Warum es in den nächsten Monaten laut wird am Bielefelder Bahnhof

Bielefeld. 125 Jahre alt wird die Handwerkskammer OWL in diesem Jahr. Zumindest am Gebäude hinter dem Bielefelder Bahnhof ist der Kammer dieses Alter nicht anzumerken. Der große Glaskasten mit der bunten Sofaecke, auf der die Pressekonferenz anlässlich des Jubiläumsjahres stattfindet, wirkt modern. Vor gut zehn Jahren wurde der Campus Handwerk eröffnet und vereint dort Verwaltung, Kompetenz- und Bildungszentrum.

Jetzt soll der Campus erweitert werden: Bis 2027 sollen zwei weitere Gebäude mit einer Nutzfläche von 13.372 Quadratmetern entstehen. Der Beginn der Erdbauarbeiten ist für den 21. Januar angesetzt. Abseits dieser nach außen seh- und hörbaren Veränderungen steht in diesem Jahr einiges auf dem Programm.

Ende Februar soll eine interaktive Themenwebseite zu 125 Jahren Handwerkskammer online gehen, die Fassade wird mit einer &bdquo;125“ beleuchtet und Mitgliedsbetriebe, die ebenfalls seit 125 Jahren bestehen, sollen vorgestellt werden. Zudem wolle man einen Frauenbeirat gründen und junge Talente unterstützen. &bdquo;Die Gremien sind zwar jünger geworden, aber nicht weiblicher“, sagt dazu Hauptgeschäftsführer Jens Prager, das wolle man ändern. Unter anderem deswegen achte man auch bei Präsentationen darauf, dass gerade im Baubereich viele Frauen ihre Tätigkeiten vorzeigen. &bdquo;Mädchen sollen Vorbilder haben.“

2024 wurden 3.833 Ausbildungsverträge unterzeichnet Nur etwa ein Fünftel der Auszubildenden seien Frauen. 2024 wurden 3.833 Ausbildungsverträge unterzeichnet. Ein Plus von 0,2 Prozent im Vergleich mit dem Vorjahr. &bdquo;Der Markt ist rückläufig“, sagt Prager und meint damit die sinkende Zahl der Schulabgänger gerade vor dem Hintergrund, dass es im Jahr 2026 keinen Abijahrgang geben wird. Angesprochen auf die Abbrecherquote von gut einem Drittel NRW-weit sagt Prager: &bdquo;Nicht alle Abbrecher verlassen das Handwerk.“

Manche würden eine andere Ausbildung machen oder den Betrieb wechseln. Oft hätten die jungen Menschen dann zuvor nicht in das Unternehmen oder den Bereich hineingeschnuppert und sich etwas anderes vorgestellt. Andere würden sich statt der Ausbildung für ein Studium entscheiden. Hier sieht Prager Handlungsbedarf: Nach dem Abbruch dürfe man nicht gar nichts in der Hand haben. Es müsse möglich sein, sich Teile der handwerklichen Ausbildung auch im Studium anzurechnen oder andersherum auch Teile des Studiums für die Ausbildung. &bdquo;Das ist eine große Aufgabe.“

Als Investition in die Zukunft und Symbol für den sich entwickelnden Wirtschaftszweig Handwerk seien die neuen Bildungsstätten in der Region zu verstehen – bei der Handwerkskammer spricht man von &bdquo;Leuchttürmen“. Sechs solcher Leuchttürme gibt es oder soll es in OWL geben. Neben den beiden in Bielefeld gibt es noch das Technologie- und Berufsbildungszentrum Paderborn. Dort werde gerade begutachtet, was erneuert werden muss. 2023 wurde der InnovationSPIN Lemgo eröffnet. Erst im vergangenen Herbst wurde der Bildungscampus in Brakel in Betrieb genommen. Der sechste Leuchtturm soll im Wittekindsland entstehen. Dafür gebe es zwar ein Konzept, realistisch wisse man aber erst in etwa drei Jahren, was gebaut würde. &bdquo;Es braucht Standorte vor Ort auf dem Land“, betont Prager. &bdquo;Pendeln ist mit dem öffentlichen Nahverkehr nicht immer möglich.“

Mit Ausblick auf die anstehende Bundestagswahl fordert Prager, dass schnell eine handlungsfähige Regierung gebildet wird, unter anderem auch, um Investitionen in die Zukunft zu sichern. &bdquo;Die kleinen und mittleren Betriebe des Handwerks brauchen dringend verlässliche Rahmenbedingungen und schnelle Entlastungen. Die gegenwärtigen Belastungen durch Steuern, Abgaben und eine überbordende Bürokratie sind für viele Handwerksbetriebe kaum mehr tragbar.“

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