Paderborns Cheftrainer Lukas Kwasniok: „Wir müssen das hungrigste Team sein“

Walchsee. Sieben arbeitsreiche Tage in Tirol liegen hinter den Zweitligakickern des SC Paderborn. Am Sonntag ging es für den SCP-Tross zurück in die Heimat, das Trainingslager in Walchsee ist Geschichte. Und Lukas Kwasniok ist voll des Lobes. Im Gespräch mit &bdquo;nw.de“ urteilt der SCP-Cheftrainer über das Trainingscamp sowie über die Qualität der Neuzugänge und der Mannschaft, um zugleich auf die Ziele für die Zweitliga-Saison 2024/25 zu blicken.

Herr Kwasniok, wie fällt ihr Trainingslager-Fazit aus?

Lukas Kwasniok: Ich durfte ja schon einige Trainingslager mit dem SCP erleben. Fußball-inhaltlich und qualitativ würde ich das hier auf Platz eins setzen. Die Bedingungen waren perfekt. Die Mannschaft hat es herausragend gemacht. Insgesamt würde ich das Trainingslager auf eine Stufe mit der Amerika-Reise setzen, die vor zwei Jahren natürlich etwas ganz Besonderes gewesen ist.

Wie zufrieden sind Sie mit den Neuzugängen?

Vermutlich habe ich auch in den vergangenen Jahren nie gesagt, dass die Neuzugänge noch gar keinen Ball getroffen haben. Und kein Trainer sagt nach drei Wochen: Oh, da haben wir aber völlig daneben gelegen. Aber man muss ganz einfach feststellen, dass unsere neuen Jungs nicht nur mitschwimmen und uns in der Breite verstärken, sondern dass sie um Stammplätze kämpfen. Das ist nicht in jedem Jahr so und zeigt, dass wir uns qualitativ verbessert haben. Der Konkurrenzkampf wurde deutlich angeheizt. Das macht mir Spaß.

Wer hat denn von den Neuen die größten Startelf-Chancen?

Das Wort Startelf existiert vielleicht noch mit Blick auf ein Spiel, gilt aber schon lange nicht mehr für eine ganze Saison oder für eine Halbserie. Dafür ist die Qualitätsdichte einfach zu groß. Das ist wohl unser größter Faustpfand. Ich glaube, dass wir kaum Qualität einbüßen, wenn Spieler ausfallen. Das ist für einen Trainer das Schönste.

Sind Sie mit dem aktuellen Kader schon rundum zufrieden?

Ja, das bin ich. Nur wenn sich noch etwas Außergewöhnliches tun sollte, würden wir reagieren. Aber dann muss es für die Gruppe einen Mehrwert haben, denn die Gruppe steht über allem. Es ist ein großer Vorteil, dass wir die Mannschaft schon früh zusammenhaben. Automatismen sitzen dann schneller, das Vertrauen untereinander wächst. Ich habe schon jetzt das Gefühl, dass es keinen Teil der alten Mannschaft und keinen Teil der neuen Mannschaft mehr gibt. Es ist bereits eine Einheit. Nur Sven Michel kam ein bisschen später, aber der brauchte keine Eingewöhnungszeit. Diesen Vorteil wollen wir nutzen.

Was gibt Rückkehrer Sven Michel dieser Mannschaft?

Er hebt das Durchschnittsalter. Nein, ernsthaft, sein linker Fuß und seine Zielstrebigkeit sind Gold wert. Hinzu kommen bei ihm eine Routine und Schlitzohrigkeit sowie ein großes Durchsetzungsvermögen. Wenn er nicht weiß, was er machen soll, dann schießt er. Sven löst enge Situation effektiv.

Und wer wird beim SCP der neue Kapitän?

Die Entscheidung soll eigentlich erst rund eine Woche vor dem Saisonstart getroffen werden. Vielleicht aber auch früher. Möglicherweise wählen wir diesmal den Mannschaftsrat vorab. Dann kann ich ja mal schauen, ob der Kapitän, den ich im Kopf habe, überhaupt dabei ist.

Einen überraschend starken Eindruck macht im Trainingslager Luis Engelns, der gerade einmal 17 Jahre alt ist. Da scheint in den nächsten Jahren richtig was kommen zu können, oder?

