Autohäuser in OWL kämpfen um Existenz – mit Folgen für Verbraucher

Bielefeld. Kleine Autohäuser und Werkstätten werden in Ostwestfalen-Lippe weniger. Anfang Januar hat beispielsweise ein Unternehmen in Bielefeld nach mehr als 60 Jahren in Familienhand geschlossen, in diesem Herbst wurde ein Betrieb im Kreis Herford von einer Autohausgruppe aus Niedersachsen übernommen und ein weiteres Haus im Kreis Paderborn hat nach 100 Jahren Insolvenz angemeldet und schließt Ende des Jahres. &bdquo;Ganz verschwinden werden kleine Betriebe nicht, aber die fünf bis zwölf Mann Betriebe werden es schwer haben“, sagt Marcel Thoma, Fachsekretär der Gewerkschaft IG Metall für OWL. Er gibt den kleinen Betrieben noch gute zehn Jahre.

Warum ist das so, obwohl wie Thoma sagt &bdquo;das KFZ-Gewerbe positiv durch das Jahr kommt“? Konkrete Zahlen für 2025 gibt es noch nicht, aber aus Zahlen des Statistischen Bundesamtes geht hervor, dass Kfz-Werkstätten in Deutschland in den ersten neun Monaten des Jahres 2024 ein Umsatzplus von 2,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr erzielt haben. Allerdings hat der Handel mit Kraftwagen real 1,3 Prozent weniger Umsatz erwirtschaftet als im Vorjahreszeitraum.

Als Gründe für die Zu-, beziehungsweise Abnahme, nennt Destatis &bdquo;die Zurückhaltung beim Kauf von Neu- und Gebrauchtwagen“ und das Ende der staatlichen Förderung in Form einer Kaufprämie für Elektroautos im Dezember 2023. Der aktuelle Herbst-Konjunkturbericht der Handwerkskammer mit Sitz in Bielefeld zeigt, dass im KFZ-Gewerbe für die nun kommenden Monate bei den Aufträgen mit einer Abwärtsbewegung gerechnet wird.

Kunden in OWL kaufen weniger Autos Abseits dieser theoretischen Zahlen kann Birgit Schnieder praktische Einblicke in die Arbeit liefern. Sie ist die Geschäftsführerin des gleichnamigen Autohauses in Herford. Ein Familienbetrieb mit 95 Jahren Erfahrung. Sie selbst ist seit 45 Jahren in der Branche tätig. Inzwischen gehören zu ihrem Betrieb vier Häuser im Kreis Herford.

.responsive23-aV4jCzg73X0YTWAB-bar-grouped-vertical-umsatz-im-handel-mit-kraftwagen { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-aV4jCzg73X0YTWAB-bar-grouped-vertical-umsatz-im-handel-mit-kraftwagen { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-aV4jCzg73X0YTWAB-bar-grouped-vertical-umsatz-im-handel-mit-kraftwagen { padding-top: 142.86%; } } Auffällig sei eine Kaufzurückhaltung aufseiten der Kunden – laut Schnieder insbesondere seit den Sommerferien. Hier hat der Autohandel mit den gleichen Problemen zu kämpfen wie die Hersteller und ist abhängig von der Produktpolitik. Als Beispiele nennt die Expertin den Preiskampf bei den Marken, dass kleine Fahrzeuge fehlen und reine Elektroautos nur langsam von Kunden akzeptiert werden.

&bdquo;Hinzu kommt, dass durch den Onlinehandel die Preise transparent sind, was sicherlich gut ist, jedoch führt es durch Aktionspreise einiger Händler zu einem Aktionismus und Unübersichtlichkeit für den Kunden“, sagt Schnieder. &bdquo;Beim Kauf eines Autos geht es um viel Geld. Eine gute Beratung und Vertrauen zum Händler sind wichtig.“ Ebenso bei darauf folgenden Werkstattleistungen. &bdquo;Ein Händler vor Ort, der einen Handel und eine Werkstatt hat, bemüht sich, den Kunden loyal zu halten“, betont Schnieder. &bdquo;Nur so haben wir es über Jahrzehnte geschafft, am Markt zu bleiben.“

Weil die Markenhändler für Bonusziele eine gewisse Verkaufszahl erreichen müssten und diese aber an ihrem Markt nicht mehr erreichen könnten, kauften sie andere Häuser dazu und so kommt es aktuell zu einer Markenkonzentration am Markt - mit Folgen für die Kunden, wenn etwa im Umkreis plötzlich keine Werkstatt mehr verfügbar ist, die auf die eigene Automarke spezialisiert ist.

