US-Boy Santiago Castaneda bereitet dem SC Paderborn große Freude

Paderborn. Sein erstes Spiel in der 2. Fußball-Bundesliga wird Santiago Castaneda wohl nie vergessen. Der 19-jährige Neuzugang des SC Paderborn stand am vergangenen Samstag beim 2:1-Auftaktsieg gegen Hertha BSC auf Anhieb in der Startelf und lieferte vor den mehr als 48.000 Zuschauern im Berliner Olympiastadion als Sechser eine beeindruckend abgeklärte Vorstellung ab. &bdquo;Als ich das Spielfeld betreten habe, hatte ich Gänsehaut. Es war ein Traum von mir, mal in so einem Stadion vor so vielen Zuschauern zu spielen“, betont Castaneda.

Dass sein sieben Jahre älterer Bruder Justin auf der Tribüne saß, machte das Debüt umso schöner. &bdquo;Er ist mein Vorbild“, sagt der 19-Jährige. Selbiges gilt für seinen Vater Carlos, der einst in Kolumbiens zweiter Liga als Profi kickte. &bdquo;Mein Vater hat immer zu mir gesagt: Du musst Opfer bringen, wenn du Profi werden willst“, erklärt der SCP-Novize mit dem Spitznamen &bdquo;Santi“.

Und der 1,91 Meter große US-Kolumbianer brachte für seine Träume und Ziele schon ein großes Opfer. So wagte Castaneda im Sommer 2023 im Alter von 18 Jahren den Sprung von seiner Heimat in Florida nach Deutschland. Der talentierte Mittelfeldspieler hatte bis dato stets bei seinen Eltern in Tampa gewohnt. Und dies auch zu seiner Zeit beim Florida FC Premier.

Ein Lichtblick in Duisburg Dabei handelt es sich um eine Nachwuchsakademie, die vom US-Sportartikelhersteller Capelli Sport unterstützt wird. Capelli wiederum war bis zur vergangenen Saison Partner des MSV Duisburg, der seine Scouts im Sommer 2022 zu einem einwöchigen Jugendturnier nach Dänemark schickte. Dort spielten auch Talente aus Florida vor. Castaneda überzeugte, landete auf dem Zettel der MSV-Scouts und heuerte zur Saison 2023/24 beim damaligen Drittligisten an.

&bdquo;Ich stand vor der Wahl: College oder Profifußball in Deutschland“, erklärt der SCP-Akteur. Die Wahl fiel auf Deutschland. &bdquo;Die ersten Monate waren schwer. Und dann kamen der November, der Dezember. Solche Temperaturen kennen wir in Florida nicht“, sagt Castaneda. Da der MSV zudem eine Horrorsaison erwischte, die im Worst-Case-Szenario Drittliga-Abstieg endete, gab es eigentlich genügend Gründe für ein Scheitern Castanedas. Doch das besagte Scheitern blieb aus.

Der 18-jährige Jungspund, der zunächst kein Wort Deutsch sprach, avancierte vielmehr zu einem der wenigen Lichtblicke beim MSV. Castaneda absolvierte 31 Drittligaspiele, empfahl sich für höhere Aufgaben und landete schließlich in Paderborn. Und auch beim SCP scheint ihm auf Anhieb der Durchbruch zu gelingen.

Castaneda erinnert an Humphreys und Schallenberg Für Lukas Kwasniok ist das keine große Überraschung. &bdquo;Santi ist sehr offen, sehr kommunikativ und extrem lernwillig“, sagt Paderborns Cheftrainer und vergleicht Castaneda mit seinem Ex-Schützling Bashir Humphreys. Dieser war ebenfalls als 19-Jähriger aus dem Ausland zum SCP gekommen. &bdquo;Beide sind für ihr Alter sehr reif, übernehmen Verantwortung und finden sich in einer neuen Umgebung schnell zurecht. Das ist schon außergewöhnlich“, urteilt Kwasniok.

Sein neues Team habe es ihm aber auch leicht gemacht, sagt Santiago Casteneda und fügt an: &bdquo;Alle unterstützen mich und behandeln mich wie einen Freund oder Bruder. Es fühlt sich wie Familie an.“ Der 19-Jährige ist aber nicht nur in seiner Persönlichkeitsentwicklung, sondern auch in Sachen Spielintelligenz erstaunlich reif.

&bdquo;Seine Adapationsfähigkeit ist unfassbar. Santi kann Bälle abgreifen. Das hatten wir in dieser Form seit Ron Schallenberg nicht mehr. Und er kann die Innenverteidiger absichern. Mit ihm erhöhst du die Wahrscheinlichkeit, ein Spiel zu gewinnen, weil er viele Schnellangriffe des Gegners unterbinden kann“, lobt SCP-Coach Kwasniok.

Die Athletik muss noch besser werden Und so darf Castaneda wohl auch an diesem Sonntag, 11. August, im ersten Saison-Heimspiel gegen den SV Darmstadt 98 (13.30 Uhr, Home-Deluxe-Arena) von Beginn an ran. Doch dem 19-Jährigen ist bewusst, dass es auch Rückschläge geben wird. Für ihn sei es schon ein Erfolg, wenn er im 20er-Kader stehe. Und Castaneda weiß, dass er in vielen Bereichen noch zulegen muss. Beispielsweise bei der Athletik.

&bdquo;Ich war schon immer recht schmächtig“, erklärt der Sechser, der mit einem Landsmann an diesen Defiziten arbeitet. So stammt der neue SCP-Athletikcoach Ruben Solis ebenfalls aus den USA und trainierte Casteneda noch dazu bereits beim MSV Duisburg. &bdquo;Ich habe mich riesig gefreut, dass auch Ruben nach Paderborn gekommen ist“, sagt der 19-Jährige.

Die Arbeit mit Solis soll ihm auch dabei helfen, seine langfristigen Ziele zu verwirklichen. &bdquo;Die Nationalmannschaft ist ein Traum von mir“, erklärt Castaneda, der mit den USA und Kolumbien gleich zwei Optionen hätte. Seine Vereinskarriere will der 19-Jährige unterdessen in Europa verbringen. Auch wenn das bedeutet, dass er seine Eltern nur maximal zwei- bis dreimal im Jahr sieht. Aber offenbar hat Santiago Castaneda beim SCP eine Ersatz-Familie gefunden.

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