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Veteranentag: Es braucht Anerkennung für den anderen

Justus Rahn

Zahlreiche Reservistinnen und Reservisten kamen im Rahmen des Nationalen Veteranentags zusammen. - © picture alliance/dpa
Zahlreiche Reservistinnen und Reservisten kamen im Rahmen des Nationalen Veteranentags zusammen. (© picture alliance/dpa)

Der Veteranentag dient der Anerkennung dessen, was Soldatinnen und Soldaten leisten. Prominente Stimmen würzen ihre Lobpreisungen zusehends mit Basta-Politik, Notwendigkeitsrhetorik und Privilegiencheck. CDU-Politiker Thomas Röwekamp, der Vorsitzende des Verteidigungsauschusses im Bundestag, etwa sagte: „Die Zeit, wo man auch als junger Mensch [...] sagen konnte ‚Och, das machen die Amerikaner für uns‘ oder wenn es eng wird, machts die NATO und in der Bundeswehr gibts eben Berufs- und Zeitsoldaten, [...] ich glaube, dass diese Zeit einfach vorbei ist.“ So ein Statement kommt markig; gerade am 15. Juni. Aber wird es der Gemengelage gerecht?

Thomas Röwekamp ist Vorsitzender der CDU Bremen. - © picture alliance/dpa
Thomas Röwekamp ist Vorsitzender der CDU Bremen. (© picture alliance/dpa)

Wenn Röwekamp fordert, dass man sich gefälligst nicht auf andere verlassen sollte, tut er genau das: die jungen Menschen, das sind die anderen und die wollen mehrheitlich keine Wehrpflicht. Müßig auch zu erwähnen, dass die breite Zustimmung zur Herstellung von Kriegstüchtigkeit wohl geringer wäre, stünde zu erwarten, dass der eigene Sohn, Bruder oder Ehemann plötzlich den Ernstfall proben müsste – plötzlich sind es nicht mehr die anderen. Dabei lautet das Zeitenwenden-Credo, dass genau das mit den Aufrüstungsmühen verhindert werde, und klingt freilich plausibel: je stärker die Streitkraft, desto unwahrscheinlicher ihr Angriff.

Das Appeasement-Credo klingt ganz ähnlich, nur mit umgekehrten Vorzeichen, das Aufrüsten führe geradewegs in eine Eskalationsspirale. Unversöhnlich bekämpfen und verhöhnen sich die beiden Positionen in Talkshows, Kolumnen und sozialen Medien. Dabei haben beide unabhängig von ihrer Stichhaltigkeit Anspruch darauf, gehört und anerkannt zu werden, und zwar – von den anderen. Denn über die sprechen wir in dem einen wie dem anderen Fall. Anerkennung, das war ein Motiv des Veteranentags. Den Positionen des Diskurses stünde das auch gut zu Gesicht.

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