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DFB-Verkauf von Arminia-Final-Tickets oder: Nur ein Klick entfernt vom Wahnsinn

Christian Lund

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Viele Arminia-Fans wollen in Berlin dabei sein. Bei dem Ticketverkauf des DFB sind viele von ihnen leer ausgegangen. - © picture alliance / CHROMORANGE
Viele Arminia-Fans wollen in Berlin dabei sein. Bei dem Ticketverkauf des DFB sind viele von ihnen leer ausgegangen. (© picture alliance / CHROMORANGE)

Es hätte ein freudiger Tag werden sollen. Ein Tag, an dem der Traum von Berlin für Fans von Arminia Bielefeld ein Stück greifbarer wird. Der freie Vorverkauf für das DFB-Pokalfinale am 24. Mai hat am Donnerstagmorgen begonnen – und mit ihm ein digitales Drama, das an Tragikomik kaum zu überbieten ist. Drei Tickets wollte ich kaufen. Drei. Mehr nicht. Vier wären beim DFB die Höchstmenge. Was ich bekam: Einen Warteraum, der seinen Namen nicht verdient hat, einen Ladebalken, der nicht lädt, und die digitale Entsprechung eines Mittelfingers.

Seit Stunden verharre ich in diesem „Warteraum“ und starre auf einen Fußballspieler, der auf der Stelle tritt. Der soll mir anzeigen: Es geht voran. Es geht aber nicht voran. Statt Fortschritt: Stillstand. Statt Vorfreude: Frust.

Und während ich warte – erst 45 Minuten bis zum Start des Ticketverkaufs, dann weitere zwei Stunden im Warteraum – wandern erste Karten bereits zu Wucherpreisen auf Viagogo. 1.000 bis 4.000 Euro. Pro Stück. Willkommen im Schwarzmarkt deluxe, powered by der eigenen Ohnmacht.

Chaos beim Verkauf der DFB-Pokaltickets

Der DFB bittet um Geduld. Natürlich. Doch wie geduldig muss ein Fan eigentlich noch sein? Schon beim Mitgliederverkauf gab es Klagen über intransparente Vergabeprozesse und nicht nachvollziehbare Zuteilungen. Jetzt, beim freien Verkauf, wieder Chaos.

Es wirkt fast wie ein Déjà-vu aus der Pandemiezeit – nur dass es diesmal keine technischen Ausnahmesituationen gibt, sondern bloß mangelnde Vorbereitung und ein ungebremster Ansturm, den man beim DFB eigentlich hätte antizipieren können. Aber der DFB ist ja auch für die Amateure zuständig. Merkt man.

Das Objekt der Begierde: Zehntausende Fans wollen dabei sein, wenn Arminia erstmals die Chance auf den DFB-Pokal hat. - © picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild/Pool
Das Objekt der Begierde: Zehntausende Fans wollen dabei sein, wenn Arminia erstmals die Chance auf den DFB-Pokal hat. (© picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild/Pool)

Dass binnen Minuten Tickets auf Plattformen auftauchen, auf denen sie laut DFB-Geschäftsbedingungen nichts zu suchen haben, ist nicht nur ein Zeichen von Gier – sondern von Kontrollverlust. Wer glaubt, dass Warnhinweise und Absichtserklärungen den digitalen Schwarzmarkt eindämmen, glaubt auch noch an den Osterhasen auf dem Marathontor. Wo Sanktionen fehlen, feiert der Profit fröhliche Urstände.

Fans hängen in der Warteschlange fest – und hoffen weiter

Und wir? Wir hoffen weiter. Wir laden die Seite neu. Wir vergleichen unseren Warteplatz mit den von Freunden und Kollegen: „Mehr als eine Stunde.“ Alle haben das. Wir starren auf diesen auf der Stelle tretenden Fußballer. Immer in der Hoffnung, dass da irgendwo in den Tiefen dieses digitalen Warteraums Tickets auf uns warten. Vielleicht. Wenn das Glück gnädig ist. Wenn die Technik mitspielt. Und wenn nicht gerade ein Viagogo-Bot schneller war.

Was bleibt, ist die bittere Erkenntnis: Die schönste Nebensache der Welt wird zur Geduldsprobe. Und ein Verband, der sich gern volksnah gibt, wirkt plötzlich so weit entfernt wie das Finale selbst. Um 12.20 Uhr ist der Traum geplatzt, alle Tickets sind vergeben. Wir fahren wahrscheinlich trotzdem nach Berlin.

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