Lippische Landes-Zeitung: Nachrichten aus Lippe, OWL und der Welt

Shutdown-Machtpoker: Sind die US-Demokraten die Verlierer?

Anna Ringle und Christian Fahrenbach

  • 58 min
Es war ein wochenlanges Kräftemessen um den Shutdown. - © Gent Shkullaku/ZUMA Press Wire/dpa
Es war ein wochenlanges Kräftemessen um den Shutdown. (© Gent Shkullaku/ZUMA Press Wire/dpa)

Der Machtkampf der beiden größten US-Parteien glich wochenlang einem zehrenden Boxkampf – und Millionen Amerikaner waren zum Zuschauen verdammt. Republikaner und Demokraten beharkten sich Runde um Runde - und nach fast sechs Wochen stand fest, dass es in der Geschichte der Vereinigten Staaten noch nie einen längeren Regierungsstillstand gab: den sogenannten Shutdown.

Beide Parteien pochten im Haushaltsstreit auf ihrem Standpunkt. Weil sie sich nicht einigten, schlitterten die USA in Wochen ohne Bundeshaushalt: kein Geld für Behördenmitarbeiter, keine Lebensmittelhilfen für mehr als 40 Millionen bedürftige Amerikaner und zuletzt tausende gestrichene Flüge wegen fehlenden Fluglotsen. Jetzt deutet sich ein Ende des Shutdowns an und die große Frage lautet: Wer steigt als Gewinner aus dem Ring?

Wie beschädigt sind die Abtrünnigen unter den Demokraten?

Lange Schlange wegen des Shutdowns am Flughafen Chicago. - © Erin Hooley/AP/dpa
Lange Schlange wegen des Shutdowns am Flughafen Chicago. (© Erin Hooley/AP/dpa)

Nach den zähen Wochen gab es am 40. Tag des Shutdowns einige Demokraten, die sich auf einen Kompromiss einließen. Sie verschafften den Republikanern die fehlenden Stimmen, um im Senat eine Abstimmung zu erzwingen – anders als für den tatsächlichen Beschluss eines Gesetzes braucht es dafür nicht nur die Mehrheit im Senat mit 100 Sitzen, sondern 60 Stimmen. Die Republikaner stellen aber nur 53 Senatoren und Republikaner Rand Paul aus Kentucky lehnte den Übergangshaushalt ab.

Die Demokraten platzierten immer wieder ein Thema: Gesundheitskosten. - © Evan Vucci/AP/dpa
Die Demokraten platzierten immer wieder ein Thema: Gesundheitskosten. (© Evan Vucci/AP/dpa)

Sieben Demokraten und der parteilose Angus King aus Maine genügten, um die Abstimmung freizugeben. Die Abweichler öffneten damit die Tür dafür, dass am Montag über den Übergangshaushalt im Senat abgestimmt werden konnte. Jetzt fehlen noch das Ja des Repräsentantenhauses und die Unterschrift von US-Präsident Donald Trump.

Es ist unklar, ob die Abtrünnigen die waren, die hinter den Kulissen auf ein Ende des Shutdowns drängten. Auffällig ist, dass von den acht Abweichlern niemand 2026 zur Wiederwahl steht, sie alle müssen erst 2028 oder 2030 erneut für den Senat antreten oder haben bereits ihren Rücktritt angekündigt.

Es war zu erwarten, dass die Parteibasis das Einknicken heftig kritisieren würde und gegen die Abweichler Kampfabstimmungen bei kommenden Vorwahlen anstrengen könnte. Es erscheint gut möglich, dass hinter den Kulissen in der Fraktion entschieden wurde, diejenigen Senatoren zu verschonen, die 2026 zur Wahl stehen - in der Hoffnung, dass später die Wogen geglättet sind.

Aufmerksamkeit für Gesundheitskosten

Es war ihre zentrale Forderung im Streit mit den Republikanern, die die Demokraten Tag um Tag platzierten: keine Kürzungen bei der staatlichen Unterstützung von Gesundheitskosten. Die Demokraten warnten, dass mit Trumps Gesetzgebung Steuergutschriften für Millionen US-Amerikaner ab dem nächsten Jahr wegfallen werden. Die Republikaner beschuldigten hingegen die Demokraten, Menschen, die ohne Papiere illegal in den USA leben, zu unterstützen.

Die von den Demokraten verlangte Verlängerung von staatlichen Zuschüssen zur Krankenversicherung ist zwar nun ausgeklammert worden und liegt erstmal auf Eis, die Oppositions-Senatoren stehen augenscheinlich also erst einmal mit leeren Händen da. Sie haben aber zumindest das Versprechen der Republikaner, im Dezember erneut über eine Verlängerung der Gesundheitshilfen abzustimmen. Auch dann ist die Zustimmung der Republikaner unwahrscheinlich – aber deren Blockade wird sicher erneut große Kritik auslösen. Das Kalkül könnte sein, dass das Ganze negativ an den Republikanern haften bleibt.

Ein Effekt für Wahlen?

Denn man muss schon jetzt im Blick haben: In einem Jahr sind Zwischenwahlen in den USA. Mitglieder des Senats und des Repräsentantenhauses werden neu gewählt.

Zuletzt hatte es bei Gouverneurswahlen in zwei Bundesstaaten mit Siegen für Demokraten einen Dämpfer für US-Präsident Trump und seine Republikaner gegeben - ganz zu schweigen von der New Yorker Bürgermeisterwahl, die der linke Demokrat Zohran Mamdani gewann.

Für die Demokraten lief es damit im Grunde gerade gut. Jetzt nach einem Jahr voller Zerrissenheit und Orientierungslosigkeit nach der Niederlage bei der Präsidentschaftswahl schienen die Demokraten mit dem Haushaltsstreit wieder Einigkeit und Rückenwind zu verspüren, urteilte der TV-Sender CNN. Doch das Einlenken der kleinen Demokraten-Gruppe im Senat könnte einen negativen Effekt bringen. Nun müsse sich die Partei wieder Kritik gefallen lassen, dass sie nicht genug Mut gehabt habe, dem Trump-Lager entgegenzutreten, so die CNN-Analyse.

Gefährlich auch für Trump

Doch für die Republikaner ist die Situation gefährlich. Dass die US-Regierung die Gefahr erkannte, die der Shutdown für Trump birgt, konnte man leicht sehen: Sie versuchte, Trump so weit wie möglich von diesem Streit wegzuhalten, regelrecht zu verstecken - und schickte zunächst Vize JD Vance vor die Kameras. Zu Beginn äußerte sich Trump nicht, was eher untypisch ist. Umfragen deuteten zuletzt darauf hin, dass mehr US-Amerikaner tatsächlich den Republikanern die Verantwortung für den Shutdown geben.

Copyright © Lippische Landes-Zeitung 2025
Inhalte von lz.de sind urheberrechtlich geschützt.
Weiterverwendung nur mit Genehmigung der Chefredaktion.