Die seit Langem taumelnde Kaufhauskette Galeria Karstadt Kaufhof macht in 52 Häusern das Licht aus, und die Filialen in Bielefeld und Paderborn sind auch betroffen. Schlimm für die insgesamt mehr als 150 Mitarbeiter allein in OWL, die sich einen neuen Job suchen müssen. Und ein potenzielles Standortrisiko – für die betroffenen Städte ebenso wie für die benachbarten Einzelhändler. Denn falls nun jahrelange Leerstände wie einst in Minden, Detmold oder Herford nach dem Aus dortiger Warenhäuser folgen, dann werden die Innenstädte von Bielefeld und Paderborn komplett in Mitleidenschaft gezogen. Und doch ist der Abschied der Galeria Karstadt Kaufhof GmbH und ihres windigen Eigentümers René Benko wahrscheinlich das Beste, was den beiden ostwestfälischen Oberzentren in der gegenwärtigen Situation passieren konnte.
Denn eine Garantie, dass die beiden heimischen Warenhäuser und alle ihre 127 Schwesterstandorte nach der neuerlichen Pleite – nach dem Zusammenbruch des Arcandor-Konzerns 2009 und dem Insolvenzverfahren von 2020 – jetzt einer blühenden Zukunft entgegengehen, durfte man von dem Essener Unternehmen nicht mehr erwarten.
An tollen Plänen hatte es eigentlich nie gemangelt
Dabei hat es an tollen Plänen ja nicht gemangelt. Schon vor mehr als 20 Jahren gab es konkrete Ideen, das schon damals in die Jahre gekommene Haus in Bielefeld aufzupäppeln und mit einer gläsernen Kuppel mit dem Nachbargebäude zu verbinden. Für mehr als oberflächliche Renovierungen hat es aber nie gereicht, und wer heute einen Blick hinter die Kulissen riskiert, sieht den tristen Charme der 50er.
Die Eigentümer der Immobilien – in Paderborn die Unternehmensgruppe Sahle Wohnen, in Bielefeld der Immobilienentwickler Philipp Freiherr von Bechtolsheim mit dem Gewerbeimmobilien-Spezialisten Zamberk Real Estates Ventures – haben nun die Chance, neue Konzepte ohne Karstadt-Kaufhof zu entwickeln. Klingt vielleicht einfacher, als es ist, aber die Tendenz, Einzelhandel mit Büros und Wohnungen zu mischen, scheint vorgegeben. Bleibt zu hoffen, dass Planungs-, Genehmigungs- und (Um-)Bauphasen nicht wieder Jahrzehnte dauern.