Möbel aus dem Kreis Gütersloh: Wie Regionalität die Firma Disselkamp durch Krisen trägt

Der normale Kunde kommt in diesen Raum in der Regel nicht hinein. Weiß- und Brauntöne dominieren das Bild der Schlafzimmer im Ausstellungsraum der Firma Disselkamp in Herzebrock-Clarholz. Sie werden von verschiedenen Lampen angestrahlt. &bdquo;Wir entwickeln die Farben und müssen dabei darauf achten, wie sie unter verschiedenen Bedingungen wirken“, erklärt Christine Disselkamp. Die Schlafzimmermöbel werden von Einkäufern ausgesucht, die sie in ihren Möbelhäusern verkaufen. Wer also ein Bett oder einen Schrank von Disselkamp zu Hause hat, weiß das gar nicht unbedingt, das Logo findet sich darauf jedenfalls nicht.

Dabei sind die 175 Jahre, die das Familienunternehmen in diesem Jahr feiert, durchaus ein Wert, auf den man aufmerksam machen kann und die exemplarisch verdeutlichen, warum Ostwestfalen-Lippe zu der Möbelregion wurde, die sie heute ist.

Bei den Disselkamps ging es im Jahr 1850 mit der Gründung einer Tischlerei in Herzebrock los. Tischlermeister Henrikus Ernestus Disselkamp baute dort mit zwei Gehilfen Möbel für die Menschen im Ort. Erst sein Enkel Conrad baute in dritter Generation das Unternehmen aus, erweiterte die Möbelfertigung und stellte auch Fenster und Türen her. Diese wurden vor allem ins Ruhrgebiet für Zechen und Wohnsiedlungen verkauft.

Serienproduktion begann bei den Disselkamps in den 1930er Jahren Ein Absatzmarkt für die ganze Möbelindustrie in der Region: Durch das dortige starke Städtewachstum wurden Möbel – insbesondere für die Ausstattung von Schlafräumen und Wohnküchen – gebraucht. In dieser Zeit begannen darum einige Möbelproduzenten aus OWL mit der Serienproduktion preiswerter Möbel.

1930 spezialisierte sich Disselkamp auf Schlafzimmer – und blieb bis heute dabei. Die Einführung der Serienfertigung führte Ernst Disselkamp ein, der das Unternehmen 1932 in vierter Generation übernahm.

Conrad Disselkamp, der 1955 in fünfter Generation nach seiner Mutter in das Unternehmen einstieg, entschloss sich 1972 zu einem Umzug in das Industriegebiet, das zwischen Herzebrock und Clarholz geplant wurde.

Kundenwünsche bestimmen heute die Produktion Dort sitzt das Unternehmen auch heute noch. Inzwischen wird es in sechster Generation von Claus Disselkamp geführt, der 1990 in das Unternehmen eintrat und 1996 geschäftsführender Gesellschafter wurde. Mitte der 1990er-Jahre erfolgte durch Einkaufsverbände eine Konzentration im deutschen Möbelhandel. Darum baute Disselkamp zusammen mit seiner Frau Christine Kundenservice und Vertriebsorganisation aus und orientierte sich in der Produktentwicklung und den Designs stark an den Kundenwünschen – auch im Jahr 2025 das A und O, erklärten erst im September die Möbelhersteller der Region bei ihren diversen Messen in OWL. &bdquo;Möbel müssen zunehmend personalisierbar sein“, erklärte die Branche einvernehmlich.

Besonders wichtig sind den Disselkamps aber auch die kurzen Wege: Ihre Maschinenhersteller sitzen im Umkreis von 25 Kilometern und die Lieferanten von 50 Kilometern. &bdquo;Regionalität und Nachhaltigkeit sind uns schon immer wichtig“, sagt Claus Disselkamp. &bdquo;Made in Germany“ sei schon immer ihr Markenzeichen gewesen.

Die siebte Generation steht schon in den Startlöchern Das ist auch heute noch so. Aktuell produziert das Unternehmen etwa 120 Schlafzimmer am Tag. Gerade die Regionalität und der Verkauf in Deutschland und die angrenzenden Länder würden ihnen auch heute in eher schwierigen Zeiten für die Möbelindustrie, etwa wegen der Einführung der US-Zölle, helfen. &bdquo;Wir haben ein gutes Jubiläumsjahr“, sagt der Geschäftsführer.

Dass man sich an die Zeiten und wirtschaftlichen Entwicklungen anpassen muss, geben sie auch an ihre Söhne weiter. Roman und Jan-Philipp Disselkamp sind inzwischen seit 2023 bzw. 2025 als siebte Generation im Unternehmen. Das nächste gemeinsame Projekt ist die Einführung eines neuen IT-Systems. Es soll eine größere Vielfalt für Kunden schaffen und dennoch die Arbeit der 175 Mitarbeiter erleichtern, berichten die beiden 29-Jährigen.

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