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Cajus Caesar kaufte riesiges Waldgrundstück für nur 100 Euro

CDU-Bundestagsabgeordnete machte gutes Geschäft mit Geschwister-Paar

VON HUBERTUS GÄRTNER

Kalletal/Berlin. Der lippische CDU-Bundestagsabgeordnete und Kreisvorsitzende Cajus Julius Caesar hat ein formidables Grundstücksgeschäft gemacht. Am 3. August 2010 erwarb er von den Geschwistern Elfriede Richter (85) und Wilhelm Kortemeier (90) aus Erder ein 72.000 Quadratmeter großes Grundstück. Ausweislich des Kaufvertrages, der dieser Zeitung vorliegt, zahlte Caesar für den Gesamtkomplex sage und schreibe 100 Euro.

Selbst Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) wollte es kaum glauben. Als Schäuble erstmals den Abgeordneten aus Lippe sah, ließ er sich dessen Ausweis zeigen. "Cajus Julius Caesar" – so steht es dort tatsächlich geschrieben. "Mein Name weckt natürlich Erinnerungen an den römischen Feldherrn und Imperator", sagt der lippische Caesar (62). Ob der berühmte Römer ein Vorfahre von ihm sei, könne er "nicht nachweisen, aber auch nicht ausschließen".

Von seinem Wohnhaus im Kalletaler Ortsteil Westorf kann Caesar heute weit über das schöne nordlippische Bergland blicken, das er wie seine Westentasche kennt. Unweit von hier hat er mehr als zwei Jahrzehnte lang als Förster in Diensten des Lippischen Landesverbandes gearbeitet. Auch die Politik meinte es gut mit dem Diplom-Forstingenieur. Im Jahr 1998 zog er erstmals in den Bundestag ein, danach schaffte er es zweimal (2007 und 2011) als Nachrücker, ein Mandat zu ergattern. Für die Bundestagswahl am 13. September kandidiert Caesar erneut im Wahlkreis Lippe I, noch fühlt er sich nicht als altes Eisen.

Wald zu besitzen, das sei sein Lebenstraum, sagt Caesar dieser Zeitung. Schon als Jugendlicher habe er damit angefangen, von seinem Ersparten kleine Parzellen zu kaufen, um sie zu bewirtschaften und zu pflegen. Peu à peu habe sich dadurch eine Art "Flickenteppich" ergeben.

Wald als Geldanlage

Wald als Geldanlage hatten früher nur wenige Menschen im Sinn. Und man konnte damit auch keinen großen Profit machen. Heute ist das etwas anders geworden. Später, sagt Caesar, habe er dann versucht, im Kalletal seine Flächen zu arrondieren. Mit den Jahren habe er einige neue dazugekauft, aber auch etliche wieder verkauft und getauscht, um eine möglichst einheitliche und zusammenhängende Fläche zu haben. Auf etwa 70 Hektar beläuft sich mittlerweile sein Gesamtbesitz dort. Noch fünf Hektar fehlen, um einen "Eigenjagdbezirk" zu besitzen, wo der Eigentümer selbst die Jagd ausüben darf. "Ich habe zwar einen Jagdschein, aber die Jagd steht bei mir nicht im Vordergrund", sagt Caesar. Eine zusammenhängende Waldfläche lasse sich nun mal "besser bewirtschaften" als viele weit auseinanderliegende Parzellen.

Deshalb habe er in den letzten Jahren auch immer mal wieder vom Landesverband Lippe, seinem ehemaligen Arbeitgeber, kleine Flächen – insgesamt rund 30 Hektar – gekauft. Auch dabei habe es sich stets um "Streulagen" gehandelt, die seinen Besitz gut ergänzten. "Das waren kleine Flecken, wo sich der Aufwand für den Landesverband nicht mehr lohnte", sagt Caesar. Den Kaufverträgen habe die Landesverbandsversammlung stets "einstimmig" ihre Zustimmung erteilt. Der Preis sei immer gutachterlich anhand der Werttabellen festgesetzt worden, so dass von einem besonderen Vorteil nicht die Rede sein könne.

Bei dem Geschäft mit Elfriede Richter (85) und Wilhelm Kortemeier (90) sieht das aber wohl etwas anders aus. Die Geschwister hatten vor rund drei Jahrzehnten eine alte Kiesgrube bei Stemmen geerbt. "Mehr als 30.000 D-Mark mussten wir in die Renaturierung stecken", sagt Elfriede Richter. Sie und ihr Bruder Wilhelm sind heute dennoch "richtig froh", dass sie ihr 72.000 Quadratmeter großes Waldgrundstück bei Stemmen für gerade mal 100 Euro verkauft haben.

Bodenrichtwert ein Euro pro Quadratmeter

Laut Katasteramt des Kreises Lippe beträgt der Bodenrichtwert dort allerdings einen Euro pro Quadratmeter. Das Gelände ist Naturschutzgebiet. Es sei für ihn aber nur "ein Klotz am Bein" gewesen, er habe es deshalb "verschenken wollen" und eines Tages den Bundestagsabgeordneten Caesar angesprochen, berichtet Kortemeier.

Das sei "beim Grillen der Jagdgenossenschaft" gewesen, erinnert sich Caesar. Ein schlechtes Gewissen plagt ihn nicht: "Alle anderen hatten seinerzeit die Möglichkeit, es zu kaufen, aber niemand wollte es haben." Da habe er es schließlich "nach längeren Überlegungen" genommen. Mit dem Naturschutzgebiet lasse sich praktisch kein wirtschaftlicher Gewinn erzielen. Zwar habe er dort nach Rücksprache mit der Unteren Landschaftsbehörde des Kreises Lippe etwas Brennholz geschlagen, aber nun vereinbart, dass die Flächen bis auf weiteres sich selbst überlassen bleiben.

Um überhaupt einen Zugang zu dem ehemaligen Kiesabbaugelände zu erhalten, habe er von einem anderen Grundstückseigentümer noch eine weitere Parzelle erworben. Dem Vernehmen nach soll Caesar hier 40 Cent pro Quadratmeter gezahlt haben, was nach Schätzungen von Experten auch in etwa dem wahren Wert entspricht. Hätte er für das Grundstück des Geschwisterpaars ähnlich viel zahlen müssen, wären etwa 28.000 Euro fällig gewesen.

Caesar habe den Kaufpreis von 100 Euro "pünktlich bezahlt", erinnert sich Elfriede Richter. Wegen der Erbengemeinschaft habe sie das Geld mit ihrem Bruder Wilhelm "geteilt".

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