Lemgo. Mit dem Fangen von Pokémons hat das Ganze rein gar nichts zu tun. Im ersten Moment erinnert alles viel eher an den Spieleklassiker Schach: ein Denkspiel auf einem Holzbrett, schwarze und weiße Spielsteine, der Ablauf und der Einsatz sind von Taktik und Strategie geprägt.
Doch „Go" ist viel mehr als das, erklärt Peter Hagemann, der selbst seit den 70er Jahren zu den Steinen greift und mit dem „Go Club Detmold" sogar schon in der deutschen Bundesliga im „Go" gespielt hat. „Die linsenförmigen Steine sehen bei uns alle gleich aus und können sich – einmal gesetzt – nicht mehr bewegen. Und: Im Gegensatz zum Schach, wo das Spielbrett im Verlauf leerer wird, wird es hier voller."
Heute spielt der 69-Jährige nicht nur selbst, er gibt sein Wissen auch weiter: etwa an die Go-AG des EKG. „Alles begann 2011 mit einer Projektwoche, aus der die AG mit gerade einmal vier Teilnehmern entstand", erinnert sich Hagemann. Im vergangenen Jahr betreute er zusammen mit Mathematik- und Physiklehrer Dr. Jens Schulze dann schon 23 Spielerinnen und Spieler der Klassenstufen fünf bis zehn.
An diesem Wochenende steht nun eine Premiere an: Zusammen mit ihren Betreuern dürfen sechs Schüler der AG in zwei Teams an der Deutschen Schul-Go-Mannschaftsmeisterschaft, dem „Hans Pietsch Memorial Go Turnier" in Hamburg teilnehmen, die von der Organisation „go4school" veranstaltet wird. 43 Teams haben sich dafür angemeldet – aus ganz Deutschland.
Dennoch räumt Hagemann seinen Schützlingen eine Chance ein: „Auch wenn sie bisher keine Turniererfahrung haben. Es handelt sich um ein Vorgabeturnier. Das heißt, dass mögliche Unterschiede der Spielstärke durch Vorgabesteine ausgeglichen werden. Damit ist letztlich alles offen." Viel wichtiger sei aber sowieso der Spaß an der Sache. „Bei Turnieren sind schon viele Freundschaften entstanden. Und da „Go" hierzulande noch nicht sehr verbreitet ist, zählt vor allem die familiäre und freundschaftliche Atmosphäre, wenn man auf andere Spieler trifft", freut er sich.
Auch die Schüler selbst sind begeistert. Tom Schüring und Christian Thormählen sind schon seit etwa drei Jahren dabei und haben einfach nur Spaß am „Go"-Spielen. Marcel Hofmann ist seit knapp einem Jahr mit von der Partie und spielt sonst gern Schach. „Ich liebe Denkspiele. Bei „Go" ist es total spannend, ständig zu versuchen mehr Gebiet als der Gegner zu besetzen. Man muss sich immer wieder neue Strategien überlegen", schwärmt er.
In Hamburg treten die Lemgoer Gymnasiasten in zwei Mannschaften an: Jeweils drei Teammitglieder spielen parallel, hinterher werden die einzelnen Partien zu einer Mannschaftswertung zusammengezählt. „Top 15 – das wäre schon ein Traum", sind sich Tom und Marcel einig.
Auf jeden Fall dürfe dann laut dem passionierten „Go"-Profi Peter Hagemann auch schon mal auf ein „echtes Drama" gehofft werden. Denn den Reiz am Spiel mache vor allem aus, dass die Partie schnell kippen könne.
„Erst wird in aller Ruhe und mit viel Strategie das eigene Gebiet abgesteckt. Wenn es dann an das Fangen der gegnerischen Steine geht, beginnt der eigentliche dramatische Wettkampf", erzählt er begeistert. Geeignet sei „Go" übrigens für jedes Alter – wenn man denn Spaß an Denkspielen hat, dürfte jeder daran Freude finden, meint der Experte.
Das Spiel
Zwei Spieler setzen beim „Go" abwechselnd schwarze und weiße linsenförmige Spielsteine auf ein Brett. Es besteht aus einer Fläche mit 19 mal 19 Linien – die Anfänger beginnen meist mit 9 mal 9. Die Steine werden dabei stets auf die Schnittpunkte der Linien gesetzt. Ist ein Stein platziert, darf er nicht mehr gezogen werden. Ziel des Spieles ist es, mit seinen Steinen ein größeres „Gebiet" zu besetzen als der Gegner. Um Areale zu erschließen, können gegnerische Steine gefangen werden, indem sie von eigenen Steinen umschlossen werden. Jeder gefangene Stein wird dann vom Spielbrett entfernt und gibt einen Punkt.