Keine Bargeldzahlung in Bäckerei in OWL: Müssen Geschäfte Bargeldzahlung anbieten?

Bielefeld. Beim Thema Bar- oder Kartenzahlung scheiden sich die Geister. Während manche nie Bargeld bei sich tragen, zahlen andere lieber alles in Münzen und Scheinen. Womit sich aber vermutlich beide Parteien einig sind: Die Möglichkeit zu bezahlen, möchten sie immer haben. Doch nicht immer geht es in Restaurants oder Cafés nach persönlicher Vorliebe: Viele Lokale bieten gar keine Kartenzahlung an, andere akzeptieren nur noch diese.

So auch eine Bäckerei im Kreis Gütersloh. Seit dem ersten Oktober nehmen die Verkäuferinnen der Konditorei und Bäckerei Welpinghus keine Barzahlung mehr an. Davon seien die Kunden nicht ausschließlich begeistert, berichtet Geschäftsführerin Friederike Tebbe. Was müssen Bäckereien, Cafés oder Restaurants anbieten, und was nicht?

Einige Lokale nehmen keine Barzahlung mehr an, sondern ausschließlich Karte. Ist das erlaubt? Im neuen Koalitionsvertrag steht, mindestens eine digitale Zahlungsmethode sollen künftig Lokale anbieten. Die Umstellung soll schrittweise erfolgen, sodass Kunden überall frei entscheiden können, ob sie bar oder mit Karte zahlen.

Grundsätzlich dürfen Bäckereien, Restaurants und Cafés ausschließlich Kartenzahlung akzeptieren. Denn wie Bielefelder Rechtsanwalt Florian Steiner auf NW-Anfrage erklärt, gilt das Prinzip der Vertragsfreiheit. Das bedeutet, wenn zwei Parteien – in diesem Fall Käufer und Verkäufer – einen Vertrag schließen, dürfen sie dessen Konditionen selbst bestimmen. Dazu gehört auch die Zahlungsmethode. Bei einem solchen Einkauf wird zwar kein schriftlicher Vertrag aufgesetzt, er kommt allerdings durch schlüssiges Verhalten zustande.

Kundinnen und Kunden müssen bereits vor ihrem Kauf eindeutig sehen können, welche Zahlungsmethode angenommen wird. Das können Geschäfte mit einer eindeutigen Kennzeichnung, beispielsweise einem gut sichtbaren Schild schon an der Tür oder am Tresen, deutlich machen. Wenn dort steht &bdquo;keine Barzahlung“, dann müssen sie diese auch nicht akzeptieren.

Müssen Lokale Barzahlung annehmen? &bdquo;Letztendlich entscheidet jeder Unternehmer für sich, welche Zahlungsmöglichkeiten er akzeptiert. Je mehr Optionen es gibt, desto besser ist das natürlich für Kunden“, erklärt David Riechmann, Finanzexperte der Verbraucherzentrale NRW. Ist für Kundinnen und Kunden nicht direkt ersichtlich, dass nur Kartenzahlung akzeptiert wird, ist es für Händler weniger einfach, das einem Kunden zu erklären.

Denn in diesem Fall ist nichts anderes vereinbart worden als das gesetzlich geltende Zahlungsmittel: Bargeld. Es könnte durchaus verwirren oder irritieren, dieses nicht anzunehmen.

Welche digitalen Methoden gibt es außer Kartenzahlung (per Smartphone etc.)? &bdquo;Neben klassischen Kartenzahlungen gibt es in Deutschland viele digitale Bezahlmethoden“, erklärt die Bundesbank. Dazu zählt etwa die &bdquo;Digitalisierung der Karte“, bei der Kundinnen und Kunden per Smartphone oder Smartwatch über Wallets wie Apple Pay oder Google Pay bezahlen. Auch Händler-Apps sowie Anbieter wie PayPal, Klarna oder Wero gehören zu den sogenannten mobilen Zahlungen, die meist auf Lastschriften oder Echtzeitüberweisungen basieren.

