Spenden für Erdbebenopfer: So erkenne ich seriöse Hilfsorganisationen

Verheerende Erdbeben an der türkisch-syrischen Grenze haben eine humanitäre Krise ausgelöst. Viele Deutsche wollen helfen. Die Verbraucherzentrale gibt Tipps, damit Spenden auch ankommen.

Carolin Nieder-Entgelmeier

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Mitglieder eines Rettungsteams suchen nach Menschen in einem zerstörten Gebäude. Viele deutsche Hilfsorganisationen haben inzwischen Helfer in das Katastrophengebiet geschickt. - © dpa
Mitglieder eines Rettungsteams suchen nach Menschen in einem zerstörten Gebäude. Viele deutsche Hilfsorganisationen haben inzwischen Helfer in das Katastrophengebiet geschickt. (© dpa)

Kahramanmaras/Berlin. Für die Rettung von Verschütteten und die Versorgung von Verletzten sind die Hilfsorganisationen in der Türkei und in Syrien nach den verheerenden Erdbeben auf Spenden angewiesen. Auch in Deutschland möchten jetzt viele Menschen helfen. Doch wie stelle ich sicher, dass Spenden in seriöse und erfahrene Hände gelangen?

Allein Deutschland zählt 600.000 Vereine und 22.000 Stiftungen, die von Spenden profitieren. Die Verbraucherzentrale rät Spendenwilligen jedoch dazu, seine Gaben nicht leichtgläubig zu verteilen. „Denn längst nicht jede Organisation ist so seriös, wie sie sich gibt“, erklärt ein Sprecher. Zwar beobachtet der Deutsche Spendenrat, dass Sammlungen an Haustüren und in der Öffentlichkeit ebenso wie der persönlich adressierte Brief an Bedeutung verlieren. „Gleichwohl werden alle Varianten des Spendensammelns weiterhin praktiziert.“

Die Verbraucherzentrale verweist zur Prüfung von Hilfsorganisationen auf das deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI). Die Stiftung kontrolliert die Verwendung von Spendengeldern durch karitative Organisationen. Spendenempfänger, die das DZI für besonders förderungswürdig hält, erhalten das DZI-Spendensiegel. „Wer also sicherstellen möchte, dass seine Hilfsgelder oder Sachgüter sicher im Katastrophengebiet ankommen, sollte auf die Auszeichnung mit dem DZI-Siegel achten“, sagt der Sprecher.

Geldspenden sind besser als Sachspenden

Allerdings werden nur Organisationen geprüft, die seit mindestens zwei Jahren tätig sind, mehr als 25.000 Euro Gesamteinnahmen pro Jahr haben und sich selbst beim DZI für eine Prüfung melden und die Kosten tragen. „Kleinere Organisationen können dies oft nicht leisten. Fehlt eine Organisation in der DZI-Liste, bedeutet das deshalb nicht zwangsläufig, dass sie unseriös ist. Doch das Siegel garantiert, dass die Organisation eindeutig und sachlich wirbt, sparsam wirtschaftet und nachprüfbar ausweist, wie Spenden verwendet werden“, erklärt der Sprecher.

In Katastrophenfällen wie den Erdbeben an der türkisch-syrischen Grenze sind nach Angaben des DZI Geldspenden besser als Sachspenden. „Geldspenden können von Hilfsorganisationen flexibler und effizienter eingesetzt werden“, sagt Geschäftsführer Burkhard Wilke. Sachgüter sollten nur gespendet werden, wenn seriöse Organisationen gezielt darum bitten. Ebenso wichtig sei, dass sich Spender über die Kompetenz der Hilfsorganisationen informieren. „Sie müssen sich mit den Bedingungen vor Ort auskennen, über Kontakte verfügen und sich mit Behörden und anderen Hilfsorganisationen gut abstimmen. Nur so können ineffiziente, unter Umständen sogar schädliche Projekte vermieden werden.“

In diesem Zusammenhang warnt das DZI vor Trittbrettfahrern, die Katastrophen nutzen, um Geld zu verdienen. „Solchen Organisationen mangelt es häufig an der nötigen Kompetenz, um wirksam helfen zu können. Zudem besteht die Gefahr, dass Spenden in der Verwaltung versickern oder zur privaten Bereicherung missbraucht werden“, erklärt Wilke. Das Bundesinnenministerium warnt zudem vor Organisationen, die Spenden zur Terrorfinanzierung nutzen. 2021 wurde deshalb unter anderem die islamistische Hilfsorganisation Ansaar International in Düsseldorf verboten, weil das Netzwerk mit Spenden weltweit Terrorismus unterstützt hat.

Videoportal ermöglicht Betrug mit Spendengeldern

Ein erhöhtes Risiko gehen Spender laut Wilke auch ein, wenn sie Aufrufen in sozialen Netzwerken folgen. "Auf Plattformen wie Facebook oder Instagram gibt es bislang keine sicheren Auswahlmechanismen." Zudem dauert die Auszahlung von Spenden an Hilfsorganisationen, die über Facebook oder Instagram gesammelt wurden, zwei Wochen, und zwar auch dann, wenn sie für seriöse Organisationen gesammelt wurden.

Das Videoportal Tiktok ermöglicht zudem Betrug. So nutzen nach Angaben der BBC Agenturen das Leid syrischer Flüchtlinge aus, indem sie Livestreams veröffentlichen, in denen Familien um Spenden bitten. Den Großteil des Geldes behält dem Bericht zufolge jedoch Tiktok ein. Das DZI rät deshalb bei Spendenaufrufen von Privatpersonen oder Unternehmen im Internet grundsätzlich zur Vorsicht. „Nur dann spenden, wenn sie die Personen oder Firmen persönlich kennen und ihnen vertrauen“, sagt Wilke.

Diese Organisationen helfen im Katastrophengebiet

Das DZI führt derzeit eine Liste mit Hilfsorganisationen, die zu Spenden zugunsten der Erdbebenopfer in der Türkei und Syrien aufrufen. „Alle genannten Organisationen tragen das Spenden-Siegel des DZI als Zeichen besonderer Förderungswürdigkeit“, erklärt Wilke. Einige Organisationen sammeln Spenden zweckgebunden, andere verzichten darauf im Interesse des flexiblen Mitteleinsatzes. „Alle genannten Organisationen sind aber im Erdbebengebiet nachweislich tätig.“

Die Liste der Hilfsorganisationen, die nach DZI-Angaben nachweislich im Katastrophengebiet tätig sind:

Ärzte der Welt

Aktion Deutschland Hilft

Bischöfliches Hilfswerk Misereor

Bündnis Entwicklung Hilft - Gemeinsam für Menschen in Not

Deutscher Caritasverband

Deutsches Komitee für Unicef

Deutsches Rotes Kreuz

Deutsche Welthungerhilfe

Diakonie Katastrophenhilfe

Help - Hilfe zur Selbsthilfe

Johanniter-Unfall-Hilfe

MedicoInternational

Save theChildren Deutschland

World Vision Deutschland

Zeltschule

Die Liste wird laufend angepasst. Zu allen Organisationen gibt es beim DZI auch Einzelauskünfte.

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