Vier-Tage-Woche rettet Stellen: Taugt Phoenix Contact als Vorbild?

Blomberg. Phoenix Contact in Blomberg führt die Vier-Tage-Woche ein und rettet so Arbeitsplätze. Diese Schlagzeile machte Mitte Dezember die Runde. In diesem Jahr läuft für ein Drittel der Belegschaft des Elektronik- und Automationsriesen die gesetzlich befristete Kurzarbeit aus. Weiterhin schwankt aber die Nachfrage. Die kurzfristige Lösung für ein halbes Jahr ist nun eine Umwandlung der tariflich zugesicherten Zusatzzahlungen in bezahlte Freizeit für alle 5.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

In Ostwestfalen-Lippe streichen in diesem Jahr einige Unternehmen Stellen oder haben Stellenstreichungen angekündigt. Die Zahl der Arbeitslosen in ganz Nordrhein-Westfalen steigt – die Arbeitslosenquote liegt laut Bundesagentur für Arbeit in NRW bei 7,5 Prozent. Wäre die Vier-Tage-Woche eine Lösung gegen die steigende Arbeitslosigkeit in der Region?

Daniel Salewski, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Detmold, sieht unterschiedliche Voraussetzungen als Bedingungen für ein Gelingen seines, wie er es nennt, &bdquo;Lippischen Weges“. Das Modell greife in dieser Form zum Beispiel nur bei einer Tarifbindung. &bdquo;Man muss kreativ werden, wenn man seine Beschäftigten halten will“, sagt er. Für die Gewerkschaft hat er in Blomberg die Lösung mit der Geschäftsführung von Phoenix Contact gefunden. &bdquo;Die Vier-Tage-Woche ist ein Instrument mehr, um Beschäftigte zu halten“, sagt er. Für eine langfristige Lösung könnte man Personal auch verschieben oder umschulen. Salewski ist sich ziemlich sicher, dass das Blomberger Beispiel in der Branche Schule machen kann.

Wann die Vier-Tage-Woche eine Lösung ist – und wann nicht Völlig anderer Meinung ist dagegen Johannes Pöttering, Hauptgeschäftsführer der Landesvereinigung der Unternehmensverbände NRW. &bdquo;Die Vier-Tage-Woche kann keine generelle Lösung gegen Arbeitsplatzabbau sein, dafür sind die jeweiligen betriebsspezifischen Herausforderungen in der Regel viel zu unterschiedlich“, sagt er. &bdquo;Ob Arbeitszeitverkürzungen helfen können, Beschäftigung zu sichern, muss daher jedes Unternehmen jeweils für sich selbst entscheiden.“ Ähnlich reagiert die Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen zu Bielefeld (IHK) und ergänzt, dass die Arbeitszeitverkürzung keine generelle Antwort auf konjunkturelle Krisen sei und langfristig erst recht nicht für die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft.

Einen anderen Weg als Phoenix Contact geht zum Beispiel auch die ZF Friedrichshafen AG, bedeutender Zulieferer der Automobilindustrie und größter Arbeitgeber in Stemwede im Kreis Minden-Lübbecke. Bis zum Jahr 2028 sollen nach und nach bundesweit 11.000 bis 14.000 Stellen gestrichen werden. In der Dümmer-Region sollen in der Zeit von derzeit rund 2.500 Mitarbeitenden 110 Stellen abgebaut werden. &bdquo;Wir gehen davon aus, dass die geplante Anpassung der Personalkapazitäten sozialverträglich erfolgen wird. Hierbei sind verschiedene Modelle denkbar“, sagt Florian Tausch, Sprecher der ZF-Division Chassis Solutions.

Die Vier-Tage-Woche sei aber nicht im Fokus, &bdquo;da wir davon überzeugt sind, die notwendigen Ziele durch die verkündeten oder bereits umgesetzten Maßnahmen sowie durch natürliche Fluktuation, Aufhebungsvereinbarungen oder Altersteilzeit erreichen zu können.“ Eine dieser Maßnahmen war zum Beispiel das Ende der Produktion im niedersächsischen Damme aufgrund des auslaufenden Mietvertrages. &bdquo;Unprofitable Produktgruppen wurden in Länder mit vorteilhaften Kostenstrukturen verlagert“ und &bdquo;profitablen Produktgruppen aus Damme nach Wagenfeld“.

Dennoch sei die Vier-Tage-Woche, auch da sind sich IHK und Pötting einig, ein gangbarer Weg, wenn sich alle Parteien darauf verständigen könnten, durch eine Arbeitszeitverkürzung zu versuchen, Arbeitsplätze zu halten. Im Einzelfall könne die Vier-Tage-Woche wie in Blomberg &bdquo;auch vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels für eine gewisse Zeit helfen, die Belegschaft bis zum Wiederanziehen der Auftragslage zu halten“, so die IHK.

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