Markengebundene Betriebe tragen hohe Kosten Der Wettbewerb sei hart und zugleich stiegen die Kosten. Markengebundene Betriebe müssten hohe Pflichtinvestitionen selber tragen, damit jeder Showroom gleich aussehe, für Spezialwerkzeuge, Zertifizierungen und Schulungen. Sie zahle zum Beispiel einen hohen fünfstelligen Betrag jährlich für Schulungen. &bdquo;Das treibt auch die Werkstattpreise hoch und belastet insbesondere kleine Häuser.“

Auch bei den Mitarbeitern sinkt die Zufriedenheit: &bdquo;Durch die Transformation der Autohäuser ändert sich die Arbeit. Es wird weniger gebastelt und ein umfassendes Know-how wird nicht mehr benötigt“, sagt Thoma, der gelernter Kfz-Mechatroniker ist. Das aber sei seine romantische Vorstellung des Berufs. &bdquo;Vielfach müssten einfach Teile in einer vom Hersteller vorgegebenen Zeit ausgetauscht werden.“

Ähnlich ist es auf der Führungsebene: &bdquo;Hinzu kommt, dass unter diesen Bedingungen niemand die Nachfolge antreten möchte, denn gut ausgebildete Menschen finden in der freien Wirtschaft ruhigere und sichere Jobs“, sagt Schnieder.

Zufriedenheit der Händler mit Automarken sinkt Kein Wunder also, dass die Zufriedenheit der Händler mit den Autohäusern seit 2020 sinkt - allerdings unterschiedlich je nach Marke. Das zeigen Erhebungen des Instituts für Automobilwirtschaft im<a href="https://cdn.website-editor.net/s/0a20a6cc65e44b43a11daf856c2f9ea0/files/uploaded/20250621_IfA_MarkenMonitor_Whitepaper+2025_final.pdf?Expires=1764161854&Signature=BxFe6-FFb5P-u7zv8InLE7zSjPpFJoce44ePb35fZAQLCnhRZXzozrFND-ppZFsgpzaYaKZli0eg8AY8Styy5tJOe~s8DeHiS-g6UzD7sE087gR0W2QarbVzpz6cGfyK0uEncbt6XDVLa8Ox5MeIQLXRBTHvjSOuLbTuP5p67e~pRpxLVCeAL6OA8QriPhbfExQZjrGCL1LtxCGvqE8SnA3BNqGrEYahQQhmsmZrdr6aJ95brN-voFVF9EOMeiAHnTj~JCRbxASYb1VXbMG1OsovhYyono78IIfUHKSHdfXQc22bE5qNeK8yuWiE4moNkOHVsMTSIr7pKb5QTZJvOg__&Key-Pair-Id=K2NXBXLF010TJW" rel="noopener" target="_blank"> Marken Monitor 2025 . Porsche, Cupra und Seat führen demnach das Zufriedenheitsranking an. Citroën und Opel findet man dagegen erst auf den hinteren Plätzen.

Schnieder blickt dennoch optimistisch in die Zukunft. &bdquo;Wer gut gesteuert ist, kann bestehen“, ist sie sich sicher. Seit ihr Familienbetrieb besteht, habe es immer wieder Krisen gegeben. Vieles könne man außerdem nicht beeinflussen - als Beispiele nennt sie Tesla und dessen Popularität, die stark unter Elon Musks Verhalten gelitten hat, und politische Unsicherheiten.

Mitarbeiter in Autohäusern oft nicht organisiert Die Mitarbeiter des insolventen Hauses im Kreis Paderborn haben derweil alle eine neue Arbeit gefunden, berichtet Felix Wagner, Gewerkschaftssekretär der IG Metall Paderborn. Einige hätten allerdings die Branche gewechselt und seien jetzt etwa in der Windkraft tätig.

&bdquo;Was mit Beschäftigten in einem solchen Fall passiert, hängt unter anderem davon ab, ob es einen Betriebsrat gibt und wie die Mitarbeitenden gewerkschaftlich organisiert sind“, sagt er. In der Branche herrsche aber oft keine Mitbestimmungskultur. Man erklärt sich das bei der Gewerkschaft mit Angst vor einem Verlust der Arbeit, der Nähe zum Vorgesetzten in den kleinen Betrieben und einem generellen gesellschaftlichen Wandel.

&bdquo;Betriebe mit Betriebsrat sind aber oft erfolgreicher, weil die Mitarbeiter zufriedener sind“, ergänzt Rojat Akay von der Kanzlei Vieker und Chatziparaskewas aus Bielefeld, der die Betriebsräte im Ernstfall vertritt.

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