Paderborns Kunstschütze erlebt gegen Hertha eine Achterbahnfahrt der Gefühle

Paderborn. Es hätte für Raphael Obermair ein perfekter Abend werden können. Der 28-jährige Außenbahnspezialist des SC Paderborn hatte am Freitag im Zweitliga-Heimspiel gegen Hertha BSC Berlin mit einem wunderschönen Kunstschuss das erste Freistoßtor seiner Profikarriere erzielt. Seine Mannschaft hatte gut 70 Minuten lang ganz stark aufgespielt und in der ausverkauften Home-Deluxe-Arena bis zur 84. Minute mit 2:1 geführt. Doch dann setzte es noch zwei späte Gegentreffer. Der SCP verlor folglich mit 2:3 (1:1), blieb zum fünften Mal in Folge sieglos, kassierte die dritte Pleite in Serie und wartet weiter auf den zweiten Rückrunden-Heimsieg.

&bdquo;Das ist schon sehr unglücklich. Wir haben alles im Griff, machen aber den Sack nicht zu. Und am Ende macht es die Hertha dann mit ihrer individuellen Klasse richtig gut“, resümierte ein tief enttäuschter Obermair, der in der 16. Spielminute noch in Glücksgefühlen geschwelgt hatte. Da hatte es für die Hausherren einen 20-Meter-Freistoß aus halblinker Position gegeben. Es war eine perfekte Entfernung für Florent Muslija. Dummerweise kickt dieser seit der Rückrunde für den SC Freiburg.

Und so schnappte sich Obermair das Spielgerät. Der gebürtige Rosenheimer zog gekonnt ab und das Leder flog in einer kunstvollen Flugkurve zur Paderborner 1:0-Führung ins linke obere Eck. &bdquo;Ich hab mir schon bei Flo etwas abgeschaut und Freistöße trainiert. Es war ein tolles Tor. Aber es hilft uns nicht weiter“, kommentierte Obermair seinen dritten Saisontreffer.

&bdquo;Eigentor“ von Klefisch Dass dieser nicht für Zählbares reichte, lag auch an einer Szene, die nur eine Minute nach dem 1:0 folgen sollte. SCP-Sechser Kai Klefisch wollte einen Rückpass mit dem Außenrist spielen, schlug aber ein Luftloch. Hertha nahm die Einladung dankend an und markierte durch Aymane Barkok das 1:1 (17.). &bdquo;Das war ein Eigentor“, ärgerte sich Paderborns Sportchef Benjamin Weber und ergänzte: &bdquo;Wir hatten schon einige solcher Fehler, die der Gegner hart bestraft hat. Wir dürfen nicht so viele Geschenke verteilen.“

Von Stürmer Filip Bilbija gab es derweil Trost für den Unglücksraben. &bdquo;Kai ist für mich ein super Sechser. Ich mag seine Art und Weise, wie er spielt. Er ist ein guter Typ. Ich mache ihm überhaupt keinen Vorwurf“, sagte Angreifer mit Blick auf seinen Teamkollegen, der zur Halbzeit ausgewechselt wurde.

Auf der Ersatzbank war Klefisch vermutlich sehr erleichtert, als SCP-Abwehrchef Visar Musliu in der 59. Minute eine Ecke von Aaron Zehnter zum hochverdienten 2:1 einköpfte. Doch am Ende waren die Gastgeber zu Tode betrübt, denn Hertha-Joker Bilal Hussein (84.) und Torjäger Haris Tabakovic (90.) sorgten dafür, dass die dominierende Mannschaft mit leeren Händen dastand. &bdquo;Es ist nicht einfach, sich nach solchen Spielen wieder in einen Topzustand zu bringen. Aber bislang haben wir das immer geschafft“, sagte Sportchef Weber.

Hoffen auf den Brustlöser Raphael Obermair ist guter Dinge, dass seine Mannschaft auch dieses Negativerlebnis wegstecken wird. &bdquo;Wir müssen nur irgendwie einmal wieder gewinnen“, sagte der 28-Jährige und fügte an: &bdquo;Letztlich fehlen ja nur die Ergebnisse.“ Allerdings sind diese nun einmal nicht nur im Fußball das Entscheidende.Nüchtern betrachtet kann der SCP aber aus dem Hertha-Spiel viele positive Dinge ziehen. Das gilt nicht zuletzt auch für Raphael Obermair, der nicht nur wegen seines sehenswerten Treffers ein gutes Spiel gemacht hatte.

Letzteres war in den vergangenen Wochen selten der Fall gewesen. Nachdem sich Obermair bis Anfang März in Topform präsentiert hatte, blieb der Schienenspieler gegen Schalke, Braunschweig und St. Pauli zumeist deutlich unter seinen Möglichkeiten. &bdquo;Das war schon eine kleine Delle“, gab der gebürtige Oberbayer nach der Partie gegen Hertha zu. &bdquo;Ich hoffe, dass es nun wieder bergauf geht. Heute war es ein kleiner Anfang. Vielleicht wird das Freistoßtor ja für mich zum Brustlöser“, so Obermair.

Die nächste Gelegenheit, die Sieglosserie zu beenden, wird es erneut in der heimischen Home-Deluxe-Arena geben. Der Karlsruher SC gastiert am kommenden Samstag um 13 Uhr in Paderborn. Die Leistung des SCP darf dann durchaus wieder gerne so sein wie gegen Hertha. Das Ergebnis aber sollte tunlichst anders ausfallen.

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