir (3), Frey (1), Kühne (6), Hoberg, Rajes (1), Jaron (n.e.), Vegué (3/1), Mühlner (6/2), Tietjen (1), Hauf (5). 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