Eine mutige Gründerin aus Bielefeld nutzt die Krisen als Chance

Bielefeld. Y asemin Kesti, CEO des Start-ups &bdquo;Jobooking“, hat den Schritt gewagt: Während der Corona-Pandemie und des Ukraine-Kriegs gründete sie ihr Unternehmen. Mit &bdquo;Jobooking“ hilft sie der Wirtschaft, Ausbildungsplätze mit den passenden Talenten zu besetzen – ein Angebot, das besonders in Zeiten des Fachkräftemangels gefragt ist. Doch warum ausgerechnet in einer Krisenzeit gründen? Ihre Antwort ist klar: &bdquo;Man gründet nicht, weil es eine Krise gibt. Man gründet, weil man eine Vision hat.“

Für die 40-Jährige sind Krisen keine Hindernisse, sondern Gelegenheiten. &bdquo;Krisenzeiten sind für mich Wendezeiten. Sie zeigen uns, wo es brennt – wo Strukturen nicht mehr tragen. Genau da setzen wir Gründerinnen an: Wir entwickeln Lösungen, die etwas bewirken.“

Die unsicheren Zeiten hat sie als Chance begriffen. &bdquo;Wenn alles glattläuft, bleiben ineffiziente Strukturen oft bestehen. Krisen machen sichtbar, wo wirklich Bedarf besteht – das schafft Raum für Innovationen.“

Nachhaltige Geschäftsmodelle in Krisenzeiten Die Erfahrungen von Kesti werden auch durch den Start-up-Monitor OWL gestützt. Die Studie untersucht die Entwicklung des Start-up-Ökosystems und kommt zu dem Ergebnis: Junge Unternehmen, die in wirtschaftlich schwierigen Zeiten gegründet werden, entwickeln oft besonders nachhaltige Geschäftsmodelle. Sie lernen früh, mit knappen Ressourcen effizient umzugehen und sich auf die wesentlichen Aspekte zu konzentrieren. &bdquo;Krisen zwingen uns, tragfähige Strukturen zu schaffen. Das ist eine Stärke, die uns später hilft.“

Yasemin Kesti stand bei ihrer Gründung noch vor weiteren Herausforderungen. Sie spricht offen darüber, wie schwer es für Frauen sein kann, den Weg in die Selbstständigkeit zu wagen. Besonders die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist ein zentrales Thema.

Als Mutter von zwei Kindern kennt sie die Herausforderungen aus erster Hand. &bdquo;Ich musste mir oft anhören: Wie willst du das mit deinen Kindern schaffen? Diese Frage zielt direkt ins Herz, weil Kinder immer an erster Stelle stehen. Aber genau deshalb habe ich den Schritt gewagt: Ich wollte meinen Kindern zeigen, dass alles möglich ist.“ Diese Frage mit einhergehender Skepsis werde ihren männlichen Kollegen hingegen kaum gestellt.

Nur 15 Prozent in OWL sind Gründerinnen Für viele Frauen in OWL sieht die Realität jedoch anders aus. Der Start-up-Monitor zeigt, dass der Anteil weiblicher Gründerinnen in der Region erschreckend niedrig ist – nur etwa 15 Prozent der Start-ups werden von Frauen geführt. &bdquo;Für viele Frauen ist Unternehmertum gar keine Option“, erklärt Kesti. &bdquo;In der Berufsorientierung taucht das oft nicht einmal auf der Liste auf. Vorbilder fehlen, und viele fragen sich: Kann ich das? Stattdessen sollten sie sich fragen: Will ich das?“

Kesti sieht im Spagat zwischen Familie und Beruf eine Stärke: &bdquo;Wir Mütter jonglieren tagtäglich zwischen Verpflichtungen und Aufgaben. Dadurch setzen wir Prioritäten klarer und arbeiten zielgerichteter. Diese Fähigkeiten helfen mir jeden Tag als Gründerin.“ Eine Familie zu managen, den Alltag aus Schule, Hausaufgaben, Arztterminen und Freizeitaktivitäten zu koordinieren und zu strukturieren komme nah heran an die Herausforderung, ein Start-up durch die turbulente Anfangszeit zu rangieren.

Ihr Alltag ist ein Balanceakt. &bdquo;Ich kann nicht einfach sagen: Ich bleibe drei Stunden länger im Büro’, das zwingt mich dazu, nichts auf die lange Bank zu schieben, sondern Dinge anzugehen. Ich muss meine Aufgaben in die begrenzte Zeit packen, die ich habe.“ Das hat ihren Blick auf Effizienz geschärft: &bdquo;Ich habe gelernt, Prioritäten zu setzen und meine Energie auf die wichtigen Dinge zu konzentrieren. Diese Prioritätenbrille ist ein echter Vorteil.“

Gründen sollte eine selbstverständliche Option sein Doch sie verschweigt auch nicht die Schattenseiten: &bdquo;Gründen ist nie leicht. Es gibt Momente des Zweifels, Tage, an denen man einfach nicht mehr kann.“ Für Kesti ist klar: Die nächste Generation soll es leichter haben. Ihre Tochter zeigt schon jetzt Interesse am Unternehmertum. &bdquo;Sie fragt nicht, ob sie etwas kann, sondern was sie tun muss, um ihre Ziele zu erreichen. Das ist der Unterschied, den ich mir für mehr junge Frauen wünsche.“

Dass es noch so wenige Gründerinnen gibt, sei kein Schicksal, sondern ein strukturelles Problem. &bdquo;Es braucht mehr Vorbilder, mehr Unterstützung und eine Kultur, die Frauen genauso ernst nimmt wie Männer. Gründung sollte immer eine Option sein – nicht die einzige, aber eine selbstverständliche.“

Yasemin Kesti hatte schon immer einen Drang, Projekte voranzutreiben und Verantwortung zu übernehmen, sei es als Schülersprecherin oder in eigenen Initiativen. Die Idee für ihr Start-up entstand, als sie erkannte, wie schwierig es für ihren damaligen Arbeitgeber war, passende Azubis zu finden. &bdquo;Ich wollte eine Plattform schaffen, die junge Menschen schon in der Schule erreicht und Unternehmen bei der Fachkräftesicherung hilft.“

Mit &bdquo;Jobooking“ hat Yasemin Kesti nicht nur ein Unternehmen gegründet, sondern auch ein Zeichen gesetzt. Ihr Appell: &bdquo;Krisen sind keine Ausrede. Wenn wir uns fragen, was wir bewirken können, dann finden wir auch Wege, wie wir es tun können.“

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