Der Oberbürgermeister von Hamm, Marc Herter, hat nach Kritik an einem Besuch bei einem Sympathisanten der türkischen extremistischen «Grauen Wölfe» eine künftig «höhere Sensibilität» angedeutet. Mehrere Medien hatten berichtet, dass der OB - derzeit auch Interimsvorsitzender der NRW-SPD - im Juni eine Feier von Aslan A. in Hamm besucht hatte, der offen Sympathien für die «Grauen Wölfe» zeige. Herter wies die Vorwürfe zurück.
Ihm eine Nähe zum türkischen Rechtsextremismus zu unterstellen, sei absurd, sagte er etwa dem «Westfälischen Anzeiger». Es sei wichtige Aufgabe des OB, mit den Menschen im Gespräch zu sein. «Ich kann und will nicht jeden, der an solchen Zusammenkünften teilnimmt, vorher ausgiebig scannen.» Auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur ergänzte Herter am Donnerstag: «In der Tat empfinde ich es als übergriffig, als Oberbürgermeister vor Bürgerkontakten diese zukünftig regelmäßig auf ihre politische Gesinnung hin zu überprüfen.»
Zugleich sagte Herter aber auf die Frage der dpa, ob er künftig genauer prüfen werde, welche Einladungen er annehme: «Davon unbenommen ist eine höhere Sensibilität bei Anzeichen für extremistische Positionierungen - mit der Konsequenz Einladungen nicht anzunehmen.» Medien wie «Zeit Online» hatten über Empörung nach dem Besuch des OB bei A. berichtet, Kritiker hatten von einem «Kuscheln» mit den «Grauen Wölfen» gesprochen. Als «Graue Wölfe» werden Anhänger der rechtsextremistischen «Ülkücü-Bewegung» bezeichnet, die der Verfassungsschutz beobachtet.
Einem OB-Sprecher zufolge war am 28. Juni das türkische Opferfest gefeiert worden, das üblicherweise mit Gästen begangen werde. «Diesem Brauch folgend hat Herr Herter in den vergangenen Jahren häufiger an entsprechenden Festen teilgenommen.» Dass es sich bei dem kritisierten Besuch auch um eine Geburtstagsfeier von Aslan A. handelte, habe der OB nicht gewusst. «Da der Oberbürgermeister Herrn A. nicht näher persönlich kennt, ist ihm auch sein Geburtsdatum unbekannt.» Herter betonte: «Wäre mir eine Verbindung von Herrn A. zu den Grauen Wölfen bekannt gewesen, hätte ich nicht an der Feier teilgenommen. Das gilt in der Folge auch für zukünftige Einladungen.»
Sein Sprecher wies darauf zudem hin, dass Herter 2017 als Landtagsabgeordneter gemeinsam mit dem damaligen OB Thomas Hunsteger-Petermann (CDU) an der Veranstaltung eines Kulturvereins teilgenommen habe, dessen Verbindung zur «Ülkücü-Bewegung» erst im Laufe der Feierlichkeit deutlich geworden sei. «Der Kontakt zu diesem Kulturverein wurde im Nachgang zu dieser Veranstaltung mit Verweis auf die Nähe zur Ülkücü-Bewegung eingestellt.»
Der CDU-Vizefraktionsvorsitzende Gregor Golland sagte in Düsseldorf: «Marc Herter ist der wichtigste SPD-Repräsentant in NRW. Solch eine Ahnungs- und Distanzlosigkeit eines Polit-Profis gegenüber Rechtsextremisten ist ein Skandal, der politische und persönliche Konsequenzen haben muss.»