Kommunalpolitikerin Iris Stalzer wird knapp einen Monat nach dem lebensbedrohlichen Messerangriff auf sie heute als neue Bürgermeisterin der Ruhrgebietsstadt Herdecke vereidigt. Es handelt sich um den ersten öffentlichen Auftritt der SPD-Politikerin nach der Attacke, die bundesweit für Bestürzung gesorgt hatte.
Die neue Rathauschefin wird bei einer Ratssitzung am späten Nachmittag ihren Amtseid leisten, danach ihre Antrittsrede halten. Formal hatte die Amtszeit der 57-Jährigen am vergangenen Samstag begonnen. Jetzt folgt die offizielle Einführung. Stalzer hatte die Bürgermeister-Stichwahl Ende September in der 23.000-Einwohner-Stadt im Südosten des Ruhrgebiets mit 52,2 Prozent der Stimmen gewonnen.
Schwere vier Wochen liegen hinter der Politikerin
Gut eine Woche nach ihrem Wahlsieg war die Juristin in ihrem eigenen Haus lebensgefährlich verletzt worden. Neben 13 Messerstichen soll sie laut Ermittlern am 7. Oktober zahlreiche Kopfverletzungen erlitten haben. Ihre 17-jährige Adoptivtochter ist tatverdächtig. Sie soll ihre Mutter stundenlang bedroht und gequält haben. Gegen die Jugendliche war Haftbefehl erlassen worden.
Wie genau es der SPD-Politikerin ging, war zunächst ungewiss. Medienanwältin Renate Schmid stellte jüngst klar, ihre Mandantin werde «dank der guten Versorgung» das Amt planmäßig antreten. Der «Westfalenpost» (WP) sagte Stalzer vor wenigen Tagen, gesundheitlich gehe es ihr gut. Eine «unfassbare Belastung» sei der Medienrummel. Sie habe sehr viel Zuspruch erhalten. «Es gab aber auch Hass und Hetznachrichten, die eigentlich mehr die Kinder betrafen als mich.»
Sie habe die volle Unterstützung ihres Mannes und ihrer Partei, hatte die Bürgermeisterin dem WP geschildert. Und: «So ganz schnell haut mich nichts um.» Als Bürgermeisterin leitet sie die Stadtverwaltung mit rund 380 Mitarbeitenden und wird nun auch den Vorsitz im Stadtrat übernehmen.
Ermittlungen laufen weiter
Die Staatsanwaltschaft Hagen ermittelt gegen ihre Adoptivtochter wegen gefährlicher Körperverletzung. Es werde auch untersucht, ob bei dem 15 Jahre alten Adoptivsohn «gegebenenfalls eine Tatbeteiligung vorliegen könnte», berichtete Oberstaatsanwalt Michael Burggräf auf Anfrage. Die beiden seien weiterhin in Obhut der Behörden.
Stalzer und ihre Kinder hatten sich bei der Polizei schon über längere Zeit hinweg gegenseitig der häuslichen Gewalt beschuldigt, sagte ein Polizeisprecher. Detailangaben mache man angesichts der laufenden Ermittlungen und der zu schützenden familiären Privatsphäre nicht.