Das Geschäft mit dem Corona-Impfstoff: Wie geht es für Biontech weiter?

Sein Covid-Impfstoff hat Biontech schlagartig zum Weltkonzern gemacht. Doch mit dem Ende der Pandemie schrumpft dieses Geschäft rapide. Der Umsatz des Mainzer Pharmaunternehmens ist in diesem Jahr drastisch geschmolzen, die Prognose für das Gesamtjahr wurde am Montag gesenkt.

Die Gründer Ugur Sahin und Özlem Türeci ficht das nicht an: Sie rechnen mit langfristigem Bedarf für Covid-Impfstoffe und arbeiten an Kombinationen mit der Grippeimpfung. &bdquo;Das wird neue Märkte schaffen“, sagte Sahin am Montag in einer Telefonkonferenz. Mittelfristig setzen sie vor allem auf Krebsimpfstoffe.

Die Eigenentwicklung Comirnaty hat Biontech zum Weltmarktführer für Covid-Impfstoffe gemacht. Die Abrechnung der massenhaften Bestellungen aus der Pandemie führte zu extremen Ergebnisse: Das Mainzer Unternehmen, kurz zuvor noch ein kaum bekanntes Start-up, setzte 2022 rund 17 Milliarden Euro um und machte dabei rund neun Milliarden Euro Gewinn.

Geringerer Umsatz aus Covid-Impfstoffen Davon ist nicht mehr viel übrig. Für dieses Jahr erwartete Finanzchef Jens Holstein bisher fünf Milliarden Euro Umsatz aus Covid-Impfstoffen, am Montag senkte er das Ziel auf vier Milliarden Euro. In den ersten neun Monaten waren es 2,3 Milliarden - knapp ein Fünftel des Vorjahreswerts. Was andere Unternehmen an den Rand der Pleite brächte, kann Biontech allerdings problemlos abfedern.

Der Gewinn ist zwar ebenfalls drastisch geschrumpft - aber es gibt einen. Nach einem Verlust im zweiten Quartal ist Biontech im Herbst in die schwarzen Zahlen zurückgekehrt und weist für die ersten neun Monate 160 Millionen Euro Nettogewinn aus.

Biontech profitiert von Partnerschaft mit Pharma-Riesen Möglich macht es die Partnerschaft mit dem US-Konzern Pfizer, der für einen großen Teil von Produktion und Vertrieb des Covid-Impfstoffs Comirnaty zuständig ist. Biontech selbst ist trotz der Massenproduktion vergleichsweise schlank geblieben und hat zudem die Investitionspläne zusammengestrichen. Vor allem aber haben die Ausnahmejahre der Pandemie die Kasse gut gefüllt: Rund 17 Milliarden Euro Liquidität stehen zur Verfügung, die Verschuldung ist gering. Eine starke Bilanz sei die Voraussetzung für die anstehenden Übergangsjahre.

Das Geschäft mit dem Covid-Impfstoff gilt als nahezu unberechenbar, aber mit der Zulassung eines Wirkstoffs für die jüngste Omikron-Variante sei man hier weiter führend, sagte Sahin. Er erwartet in den nächsten Monaten ein ähnliches Infektionsgeschehen wie im vergangenen Winter. Intensiv gearbeitet werde zudem an Kombimedikamenten für Covid und Influenza, mit denen Biontech 2025 erneut als erster auf dem Markt sein will.

Forschung an Krebsmedikament geht weiter Sie könnten vergleichsweise kurzfristig das Loch stopfen, das nach dem Comirnaty-Boom bleibt. Denn das größte Projekt der Forscher braucht noch Zeit: Türeci und Sahin arbeiteten an Impfstoffen gegen Krebs, als die Pandemie begann und zum Testfeld für die mRNA-Technologie wurde. Jetzt rückt die Onkologie wieder ins Zentrum der Forschung, zwei Wirkstoffe befinden sich in sogenannten Phase-3-Studien, der letzten Stufe der Tests.

Letztlich wird vom Erfolg der Krebsforschung abhängen, ob Biontech die hohen Erwartungen auch der Börse auf Dauer erfüllen kann. Beim Börsengang vor vier Jahren in New York kostete die Aktie keine 20 Dollar. Auf dem Höhepunkt im Sommer 2021 waren es rund 360 Dollar, dann folgte ein Sturz unter 100 Dollar. Am Montag stieg der Kurs wieder über diese Marke - vermutlich wegen der Rückkehr in die schwarzen Zahlen im dritten Quartal. Doch die meisten Analysten urteilten zuletzt zurückhaltend. Für eine nachhaltige Kurserholung brauche es &bdquo;mehr sichtbare Erfolge in der Produkt-Pipeline“, schrieb eine Analystin von JPMorgan Ende Oktober.

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