Sie sagen es: In den nächsten Jahren. Wir sollten den jungen Mann erst einmal im Profibereich ankommen lassen. Natürlich ist Luis ein großes Talent. Er hat eine gottgegebene Physis, er ist groß, kann viel laufen und Tore erzielen. Das ist eine gute Basis. Aber mit 17 hat man noch Schwächen, an denen wir arbeiten, sodass er irgendwann bereit für Zweitliga-Einsätze ist.

Aber bis dahin ist es noch ein Stück, auch wenn er vom Potenzial her viele Dinge mitbringt. Luis wird erst einmal sein Abitur machen, sodass er bei uns nicht jede Trainingseinheit absolvieren kann. Er soll demgegenüber durch zusätzliche Trainingseinheiten gefördert werden. Und Luis soll über die U21 an den Seniorenfußball gewöhnt werden. Wir dürfen nicht vergessen, dass er noch zwei Jahre in der U19 spielen könnte.

Unter Ihrer Regie ist der SCP nun dreimal in Folge auf einem einstelligen Tabellenplatz gelandet, ihr Team holte stets 24 bis 29 Punkte pro Halbserie. Ist trotzdem noch mehr drin?

Es ist immer mehr drin. Die Frage impliziert, dass ein einstelliger Tabellenplatz zu wenig ist. Bei den Maßstäben, die in der Bundesliga gelten, wären wir in den vergangenen Jahren immer international dabei gewesen. Doch auch ein sechster Platz in der 2. Liga ist ein Erfolg. Für mich sind die ersten sechs, sieben Mannschaften der 2. Liga echte Spitzenteams. Und das dreimal in Folge zu schaffen, ist außergewöhnlich gut.

Wenn wir das wiederholen können, wäre das eine sensationelle Leistung. Aber dafür muss viel passen. Hamburg, Hertha, Düsseldorf, Köln, Schalke und Hannover müssen aufsteigen. Dann kommen Teams wie Nürnberg, Karlsruhe, Darmstadt, die sich ebenfalls in den oberen Regionen sehen. In diese Sphären vorzurücken, ist für uns eine brutale Challenge. Aber unser Ziel ist es, sich stetig zu verbessern. Und da geht es vor allem auch um die Spielweise.

Was wollen Sie denn von ihren Spielern sehen?

In der ersten Ansprache dieser Vorbereitung habe ich den Jungs drei Dinge mit auf den Weg gegeben. Erstens: Wir müssen das hungrigste Team sein - ob wir nun am Ende Sechster oder Siebter, Fünfter oder Zwölfter werden. Nach einem Sieg müssen wir Hunger auf den nächsten Sieg haben. Wenn jemand ein Tor erzielt hat, muss er im nächsten Spiel Hunger auf zwei Tore haben. Wir brauchen einen enormen Hunger in allen Bereichen. Zweitens: Das Motto lautet &bdquo;Make today amazing“. Wir müssen jeden einzelnen Tag nutzen. Inhaltlich, aber auch zwischenmenschlich. Wir müssen dauerhaft eine gute Stimmung haben.

Und drittens: Work hard, be smart. Wir müssen hart arbeiten, aber auch clever sein. Wir brauchen nach wie vor kleine Wettbewerbsvorteile durch taktische Winkelzüge, überraschende Aufstellungen, überraschende Standards. Da müssen wir sehr pfiffig sein. Und ich muss die Jungs auch immer wieder mal überraschen und auf Spannung halten. Denn Monotonie ist der Tod der Aufmerksamkeit.

Das Auftaktprogramm hat es mit den Spielen gegen Hertha, Darmstadt und Angstgegner Fürth diesmal in sich.

Das Programm ist mir völlig egal. Entscheidend ist, wie viele Punkte wir nach 34 Spielen haben. Aber grundsätzlich ist es doch schön, wenn wir gleich bei einer Mannschaft wie Hertha BSC spielen, die hohe Ambitionen und einen gewissen Reiz hat. Die Jungs kämpfen alle um ihren Platz in der Startelf. Und solch ein Spiel ist noch einmal ein zusätzlicher Anreiz, um Vollgas zu geben.

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