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Machtmensch Söder gegen Kinderbuchautor Habeck: Sie mögen sich wirklich nicht

Ralf Müller

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Robert Habeck (l, Bündnis 90/Die Grünen), Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, und Markus Söder (CSU), Ministerpräsident von Bayern, nehmen an der Eröffnung der Internationalen Handwerksmesse (IHM) teil. - © Sven Hoppe/dpa
Robert Habeck (l, Bündnis 90/Die Grünen), Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, und Markus Söder (CSU), Ministerpräsident von Bayern, nehmen an der Eröffnung der Internationalen Handwerksmesse (IHM) teil. (© Sven Hoppe/dpa)

Ja, es gibt sie: Sympathien und Freundschaften zwischen Politikern grundverschiedener Parteien. Das kennt man auch aus dem bayerischen Landtag. CSUler und Grüne hauen sich in den Debatten massive Kritik um die Ohren und duzen sich privat. Aber es gibt auch echte Polit-Feindschaften. Womit wir bei CSU-Chef Markus Söder und dem ehemaligen Vizekanzler Robert Habeck (Grüne) wären.

Nein, Robert und Markus mögen sich wirklich nicht. Wie käme der jovial-sanftmütige Habeck sonst auch auf die Idee, Söder zum Abschied „fetischhaftes Wurstgefresse“ zu bescheinigen. „Geh mit Gott - Hauptsache weit weg“, rief ihm der CSU-Chef hinterher. Eine nur leichte Abwandlung des Wunsches „Auf Nimmerwiedersehen“, mit dem er den einstmaligen grünen Hoffnungsträger schon auf dem vergangenen politischen Aschermittwoch abgewatscht hatte.

Das kam damals bei denen nicht gut an, die in Anbetracht der Turbulenzen in der Welt und der innenpolitischen Schieflage Solidarität der Demokraten angefordert hatten. Doch Söder ließ sich von Attacken auf den Lieblingsgegner nicht abhalten. Einen unterschiedlicheren Politikstil als ihn die beiden Spitzenpolitiker pflegten, kann man sich schwer vorstellen. Umso mehr verwundert, dass sich der sanftmütige Welterklärer mit dem hässlichen Wort „Wurstgefresse“ von der politischen Bühne verabschiedet.

Verbaler Schlagabtausch füllt politisches Sommerloch

Es muss sich wohl doch einiges aufgestaut haben, das Habeck die verbale Contenance vergessen ließ. Wohl schwingt Frustration über die Tatsache mit, dass der Ober-Bayer aus Nürnberg mit seinen viel verspotteten Social-Media-Aktivitäten inklusive Wurst-Konsum offensichtlich eher den Nerv des Volkes trifft.

Jedenfalls sitzt Söder fest im Sattel und regiert in Berlin mit, während Habeck den Politikbetrieb hinter sich lässt und sich auch noch vom Ex-Partner SPD ein „schwieriges Demokratieverständnis“ hinterher werfen lassen muss. Machtmensch gegen Kinderbuchautor: Eins zu null.

Der mutmaßlich letzte verbale Schlagabtausch Söder-Habeck leistet einen Beitrag zum unterhaltsamen Füllen des innenpolitischen Sommerlochs, aber nicht für die politische Kultur in diesem Lande.

Macht Habecks Abgang den Weg frei?

Vielleicht macht aber nun auch der offensichtlich irreversible Abgang einer weiteren bei der CSU verhassten grünen Spitzenfigur den Weg frei für einen unverkrampfteren Umgang miteinander - und für mögliche neue Bündnisse.

Die „Ampel-Garde“ der Grünen ist jedenfalls weg von der politischen Bühne. So wie die Umfragen derzeit aussehen, könnte eine neue Gemeinsamkeit der Demokraten auch bitter nötig werden.

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