Deutschland, neu erzählt: Das Haus der Geschichte in Bonn hat seine berühmte Dauerausstellung mit Tausenden Objekten aus der deutschen Historie seit 1945 vollständig umgestaltet und wieder eröffnet. Kulturstaatsminister Wolfram Weimer (parteilos) würdigte das neue Konzept bei einem Festakt am Montag. «Das Besondere an dieser Ausstellung ist, dass wir alle Zeitzeugen sind», sagte er. Das erzeuge eine besondere Nähe.
Die neue Dauerausstellung steht unter dem Titel «Du bist Teil der Geschichte». Im Mittelpunkt stehen nicht nur politische Entscheidungen, sondern auch einzelne Menschen mit ihren persönlichen Geschichten. Texte und Zahl der Exponate - nun rund 3850 - wurden reduziert, um mehr Klarheit und Zugänglichkeit zu schaffen. Besucher können zudem an vielen Stellen Geschichte interaktiv erfahren - etwa, indem sie sich im Original-Bundestagsgestühl per Knopfdruck an Abstimmungen beteiligen.
Nachkriegsgeschichte neu gewichtet
Ein Grund für den umfassenden Umbau nach mehr als 30 Jahren war, dass wichtige Ereignisse der jüngeren Vergangenheit in der alten Raumaufteilung nicht mehr genügend Platz gefunden hatten. Die Jahrzehnte nach dem Mauerfall mussten mit vergleichsweise viel weniger Fläche auskommen als die Jahrzehnte zuvor. Für jüngere Generationen war das nicht immer anschlussfähig. Themen wie die Geschichte Deutschlands als Einwanderungsland oder das Ringen um die Klimapolitik sind nun viel präsenter.
Weimer sagte, dass sich die Ausstellung für ihn - er sei mit Jahrgang 1964 ein «typischer Babyboomer» - wie «ein faszinierendes Familienalbum und Tagebuch» anfühle. «Erst dachte ich: Okay, das ist ein Boomer-Selbstgefühl», sagte er. Aber eigentlich gelte es für fast alle Besucher der Ausstellung. Die meisten seien biografisch «Kinder dieser Republik».
Zudem verdeutliche die Ausstellung, dass das Land die Dinge auch nach schwierigen Konflikten stets ziemlich gut bewältigt habe. «Diese Bundesrepublik ist nicht nur eine geglückte Demokratie, sie hat sich jetzt auch im ganz ernsten Sinne bewährt. Sie ist keine Demokratie auf Bewährung mehr», sagte Weimer. «Und das sollte uns Mut machen, auch die aktuellen Probleme zu bewältigen und vor allen Dingen uns keinem Autoritarismus hinzugeben.»
Der Umbau wurde mit 25 Millionen Euro Sondermittel finanziert. Für Besucher ist die Ausstellung von Dienstag an zugänglich.