SCP-Erfolg beim Ende mit Schrecken: Paderborn trotzt allen Widrigkeiten

Rostock/Paderborn. Eigentlich hatten die Spieler des SC Paderborn am Pfingstsonntag gute Gründe, um mit den mitgereisten SCP-Fans nach dem Schlusspfiff zu feiern. Sie hatten soeben mit einem 2:1 (0:0)-Sieg beim FC Hansa Rostock einen Dreier zum Zweitliga-Saisonfinale eingefahren. Paderborn knackte damit die 50-Punkte-Marke und verteidigte vor Greuther Fürth seinen siebten Tabellenplatz. Letzteres beschert dem SCP TV-Mehreinnahmen in Höhe von 800.000 Euro. Doch Paderborns Fußballhelden sprinteten schnurstracks in die Kabine.

Das war auch absolut nachvollziehbar, denn die Stimmung im Rostocker Ostseestadion war im wahrsten Sinne des Wortes explosiv. In der dritten Minute der Nachspielzeit passierte nämlich genau das, was viele im Vorfeld befürchtet hatte. Aus Frust über den Abstieg in die 3. Liga zündeten Hansa-Fans auf beiden Seiten des Stadions massiv Pyrotechnik. Leuchtraketen flogen, dichte Rauchschwaden zogen durch die Arena. Kanonenschläge segelten in den Innenraum und auf den Rasen, der an manchen Stellen buchstäblich brannte.

&bdquo;Das war keine Pyro, das waren gefühlt Handgranaten. Da zuckst du schon zusammen“, berichtete Lukas Kwasniok. Für Paderborns Cheftrainer kam diese Eskalation aber nicht überraschend. &bdquo;Ab heute morgen um 10 Uhr hast du im Hotel schon ständig Böller gehört. Ich war mir ziemlich sicher, dass die Fans im Worst Case noch ein paar überhaben werden“, sagte Kwasniok.

Kwasniok kritisiert die &bdquo;Zwei-Watt-Birnen“ unter den Fans Schiedsrichter Harm Osmers blieb jedenfalls nichts anderes übrig, als die Mannschaften in die Kabine zu beordern. Ein Spielabbruch drohte. Doch nach einer fast halbstündigen Zwangspause pfiff Osmers die Partie wieder an. Drei Minuten waren noch zu absolvieren. Hansa, das zwei Tore benötigte, warf noch einmal alles nach vorne. Doch der SCP rettete den Vorsprung ins Ziel.

&bdquo;Wir hätten nichts dagegen gehabt, wenn das Spiel abgebrochen worden wäre. Aber es gebietet die sportliche Fairness, es nach Möglichkeit zu Ende zu bringen. Die Spielfortsetzung war dann auch normal und vernünftig“, urteilte Kwasniok.

Zudem bat der SCP-Coach, nicht alle Hansa-Fans über einen Kamm zu scheren. &bdquo;Man muss das differenziert betrachten. Hinter unserer Bande waren beispielsweise sehr viele Fans erbost über die eigenen Zwei-Watt-Birnen in ihren Reihen“, erklärte Kwasniok und fügte an: &bdquo;Aber leider ist der Fußballplatz gefühlt ein rechtsfreier Raum geworden. Wenn zu viele Menschen mit wenig Watt in der Birne den Laden übernehmen, haben wir ein Problem.“

Zur Erinnerung: Bereits im Hinspiel hatten Rostocker &bdquo;Zwei-Watt-Birnen“ in Paderborn randaliert und für 38 Verletzte sowie hohe Sachschäden gesorgt. Beim Rückspiel am Sonntag erlitten sechs Polizisten und ein Hansa-Mitarbeiter ein Knalltrauma, weil sie nach der Partie vor dem Stadion mit Knallkörpern beworfen worden waren.

Beide Torhüter patzen folgenschwer Und so geriet das Sportliche an diesem so gar nicht besinnlichen Feiertag in den Hintergrund. Die Geschichte des Spiels ist aber auch schnell erzählt. Paderborn hatte die Partie gegen spielerisch arg limitierte Hausherren über weite Strecken gut im Griff. Rostock kam eigentlich nur nach SCP-Patzern zu Torchancen.

Ein besonders dicker Schnitzer führte in der 48. Minute zum 1:0 für Hansa. SCP-Keeper Pelle Boevink leistete sich einen Black-out. Rostocks Stürmer Nils Fröling sagte danke und netzte zur Führung ein. Und da Wehen Wiesbaden zeitgleich das 1:1 gegen St. Pauli kassierte, kletterte Hansa in der Blitztabelle auf Relegationsrang 16.

Lukas Kwasniok konnte mit Adriano Grimaldi, Felix Platte, Robert Leipertz und Sirlord Conteh aber noch vier hochkarätige Offensivkräfte einwechseln. Und zwei Joker schlugen dann auch prompt zu. Platte markierte per Distanzschuss in Minute 72 das 1:1, wobei diesmal Hansa-Keeper Markus Kolke patzte. Grimaldi köpfte schließlich eine Freistoßflanke von Aaron Zehnter zum 1:2-Endstand (87.) ein. Hansa war abgestiegen. Wehen Wiesbaden sagte danke.

&bdquo;Die Partie war ein Spiegelbild der Saison. Es war von uns nicht brillant, aber es war wieder Fußball mit Herzblut“, konstatierte Paderborns Coach, dessen Team einmal mehr seine Widerstandsfähigkeit und seine Comeback-Qualitäten unter Beweis gestellt hatte. So steckte der SCP erneut diverse Rückschläge weg. Seien es die verletzungsbedingten Auswechslungen von David Kinsombi (41.) und Calvin Brackelmann (59.), der fatale Boevink-Patzer oder die durchaus angsteinflößenden Begleitumstände. Zumindest im Stadion sollte sich die Lage nach dem Spiel dann aber beruhigen. Und so kamen die SCP-Kicker am Ende doch noch einmal aus der Kabine, um sich bei den mitgereisten Fans zu bedanken.

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