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Projekt gibt Holocaust-Überlebenden «Stimme für Ewigkeit»

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Die Holocaust-Überlebende Eva Weyl wird in einem Studio der TU Dortmund für ein Hologramm bei der Beantwortung von Fragen zu ihrem Leben gefilmt und ist dabei auf einem Monitor zu sehen. - © Bernd Thissen/dpa
Die Holocaust-Überlebende Eva Weyl wird in einem Studio der TU Dortmund für ein Hologramm bei der Beantwortung von Fragen zu ihrem Leben gefilmt und ist dabei auf einem Monitor zu sehen. (© Bernd Thissen/dpa)

Persönliche Geschichten und Erfahrungen von Überlebenden des Holocaust sollen für nachkommende Generationen auf Dauer als «Stimme für die Ewigkeit» gesichert werden. Dazu entsteht in Essen auf dem Unesco-Welterbe Zollverein ein neuer Ort der Erinnerung - mit moderner Hologramm-Technik und Künstlicher Intelligenz (KI), wie das nordrhein-westfälische Kulturministerium ankündigte.

Originalaufnahmen von Zeitzeuginnen und Zeitzeugen werden demnach fotorealistisch als dreidimensionales Hologramm dargestellt. Eine «direkte Begegnung» und «lebendige Interaktion» mit ihnen soll ermöglicht werden, schilderte das Ministerium.

Aufwendige Hologramm-Technik ist erforderlich

Voraussetzung für das Projekt von Kulturministerium und Uni Dortmund sind umfangreiche Interviews - zunächst wurde dafür die Holocaust-Überlebende Eva Weyl (90) befragt. Studierende der Uni Dortmund und Historiker haben zudem einen Fragenkatalog für weitere Holocaust-Überlebende erstellt. Zudem werden aufgezeichnete Gespräche genutzt, die das Deutsche Exilarchiv 1933 bis 1945 der Deutschen Nationalbibliothek bereits vor einigen Jahren mit zwei Zeitzeugen geführt hat.

Die Holocaust-Überlebende Eva Weyl (r) sitzt in einem Studio der TU Dortmund neben Ina Brandes, Ministerin für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen. Das Ministerium plant zusammen mit der TU Dortmund ein Holocaust-Hologramm-Projekt. - © Bernd Thissen/dpa
Die Holocaust-Überlebende Eva Weyl (r) sitzt in einem Studio der TU Dortmund neben Ina Brandes, Ministerin für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen. Das Ministerium plant zusammen mit der TU Dortmund ein Holocaust-Hologramm-Projekt. (© Bernd Thissen/dpa)

Mit Hilfe von KI können Besucherinnen und Besuchern laut Ministerium den interviewten Personen Fragen stellen. Die KI ermittele dann «die passende Original-Antwort» aus allen Antworten, die die Zeitzeugen zuvor im Interview gegeben haben, «sodass es zu einer lebendigen Interaktion zwischen Fragesteller und Holocaust-Überlebendem kommt.»

Ministerpräsident Wüst eröffnet am 27. Januar

Die Holocaust-Überlebende Eva Weyl wird in einem Studio der TU Dortmund für ein Hologramm bei der Beantwortung von Fragen von Journalismus-Studentin Fabia Lulis (r) zu ihrem Leben gefilmt. Besucherinnen und Besucher können im Rahmen einer Ausstellung auf Zeche Zollverein in Essen ab dem 27.01.2026 Zeitzeugen befragen - als KI-gesteuertes Hologramm. - © Bernd Thissen/dpa
Die Holocaust-Überlebende Eva Weyl wird in einem Studio der TU Dortmund für ein Hologramm bei der Beantwortung von Fragen von Journalismus-Studentin Fabia Lulis (r) zu ihrem Leben gefilmt. Besucherinnen und Besucher können im Rahmen einer Ausstellung auf Zeche Zollverein in Essen ab dem 27.01.2026 Zeitzeugen befragen - als KI-gesteuertes Hologramm. (© Bernd Thissen/dpa)

Im kommenden Jahr eröffnet Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) den Planungen zufolge am 27. Januar - dem offiziellen Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus - den Ort der Erinnerung und Bildungsarbeit. Das Ministerium sprach von einem europaweit einzigartigen Projekt.

Die Holocaust-Überlebende Eva Weyl sitzt bei einer Probe in einem Studio der TU Dortmund, wo sie anschließend für ein Hologramm gefilmt werden wird. - © Bernd Thissen/dpa
Die Holocaust-Überlebende Eva Weyl sitzt bei einer Probe in einem Studio der TU Dortmund, wo sie anschließend für ein Hologramm gefilmt werden wird. (© Bernd Thissen/dpa)

Die Zeitzeugen leisteten einen «unschätzbaren Dienst gegen das Vergessen», betonte Kulturministerin Ina Brandes (CDU) in einer Mitteilung. «Wir brauchen ihre authentischen Schilderungen, um eine Ahnung davon zu bekommen, welches Leid sie erfahren mussten und welche Schuld die Mitläufer und Schweiger auf sich geladen haben.»

Zentralrat der Juden lobt Projekt

Die Holocaust-Überlebende Eva Weyl (r) kommt in Begleitung von Ina Brandes, Ministerin für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, zu einem Studio der TU Dortmund. Besucherinnen und Besucher können im Rahmen einer Ausstellung auf Zeche Zollverein in Essen ab dem 27.01.2026 Zeitzeugen befragen - als KI-gesteuertes Hologramm. - © Bernd Thissen/dpa
Die Holocaust-Überlebende Eva Weyl (r) kommt in Begleitung von Ina Brandes, Ministerin für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, zu einem Studio der TU Dortmund. Besucherinnen und Besucher können im Rahmen einer Ausstellung auf Zeche Zollverein in Essen ab dem 27.01.2026 Zeitzeugen befragen - als KI-gesteuertes Hologramm. (© Bernd Thissen/dpa)

Der Vizepräsident des Zentralrats der Juden, Abraham Lehrer, sprach von einem «Leuchtturm»-Projekt, das «die Erinnerungen der Shoah-Überlebenden auch für kommende Generationen erhalten und hautnah erlebbar» mache. In Zeiten, in denen der Antisemitismus in beunruhigendem Ausmaß erstarke, sei das ein leuchtendes Zeichen für Dialog und Zusammenhalt der Gesellschaft, zitierte das Ministerium Abraham Lehrer.

Die Holocaust-Überlebende Eva Weyl sitzt bei einer Probe in einem Studio der TU Dortmund, wo sie anschließend für ein Hologramm gefilmt werden wird. Besucherinnen und Besucher können im Rahmen einer Ausstellung auf Zeche Zollverein in Essen ab dem 27.01.2026 Zeitzeugen befragen - als KI-gesteuertes Hologramm. - © Bernd Thissen/dpa Die Holocaust-Überlebende Eva Weyl (r) steht in einem Studio der TU Dortmund neben Ina Brandes, Ministerin für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen. Das Ministerium plant zusammen mit der TU Dortmund ein Holocaust-Hologramm-Projekt. - © Bernd Thissen/dpa

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