Haben die Zahlungsmethoden Vor- und Nachteile? Je nach Blickwinkel haben sowohl Bar- als auch Kartenzahlung Vor- und Nachteile. Wie die Bundesbank mitteilt, werden Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen von Betrieben einerseits ohne Bargeld um etwas Arbeit erleichtert: Weder morgens noch abends stehen Wechselgeld zählen oder Einnahmen zur Kasse bringen an. Am Verkaufstresen können sie schneller und effizienter arbeiten, und hygienischer ist es ohne Münzen und Scheine ebenfalls.

David Riechmann von der Verbraucherzentrale NRW berichtet außerdem, dass es auch einen Bequemlichkeitsfaktor habe, immer und überall schnell mit dem Handy zahlen zu können. Selbst mit vergessenem Portemonnaie sei man noch zahlungsfähig. &bdquo;Wobei man natürlich immer darauf achten muss, noch genug Akku zu haben“, erklärt er.

Dieser Aspekt entfällt sowohl bei der Kartenzahlung als auch beim Bargeld. &bdquo;Viele haushalten außerdem damit, sich ein Budget für gewisse Dinge pro Monat bar festzulegen. So ist es einfach zu sehen, wie viel Geld noch da ist.“ Denn wenn Bares weg ist, ist es weg. Bei einer Kartenzahlung hingegen ist es weniger übersichtlich, da manche Abbuchungen erst verzögert erfolgen. Für Kinder sei es ebenfalls leichter, den Umgang mit Geld zu lernen, wenn sie Beträge in Scheinen und Münzen vor sich sehen. &bdquo;Und damit kann ein Kind schnell allein zum Bäcker Brötchen holen – das ist bei der Karte schwieriger.“

Die Verbraucherzentrale empfiehlt, immer Bargeld für einen Wocheneinkauf zu Hause zu haben. Für den Fall, dass digitale Systeme längerfristig ausfallen. Vor allem in ländlichen Regionen, wo es keine Option sei, zu einem anderen Supermarkt zu fahren, sei das ratsam. &bdquo;Da ist Bargeld einfach krisenfester.“

Welche Kosten entstehen bei Betrieben? Laut einer Studie der Bundesbank aus dem Jahr 2019 ist Bargeld im Einzelhandel meist günstiger als die Zahlung mit EC-Karte. Eine Barzahlung kostet Geschäfte im Schnitt etwa 24 Cent pro Einkauf, eine EC-Zahlung rund 33 Cent. Auch beim Zeitaufwand liegt Bargeld in der Studie vorn: Der Bezahlvorgang dauert im Durchschnitt rund sieben Sekunden kürzer, nämlich 22,3 statt 29,4 Sekunden.

Die gemessenen Zeiten gelten allerdings für eine Kartenzahlung mit PIN-Eingabe. In einer Studie der Bundesbank von 2023, die auch kontaktloses bezahlen einschließt, sieht es anders aus: Kontaktlose Kartenzahlung ohne PIN dauert nur 15,2 Sekunden. Damit ist sie neben der Zahlung per Smartphone mit 14 Sekunden die schnellste Methode. Lang dauert demnach nicht der Vorgang, die Karte herauszuholen, sondern die Authentifizierung.

Wie reagieren Verbraucher auf ausschließlich digitale Systeme? David Riechmann berichtet, dass bei der Verbraucherzentrale wegen fehlender Möglichkeit, bar zu zahlen, nur sehr vereinzelt Beschwerden eingehen. &bdquo;Allerdings ist die Barzahlung hier noch so verbreitet, dass das einfach noch nicht so ein Problem darstellt“, sagt der Experte. Gut kommuniziert sei es leichter für Verbraucher zu verstehen, wenn eine Zahlungsmethode ausfällt.

Die voranschreitende Digitalisierung macht sich nicht nur beim Bezahlen bemerkbar. Verkehrsunternehmen Mobiel hat sein Ticketsystem ebenfalls umgestellt und digitalisiert: Zum 1. November gehen die Entwerter für Papiertickets &bdquo;in Rente“, Einzel- und Tagestickets gibt es zwar noch zu kaufen, aber nur noch digital. In diesem Fall, genau wie bei Konditorei und Bäckerei Welpinghus, regte sich auch einiger Unmut in den Kommentarspalten der NW. Denn in jedem Fall möchten Kunden vor allem eines: die Möglichkeit, frei zu entscheiden, ob digital oder nicht.

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