Bielefeld. Früher Tradition zu Silvester, heute verboten: das Bleigießen. Seit dem 1. Januar 2018 muss der Bleianteil in Metall aufgrund einer EU-Verordnung weniger als 0,05 Prozent betragen, was das Aus bedeutete für die Neujahrswahrsagerei. Fünf Jahre liegt der Beschluss zurück. Doch welche Alternativen haben sich in der Zwischenzeit ergeben?
Zunächst sei jedoch Sinn und Zweck der eingestellten Tradition erklärt: Das Bleigießen war lange Zeit ein Brauchtum, bei dem mit einem Löffel Bleistücke über einer Kerze erhitzt wurden, bis sie sich verflüssigten, um sodann den Chemiecocktail in kaltes Wasser zu gießen. Beim sofortigen Auskühlen nimmt das vergossene Blei die unterschiedlichsten Formen an.
Wenn die Ananas die heimliche Liebe ankündigt
Diese wurden wie ein Kaffeesatz gedeutet. Die Interpretation erfolgte in der Regel frei. Doch nicht selten lag eine Interpretationshilfe dem gekauften Blei-Set bei. Das Warenhaus Karstadt publizierte online einst eine Begriffserklärung. So sei nach dieser Liste ein Bleistück, das wie eine Ananas aussah, ein Zeichen für eine heimliche Liebe. Eine Gabel wiederum bedeutete eine gefährdete Freundschaft und ein Rad große Veränderungen.
Aber: Dieser nostalgische Spaß hatte seinen Preis, wie das Umweltbundesamt erklärt. Beim Erhitzen von Blei entstehen Blei-Oxide, die in die Raumluft verdampfen und über die Atemwege aufgenommen werden könnten. Wenn Kinder mit dem Blei in Berührung kamen und anschließend ihre Hände in den Mund nahmen, bestand ebenfalls ein erhöhtes Gesundheitsrisiko. Bereits geringe Mengen beeinträchtigen die Intelligenzentwicklung von Kindern enorm.
Das sind die Alternativen
Neben dem Bleigießen kam früher auch das Blei-Lametta, das insbesondere beim Entsorgen in Kompostier- und Verbrenneranlagen die Umwelt verschmutzte, als Gesundheitsgefahr hinzu. Über die Luft oder den Nahrungspfad kehrte der Schadstoff vom Weihnachtsfest letztendlich zum Menschen zurück.
Um zumindest das gesundheitliche Risiko des Bleigießens zu umgehen, nennt die Stiftung Warentest mehrere Alternativen. Besonders beliebt und dem Blei ähnlich: Zinn. Das sei ungiftig und schmelze sogar schneller als Blei. Wirklich bleifrei sind auch die Zinnvarianten nicht immer. Das wäre nur das Rein- oder Lebensmittelzinn.
Hilfe aus der Bienenwelt
Eine kinderfreundliche Variante: Kerzenwachs. Das Wachs verhält sich anders als Zinn und bleibt teilweise flach an der Wasseroberfläche oder zerbricht, wenn es aus dem Wasser gefischt wird.
Doch auch aus den ungewohnten Figuren kann allerlei gedeutet werden. Das klappt auch gut mit Bienenwachs. Hierbei entstehen jedoch gelbe Gestalten.
Lecker, aber gefährlich
Etwas gefährlicher wird es mit der folgenden Lösung: Brot oder Keksteig in siedendes Öl geben. Kurz ausbacken und dann: voilà, fertig ist das Orakelförmchen, das anschließend sogar gegessen werden kann.
Aber Vorsicht: Bevor es an das Interpretieren geht, müssen die Teiglinge ausreichend auskühlen. Kinder sollten zudem von Eltern angeleitet werden, da Fettspritzer schnell zu Verbrennungen führen können.
Wer ganz auf Nummer sicher gehen will
Wem das doch zu waghalsig ist, dem ist die digitale Version per App empfohlen. Bei vielen Anbietern liegt auch ein Bleigieß-Lexikon bei, um die digitalen Kreationen zu deuten. Noch ungefährlicher sind da nur noch Kartenlegen, Kaffeesatzlesen oder Glückskekse.