Detmold. Das Elektrotechnikunternehmen Weidmüller will in Detmold nach Informationen der LZ 121 Arbeitsplatze abbauen. Demgegenüber stehen 37 neue Stellen. Betriebsrat und Gewerkschaft wollen sich gegen die Streichungen wehren.
Am Donnerstag hat die Geschäftsleitung die Mitarbeiter über das Zukunftskonzept für das Unternehmen und die Umstrukturierungspläne informiert. Sie sieht eine doppelgleisige Strategie vor. Detmold solle zentraler Technologiestandort werden, gleichzeitig solle die weltweite Produktion neu geordnet werden, so Unternehmenssprecherin Marion Sommerwerck.
25 Millionen Euro wolle Weidmüller in diesem Jahr in neue Maschinen und Infrastruktur in Detmold investieren, um den Technologiestandort zu stärken. Auf der anderen Seite solle der Stammsitz in der Produktion das Kompetenzzentrum „Metall und Oberfläche" werden, erläuterte die Sprecherin. Deshalb sind die 37 neuen Stellen in den Bereichen Metall, Galvanik und globale Steuerung vorgesehen.
Dieser Plan führe andererseits zu dem Stellenabbau, denn Kunststoff-Serienteile will Weidmüller künftig in Rumänien und Tschechien herstellen. Nunmehr werde man mit den Arbeitnehmervertretern über die sozialverträgliche Umstrukturierung verhandeln.
„Der Betriebsrat ist mit dem Stellenabbau natürlich nicht einverstanden", sagt Vorsitzender Robert Chwalek. Viel mehr könne er zu diesem Zeitpunkt noch nicht sagen. Das Gremium müsse die Situation erst noch bewerten. Dazu habe es sich Rechtsbeistand durch einen Rechtsanwalt und einen Wirtschaftsprüfer geholt. Es müsse geprüft werden, wie man gegen den Stellenabbau vorgehen könne. Außerdem möchte der Betriebsrat mit der Belegschaft über die aktuelle Lage diskutieren.
Erich Koch, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Detmold, war am Donnerstag ebenfalls vor Ort und berichtete von Erstaunen und Verärgerung bei den Mitarbeitern. „Der Betriebsrat ist bislang nicht ausreichend unterrichtet gewesen", erklärt er. Rechtliche Möglichkeiten würden geprüft, um an weitere Informationen zu kommen – auch dazu, welche Strategie die Unternehmensspitze verfolge.
„Es heißt, bestimmte Tätigkeiten seien am Standort Detmold nicht mehr kostendeckend möglich. Das muss ebenfalls überprüft werden", so der Bevollmächtigte. Da es sich um einen größeren Stellenabbau handele, werde dieser wohl mit Interessenausgleich für die Mitarbeiter und Sozialplan verlaufen müssen.
Kommentar: Die Alternativen fehlen
von Thorsten Engelhardt
Das ist bitter und fürwahr eine schlechte Nachricht: Nach Jahren der Erfolgsmeldungen aus der lippischen Wirtschaft zeigt sich jetzt, dass die Welt nicht nur rosig ist. Beim Vorzeigeunternehmen Weidmüller stehen 120 Jobs zur Disposition.
Das ist (noch) nicht als Start einer allgemeinen konjunkturellen Talfahrt zu bewerten. Aber es zeigt, dass das lippische Paradepferd Elektrotechnik-Industrie in besonderem Maße abhängig ist von einer Weltwirtschaft, die immer kürzeren Zyklen unterliegt und wenig Beständigkeit aufweist.
Börsenturbulenzen in China wirken sich sofort aus auf die Investitionsneigung und damit auch auf eine extrem vom Auslandsgeschäft abhängige Branche und ihre Protagonisten – in diesem Fall Weidmüller. Weil der aber nun mal Hochtechnologie-Komponenten herstellt, hat er einen hohen Kostenapparat hier im Inland, denn hier sitzen die Wissensträger.
Verschärft wird die Situation durch den Druck zum technologischen Wandel, der unter dem Stichwort Industrie 4.0 an Fahrt gewinnt. Nicht von ungefähr hat sich das Weltwirtschaftsforum in Davos des Themas vierte industrielle Revolution angenommen. Dieser Technologie-Wandel erhöht den Rationalisierungsdruck auf die Unternehmen. Sie können sich ihm aber nicht verschließen.
Insofern ist es fürwahr eine schlechte Nachricht, dass Weidmüller Stellen streichen will. Ganz besonders schlecht für die Betroffenen, schlecht aber auch, weil die Alternativen dazu fehlen.