Verdi wirft Flaschenpost in Bielefeld Behinderung der Betriebsratswahl vor

Bielefeld. Die Vorwürfe, die die Gewerkschaft Verdi gegen die Oetker-Tochter Flaschenpost erhebt, sind schwerwiegend. Es soll gegenüber Angestellten, die sich für die Gründung eines Betriebsrates in Bielefeld einsetzen, diverse Maßnahmen gegeben haben, um die Gründung einer Arbeitnehmervertretung zu verhindern. Die Rede ist von Abmahnversuchen, befristeten Verträgen, die nicht verlängert wurden, und Gehaltserhöhungen, die nicht gleichermaßen verteilt wurden. Flaschenpost dementiert die Vorwürfe.

Seit gut einem Jahr versuchen Angestellte von Flaschenpost einen Betriebsrat zu gründen. Ziel war es, dass dieser seine Arbeit im ersten Quartal 2025 aufnimmt, doch auch im dritten Quartal dieses Jahres steht der Betriebsrat noch nicht. Verdi und Angestellte werfen der Firma sogenanntes &bdquo;Union Busting“ vor.

Eine Sprecherin von Flaschenpost sagt dazu, man begleite das Wahlvorhaben &bdquo;von Beginn an unterstützend und wohlwollend. Die Vorwürfe können wir nicht bestätigen“. Im Gegenteil sei das Bestreben eine positive und vor allem konstruktive Zusammenarbeit mit dem Wahlvorstand und einer Arbeitnehmervertretung. Man unterstütze die Bemühungen in vollem Umfang.

Mitarbeiter in Bielefeld wollen Arbeitsbedingungen verbessern Im Sommer 2024 wandte sich eine kleine Gruppe der Angestellten an die Gewerkschaft mit dem Plan, einen Betriebsrat zu gründen. &bdquo;Wir wollen miteinander die Arbeitsbedingungen für alle Beschäftigten verbessern und so das Unternehmen voranbringen“, begründeten sie ihren Einsatz. Kälte, Kameraüberwachung bei der Arbeit und mangelhafter Datenschutz seien Auslöser für ihr Handeln. Bei Flaschenpost zeigte man sich über die Vorwürfe überrascht. Es gebe vierteljährlich interne Mitarbeiterbefragungen, die eine hohe Zufriedenheitsquote aufzeigten.

Im November wurden alle Mitarbeiter zu einer Betriebsversammlung eingeladen. Bis dahin wurde nicht veröffentlicht, wer die Gründung eines Betriebsrates unterstützte. In der Vergangenheit habe es bei Flaschenpost Berichte über Kündigungen von Arbeitnehmenden im unmittelbaren zeitlichen Zusammenhang mit Betriebsratswahlen gegeben, erklärte Nina Begemann, Gewerkschaftssekretärin für den Handel im Verdi-Bezirk OWL. Solche Erfahrungen weckten die Befürchtung, dass die Wahl ebenfalls auf Widerstände stoßen könnte.

Zwei Listen stehen bei Flaschenpost in Bielefeld zur Wahl Ein Mitarbeiter, der aus Angst vor Konsequenzen anonym bleiben möchte, berichtet genau davon. &bdquo;Uns wurde schon Stress gemacht“, sagt er. Es sollen durch Vorgesetzte Desinformationen über die Ziele des Betriebsrates verbreitet und Mitarbeiter verunglimpft worden sein.

&bdquo;Zudem gab es Versuche, die Wahl durch Einflussnahme bei Unterstützungsunterschriften und durch Eintragungen auf eine arbeitgebernahe Liste zu beeinflussen“, ergänzt Begemann. Es gebe eine Liste mit denen, die die Wahl eines Betriebsrates initiiert haben, aus neun Personen, und eine weitere mit 23 Personen, &bdquo;über deren Ausrichtung unter den Beschäftigten viel diskutiert wird“. Die Beschäftigten können bei der Betriebsratswahl, die für den 15. August angesetzt ist, eine der beiden Listen wählen. Flaschenpost bestätigt, dass es zwei Listen gebe, dementiert aber, dass &bdquo;es sich bei der zweiten Liste um eine Initiative handelt, auf die wir als Arbeitgeber in irgendeiner Form Einfluss nehmen“. Man sehe sich als Arbeitgeber zu absoluter Neutralität verpflichtet.

Die Betriebsratswahl hat sich mehrfach verzögert Verzögert habe sich die Wahl auch wegen formeller Fehler – auch von denen, die den Betriebsrat gründen wollen, räumt der Mitarbeiter ein. Zuletzt habe das Unternehmen die Adresslisten, Briefumschläge und das Porto zu spät an den Wahlvorstand ausgehändigt. &bdquo;Ohne die Adressen, die Briefumschläge und das Porto konnten die Briefwahlunterlagen nicht rechtzeitig an die Mitarbeitenden übermittelt werden“, sagt Begemann. &bdquo;Bei Betrachtung der Geschehnisse ergibt sich für uns das Bild, dass die demokratischen Rechte der Belegschaft von Flaschenpost nicht geachtet werden.“ Ziel war eine Wahl am 8. August. Der Termin musste also wieder um eine Woche verschoben werden.

Die Flaschenpost-Sprecherin weist ein Verschulden von Unternehmensseite an etwaigen Verzögerungen in der Betriebsratswahl zurück. Man nehme es positiv zur Kenntnis, wenn &bdquo;die Initiatoren den Mitarbeitenden nun pflichtgemäß eine professionelle Durchführung der Wahlen ermöglichen“. Man werde die vertrauensvolle Zusammenarbeit sowohl mit dem Wahlvorstand als auch mit dem zu wählenden Betriebsrat voll unterstützen.

Der Lebensmittel-Lieferant hat sich 2016 in Münster nach eigenen Angaben als erster deutscher Getränkesofortlieferdienst gegründet. Seit Ende 2020 gehört Flaschenpost zur Oetker-Gruppe und liefert auch nach Bielefeld. 2021 wurde der Getränkesofortlieferdienst zum Online-Supermarkt umstrukturiert. Ende Oktober 2024 wurde die geplante Schließung des Düsseldorfer Lagers bekanntgegeben.

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