In Zeiten, in denen sich die deutsche Wirtschaft in einer tiefen strukturellen Krise befindet, klingen Rufe nach einer Vier-Tage-Woche wie blanker Hohn. Betriebe aus der Landwirtschaft oder dem Gesundheitswesen dürften diesem Modell ohnehin und zu Recht kritisch gegenüberstehen. Es eignet sich nicht für alle Branchen.
Das muss es aber auch gar nicht. Man sollte den Gedanken hinter der Vier-Tage-Woche nicht vorschnell abtun. Am Ende geht es in den Unternehmen darum, dass Geschäftsführung und Belegschaft eine besprochene Leistung einhalten – und ein Ziel erreichen. Wie genau, ist zweitrangig. In der Wirtschaft nennt man das Technologie-Offenheit.
Die neue bundesweite Studie weckt trotz gewisser Schwachstellen durchaus Hoffnung. Ihr zentrales Ergebnis: Eine reduzierte Wochenarbeitszeit um zehn oder 20 Prozent schmälert die finanzielle Leistungsbilanz eines Unternehmens nicht, steigert aber Motivation und Zufriedenheit der Mitarbeitenden. Die Gründe sind simpel: Die Mitarbeitenden haben mehr Freizeit, weniger Stress – und leben somit gesünder. In Zeiten, in denen die Krankentage der Beschäftigten in Deutschland neue Höchstwerte erreichen, kann man diese Erkenntnis gar nicht ignorieren. Und: Das Modell kann Betriebe für weitere Fachkräfte attraktiv machen.
Die Vier-Tage-Woche erfordert Bereitschaft zu Veränderungen
Die Vier-Tage-Woche ist weder die Lösung für alle Probleme – noch eine Einladung zu Faulheit. Es geht nicht per se darum, einen ganzen Tag freizumachen. Sondern darum, Stunden zu reduzieren - und effizienter zu arbeiten. Das erfordert Bereitschaft zu Veränderungen.
Das Modell ist in einigen Branchen ein Ansatz, zu prüfen, ob Arbeitsabläufe mutiger hinterfragt, Meetings gekürzt, Prozesse digitalisiert und Mitarbeitende in ihrer Autonomie gestärkt werden können. Wenn am Ende das Geschäftsergebnis stimmt, profitieren alle Beteiligten.