Ostern gilt als das Fest des Friedens. Die Gräueltaten der Kreuzigung Jesu vom Karfreitag sind vorbei. Nach biblischer Lehre wird der Kreuzestod durch die Auferstehung des gemarterten Christus am Ostersonntag in Hoffnung verwandelt. In Hoffnung für das Leben und den Frieden.
Der ein Jahr in Mali als Geisel von Islamisten festgehaltene Pater Lohre aus Hövelhof glaubt fest an diese Hoffnung und diesen Gott. Das hat er dieser Zeitung kürzlich in einem Interview gesagt. So konnte er die Einschränkungen, die Ängste für sich und die Sorgen um seine Nächsten ertragen. Eine fast beneidenswerte Lebenshaltung. Er sagt: „Die Entführer waren keine bösen Menschen.“ Christen sagen, sie seien getröstet in ihrem Glauben.
Ist diese Haltung auch gegenüber einem bösen Menschen möglich? Aktuell politisch gefragt: Sollte sich die orthodoxe Ukraine ihrem Schicksal ergeben und Teile ihres Staates an den Aggressor Putin abgeben? Um Frieden zu haben?
Gedanken über den Frieden sind berechtigt
Das wäre ein toller Frieden. Mit Unterdrückung, Folter, Vergewaltigung und Unfreiheit. Und dem Risiko, dass der Krieg jederzeit wieder entfacht wird. „Wer das Schwert nimmt, soll durch das Schwert umkommen“, sagt Jesus in der Nacht seiner Festnahme zu Petrus, der ihn mit dem Schwert verteidigt. Das ist eine grundsätzliche Absage an Gewalt, nicht unbedingt nur an Verteidigung. Denn die Angreifer werden die Worte auch gehört haben.
Dennoch ist diese Ansage eine Gelegenheit zum Nachdenken, zum Abwägen und für einen Perspektivwechsel. Nicht jeder Vorschlag, zumindest bezüglich eines „Einfrierens“ des Aggressionskrieges und späteren Friedens, ist Schwachsinn. Auch wenn die Aussichten auf einen dauerhaften Friedenserfolg angesichts des wirklich bösen Angreifers Putin derzeit extrem gering sind.
Einen Gedanken ist ein solches Szenario dennoch wert. Nur damit nicht alle in dieselbe Richtung denken. Das ist immer gefährlich. Vermutlich hat Papst Franziskus diesen Impuls gehabt, als er der Ukraine jüngst empfahl, die weiße Fahne zu schwenken, um Frieden zu ermöglichen. Das reale Leben richtet sich aber leider nicht nach den Idealen der Bibel.
Ankündigungen von Diktatoren sollten nicht unterschätzt werden
Erst kürzlich haben deutsche Historiker um den konservativen und angesehenen Geschichtswissenschaftler Heinrich August Winkler von der Bundesregierung mehr Waffen zur Unterstützung der Ukraine gefordert. Sie begründeten den Vorstoß mit dem Hinweis auf die Beschwichtigungspolitik Englands und Frankreichs gegenüber Hitlers Aggression 1938, die damals fehlschlug.
Kurz darauf melden sich international rund 40 Nobelpreisträger und -trägerinnen mit demselben Argument zu Wort. Die Ukraine müsse diesen Krieg gewinnen, nicht nur nicht verlieren, schreiben sie. Und die freien Staaten sollten die russische Opposition sowie die Reste freier Medien stärker unterstützen.
Putin wird wegen seiner Strategie von klugen Menschen immer mehr in die Nähe Hitlers gerückt. Es spricht einiges dafür. Man sollte die üblen Ankündigungen von Diktatoren, Hitler wie Putin, ernst nehmen. Putin will unter seinem atomaren Schutzschirm die Existenz der Ukraine als Staat auslöschen und niemand weiß, wie er weitermachen würde, wenn ihm nicht Einhalt geboten wird. Das wird die Ukraine allein nicht schaffen. Wenn der Westen weiter in Freiheit leben und Ostern auch zukünftig in Frieden feiern will, wird er Kiew stärker unterstützen und Putin mit Taten klarmachen müssen, dass er nicht zurückweicht.