Von dieser Tarifrunde bei der Bahn wird vor allem eines bleiben: ihr unglaublich zäher Verlauf, schlimmer als eine Zuckelfahrt mit einem ICE mit Türstörung und kaputten Signalen auf der Strecke. Seit Februar ringen die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) und die Deutsche Bahn (DB) um einen Tarifvertrag für 180.000 Beschäftigte. Erklärtes Ziel der Gewerkschafter: Die Basis sollte immer mitgenommen werden. Eine Folge davon: Zum ersten Mal überhaupt wurde eine Urabstimmung über einen unbefristeten Streik mit der Entscheidung über ein Schlichtungsergebnis verbunden.
Nun liegt das Ergebnis vor. Für Bahnfahrerinnen und Bahnfahrer ist es eine gute Nachricht: Die EVG wird in dieser Tarifrunde nicht mehr streiken. Für die Gewerkschaftsführung ist es eine Katastrophe: Nur eine denkbar knappe Mehrheit steht hinter ihrer Strategie und dem Ergebnis. Für EVG-Chef Martin Burkert und die Verhandler werden die nächsten Wochen extrem hart. Sie haben die EVG mit voller Wucht erst aufs falsche Gleis und dann an den Prellbock gefahren.
Der Riss, der durch die Mitgliedschaft geht, wird ohne personelle Veränderungen kaum zu kitten sein. Besonders die gut verdienenden Lokführer sind sauer: Weil Zugbegleiterinnen und Fahrdienstleiter einen Extra-Zuschuss bekommen, sehen die Lokführer das ganze Lohngefüge aus dem Lot geraten und fühlen sich von ihren Chefs nicht mehr vertreten.
Die EVG wollte ihren Mitgliedern in dieser Tarifrunde beweisen, dass auch sie hart verhandeln kann - nicht nur der große Konkurrent Claus Weselsky mit seiner Gewerkschaft deutscher Lokomotivführer (GDL). Der gemeinsame Streik mit Verdi Ende März zeigte die gemeinsame Macht. Danach aber ging es rapide bergab, bis die EVG sogar vorm Arbeitsgericht mit ihrem 50-Stunden-Warnstreik scheiterte.
Weselsky lacht sich ins Fäustchen. Er erhandelt im Herbst. Streikdrohungen inklusive.