Bad Meinberger Badehaus ist zahlungsunfähig

Horn-Bad Meinberg. Es gab keine andere Möglichkeit mehr: Dietmar Kluge, Geschäftsführer der Bad Meinberger Badehaus GmbH, hat Ende Februar Insolvenz angemeldet, nachdem er die Löhne seiner Mitarbeiter nicht mehr bezahlen konnte. Corona hat seinem Unternehmen den Boden unter den Füßen weggezogen. Insolvenzverwalter Stefan Stodolka aus Detmold versucht nun, das Badehaus zu retten.

Die Insolvenz könnte auch negative Folgen für den Kurort haben. &bdquo;Der Betrieb läuft zunächst wie gewohnt weiter“, betonte Kluge im Gespräch mit der LZ. Auch die ausstehenden Löhne seien inzwischen im Rahmen des Insolvenzverfahrens gezahlt worden. &bdquo;Ziel ist natürlich, dass das Badehaus weiter besteht“, hofft Kluge auf eine erfolgreiche Sanierung. Als Ursache für die Schieflage sieht er die Corona-Pandemie und die damit verbundenen mehrmaligen Schließungen des Bades über lange Zeiträume. Schon vorher habe man die Weichen dafür gestellt, dass ein kostendeckender Betrieb des Badehauses trotz des Öffentlichkeitsschwimmens zu sozialverträglichen Preisen möglich sei. Dafür müsse alles rund laufen, eine Pandemie habe damals keiner auf dem Schirm gehabt, so Kluge.

&bdquo;Die Misere ist nicht unser Verschulden“, betont Kluge. 2019 habe man mit 170.000 Besuchern schwarze Zahlen geschrieben. Nach einem guten September und Oktober 2020 sei dann die Schließung bis Juli 2021 angeordnet worden. In dieser Zeit seien von einem außerordentlichen Zuschuss des Landesverbandes 180.000 Euro &bdquo;einfach verdampft“. Der Fiskus habe &bdquo;unnötige Stundungszinsen“ in Höhe von 35.000 Euro verlangt, die Sanierung des Sportstudios und die Ausstattung mit Geräten habe Geld verschlungen, und auch die Öffnungsphasen während der Pandemie hätten mehr Geld gekostet als eingebracht. &bdquo;Wir haben jetzt drei Monate Zeit, alles wieder auf die Füße zu stellen“, weiß Kluge. Die kommenden Sommermonate würden schwierig, da Urlaubs- und Ferienzeit sei, danach könne es besser werden.

Allerdings hat er unter seiner Kundschaft eine gewisse Zurückhaltung festgestellt, die wohl den momentanen Weltkrisen geschuldet sei. Und die Insolvenz betrifft nicht nur das Badehaus – hier ist auch das Projekt &bdquo;Naturgesund am Silvaticum“ (NamSi) angesiedelt, das seit Beginn der Pandemie auf Eis liegt. Zudem wurde dem Badehaus mit dem Verkauf der Kureinrichtungen durch den Landesverband das Heilmittel Moor und der Moorstich übergeben. Und aktuell steht die Rezertifizierung des Kurortes Bad Meinberg an. Rechtsanwalt Stefan Stodolka erklärte gegenüber der LZ, dass man sich derzeit noch im Insolvenzeröffnungsverfahren befinde. Die Löhne seien durch die Insolvenzgeldvorfinanzierung gesichert, an der Personalstruktur solle sich nichts ändern.

&bdquo;Ich muss dafür sorgen, dass Wasser im Becken und Kuchen in der Auslage ist“, umschreibt er die Aufgabe salopp. Dietmar Kluge und er führen die Geschäfte nun gemeinsam, erst wenn das Insolvenzverfahren als solches eröffnet sei, habe er Geschäftsführer-Funktion, erklärt Stodolka. &bdquo;Ich lote jetzt erst einmal die Sanierungsmöglichkeiten aus“, sagte er. Wahrscheinlich sei eine &bdquo;übertragende Sanierung“, sprich: ein Investor steigt ein. &bdquo;Ich führe derzeit viele Gespräche mit Interessenten.“

Für eine erfolgreiche Sanierung des Badehauses sieht er gute Chancen: Es sei in der Region verankert, die Lieferanten unterstützten die Fortführung des Betriebes und seien an einem Erhalt des Badehauses interessiert. Auch der Landesverband Lippe habe Unterstützung zugesagt.

Hoffnung auf "Guten Weg"

Kurdirektor Thorsten Brandt, Geschäftsführer der &bdquo;GesUndTourismus Horn-Bad Meinberg GmbH“, wünscht sich, dass das Badehaus erhalten bleibt. Es sei eine feste Institution für den Tourismus- und Gesundheitsstandort, liege mitten in Bad Meinberg, und der Kurgast schaue schon auf die Infrastruktur im Ort, bevor er sich entscheide. Zwar gebe es – sofern es nur ums Element Wasser gehe – Alternativen in der Nähe – aber die sind aus seiner Sicht &bdquo;second best“ im Vergleich zum Badehaus. Gleichwohl hat Brandt bereits bei der Bezirksregierung eine Stellungnahme erbeten, ob ein eventueller Verlust des Badehauses sich negativ auf die Rezertifizierung des Kurortes auswirke, oder ob alternative Angebote im näheren Umfeld im Sinne des Kurortegesetzes ausreichend seien. Was das Heilmittel Moor angeht, sieht Brandt die Stadt in der Pflicht: &bdquo;Ich gehe davon aus, dass sie mit allen Akteuren spricht.“ Bäder kosteten nun einmal Geld und seien fast immer defizitär – hier müsse eine langfristige Strategie entwickelt werden.

Die Stadt habe ein großes Interesse daran, das Badehaus langfristig zu erhalten, teilte der städtische Pressesprecher Sebastian Vogt auf LZ-Anfrage mit. Über die Grenzen der Stadt hinaus sei es ein wichtiger Sport-, Freizeit und Gesundheitsfaktor. Man sei im Gespräch mit dem Insolvenzverwalter und warte darauf, dass Zahlen und Fakten offengelegt werden. Auch die Politik werde eingebunden. Die Stadt habe das Bad Meinberger Badehaus in der Vergangenheit auf verschiedene Art unterstützt, etwa bei der Investorensuche für eine Hotelansiedlung oder das NamSi, sowie im Zusammenspiel mit dem Landesverband. Man hoffe, dass ein guter Weg für die Zukunft des Badehauses gefunden werde.

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