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Das Ende des Bargelds steht nicht bevor

Matthias Bungeroth

Bargeldloses Bezahlen ist bei Kundinnen und Kunden immer beliebter. - © dpa
Bargeldloses Bezahlen ist bei Kundinnen und Kunden immer beliebter. (© dpa)

Es ist eine wahre Geschichte: Vor zwölf Jahren war der Schreiber dieser Zeilen auf einer Urlaubsreise in Norwegen. Am Airport Oslo angekommen, sollte der erste Weg zu einem Geldautomaten führen. Denn in Norwegen gibt es ja keinen Euro. Auf die Nachfrage am Infoschalter, wo denn ein solches Gerät zu finden sei, blickte man in ratlose Gesichter. „Cash - we don’t use it anymore“, war die Antwort. Zu Deutsch: „Bargeld benutzen wir nicht mehr“.

Das war ein wenig übertrieben, wie das gleichzeitige Augenzwinkern in den Augen des freundlichen Personals zum Ausdruck brachte. Und doch: Völlig an den Realitäten vorbei ging die Antwort nicht. Bargeldloses Bezahlen, so sollte sich während der gesamten Reise auch in abgelegenen Regionen herausstellen, war in dem skandinavischen Land schon damals extrem weit verbreitet. Selbst das Kaugummi am Kiosk wurde dort schon per Karte bezahlt.

Eine gute Dekade später sind die digitalen Bezahlmethoden auch in der breiten Mehrheit der Bevölkerung Deutschlands angekommen. Ob per Giro- oder Kreditkarte, per Smartphone oder Smartwatch - die Wege des Geldtransfers sind im Laufe der Jahre immer vielfältiger geworden und werden auch gerne genutzt.

Dieser Weg ist irreversibel

Dahinter steht die Erfahrung, dass digitales Bezahlen komfortabel ist und auch ein hohes Maß an Sicherheit gewährleisten kann. Die neue Rekordzahl von rund 7,5 Milliarden Bezahlvorgängen per Girocard im Jahr 2023 lässt zudem den Schluss zu: Dieser Weg ist irreversibel, und das ist gut so. Denn für Menschen aller Altersgruppen ist das digitale Bezahlen vom Grundsatz her gut zu bewältigen, wenn man sich mit den Abläufen ein wenig befasst hat.

Zudem bietet es die Möglichkeit, dass niemand mehr unbedingt mit größeren Bargeldbeträgen im Portemonnaie auf der Straße unterwegs sein muss. Das Zahlen in Bäckereien, wo jahrzehntelang kleine Münzen an den Kassen hin und her bewegt werden mussten, gehört immer mehr der Vergangenheit an. Die Belegschaften dort wissen den digitalen Zahlungsverkehr bereits jetzt sehr zu schätzen.

Und doch machen die Geldhäuser und auch der Handel die Beobachtung, dass das Bargeld parallel als Zahlungsmittel noch nicht ausgedient hat. Auch das ist gut so. Denn es bietet einem die Sicherheit, für den Fall, dass die Girocard einmal beschädigt, das Netz wackelig oder das Smartphone zu Hause liegen geblieben ist, weiterhin zahlungsfähig zu sein.

Es braucht weiterhin Geldautomaten

Andere haben das Gefühl, sie haben eine bessere Kontrolle über ihre Ausgaben, wenn sie sich für einen bestimmten Zeitraum eine bestimmte Summe Bargeld von ihrem Geldinstitut abholen und diesen Rahmen dann auch nicht überschreiten. Auch das ist legitim und verständlich.

Aus all dem können die Geldhäuser und die Einzelhändler nur einen Schluss ziehen: Es braucht auch weiterhin eine Service-Infrastruktur, die den Zahlungsverkehr per Bargeld grundsätzlich absichert. Dazu gehört von Bankenseite zwingend ein in der Fläche sinnvoll verteiltes Netz von Geldautomaten. Mit diesem Serviceangebot haben sich über Jahrzehnte Sparkassen und Volksbanken bei Privatkunden einen Marktvorteil erobert.

Dieses Netz von Geldautomaten ist weiterhin gefragt. Das zeigt im Übrigen auch die Entwicklung am eingangs erwähnten Airport in Oslo. Dort gibt es, so die Homepage des Flughafens, aktuell 27 Geldautomaten, die sogar mit 50 verschiedenen Währungen gefüttert sind. Das Beispiel des digitalen Musterlandes zeigt: Die Zweigleisigkeit im Zahlungsverkehr wird bis auf Weiteres erhalten bleiben.

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