Detmold. Die Jugendherberge feiert im August ihren 80. Geburtstag. Gernot von Ackern war dort bis 2012 Jugendherbergsvater. Im LZ-Interview erzählt er, was es für ihn bedeutet hat, früher eine Herberge zu leiten und was sich in den seinen 25 aktiven Jahren geändert hat. Von Ackern bekennt sich auch als Fan des so umstrittenen roten Tees.
Herr von Ackern, wann haben sie damals die Detmolder Jugendherberge übernommen?
Gernot von Ackern: Das war 1987. Zwei Jahre vorher habe ich schonmal eine Herberge an einem anderen Standort geleitet, bevor wir dann hierhin gezogen sind. In den 80-ern gab es ganz andere Grundvorraussetzungen eine Jugendherberge zu übernehmen. Meine Frau Heidi und ich waren damals noch nicht verheiratet. Da es aber verpflichtend war, dass es in einer Jugendherberge einen Herbergsvater und eine Herbergsmutter gibt, mussten wir dann zwangsläufig heiraten. Das war so vorgeschrieben.
Das klingt als sei da die klassische Mann-Frau-Rollenverteilung noch ziemlich gefestigt gewesen.
Von Ackern: Das war sie allerdings. Früher musste man als Herbergsvater noch richtig mit anpacken. Da habe ich selbst mit dem Hammer die Nägel gerade geklopft. Der Mann war der Handwerker, die Frau stand in der Küche. Das hat sich dann auch gewissermaßen auf den Umgang mit den Jugendlichen ausgewirkt.
Man war strenger mit den Jugendlichen?
Von Ackern: Ja. Früher gab es keine Pädagogik. Das kam erst später, da hat man auch von Herbergsvätern erwartet, dass sie erzieherisch fit sind. Heute geht man definitiv lockerer mit den Jugendlichen um, es wird zum Beispiel nicht mehr so penibel auf die Nachtruhe geachtet. Damals hatte man weniger Mitarbeiter zur Verfügung. Da war keiner wie heute spätabends erreichbar und dann wurden eben immer pünktlich um zehn die Sicherungen abgeschaltet. Hausordnungen wie diese sind aber natürlich immer noch sehr wichtig.
Als Herbergsvater ist man heute also in erster Linie Pädagoge?
Von Ackern: Heute muss man in erster Linie die Kompetenzen einer Hotelfachkraft mitbringen. Betriebswirtschaftliche Kenntnisse sind ein Muss, dementsprechend viel sitzt man am Computer. Allerdings war es nie die Aufgabe des Herbergsvaters die Kinder zu bespaßen. Zwar bietet die Jugendherberge Detmold eine Vielzahl pädagogischer Programme an - die Kinder klettern zum Beispiel am Hermann - sie ist aber erstmal dafür da, ihnen ein gemütliches Dach zu gewährleisten.
Sehr beliebt bei den Kindern waren Ihre vielen Tiere. Warum haben Sie den kleinen Streichelzoo aufgegeben?
Von Ackern: So viele Tiere zu halten war auf Dauer leider zu aufwendig. Ich meine, wir hatten Ziegen, Esel, sogar zehn Hühner plus Hahn. Das ging auch nur zwei, drei Jahre gut. Und dann ist immer wieder unser Esel abgehauen, was für die Leute in der Stadt gar nicht so ungefährlich war. Es war ziemlich mühselig den Esel wieder einzufangen, denn wenn der nicht wollte, dann bewegte der sich auch keinen Zentimeter. Ich glaube, dass er es genossen hat, mich zu ärgern. Aber es stimmt, die Kinder haben die Tiere immer gern gehabt. Wir hatten damals einen Labrador, der die Kindern allein den Weg zum Hermann hochgeführt hat. Klar, dass war für die großartig.
Was hat es mit dem fast legendären roten Tee auf sich, den es in allen Jugendherbergen gab?
Von Ackern: Das könnte Ihnen eher meine Frau erklären (lacht). Ich weiß nicht, warum dieser Tee so zwielichtig gesehen wird, mir schmeckt er nämlich sehr gut. Tatsächlich trinken wir ihn heute noch. Der Grund dafür, dass es auch morgens ausschließlich diesen Tee gab ist, dass es bis in die 80-er zu aufwendig gewesen wäre Kakao anzubieten. Heute ist die Auswahl größer, morgens gibt es sogar ein ganzes Buffet. Früher haben wir einfach eine Platte mit Wurst, Käse und eben diesem Tee auf den Tisch gestellt und damit hatte es sich.
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