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Lügde

Die „Kochprofis“ sollen Klosterkrug in Falkenhagen retten

Annette und Karin Abbenhardt hoffen, dass ihre Gaststätte mit Hilfe 
der Fernsehköche neuen Schwung bekommt

Lügde-Falkenhagen. Wenn das so weitergeht, dann kann Gastwirtin Annette Abbenhardt bald den Schlüssel umdrehen. Denn ihr Klosterkrug in Falkenhagen wirft kaum noch was ab. Die Wirtschaftsförderer der Gilde in Detmold haben ihr professionelle Hilfe vermittelt: die „Kochprofis" aus dem Fernsehen. Nächste Woche kommen sie in den lippischen Südosten.

Das Format, das in diversen Fernsehkanälen zu finden ist, hat überall ein ähnliches Strickmuster: Verzweifelte Gastronomen wenden sich an Profiköche. Die rücken mit einem Kamerateam und ihrer Erfahrung an, um den Laden samt Speisekarte auf den Kopf zu stellen und den Betreibern neuen Mut zu machen. Zum Abschied – in diesem Fall nach drei Tagen – gibt es ein Abschlussessen im neu eröffneten Restaurant, bei dem sich die Gäste in der Regel begeistert zeigen.

Die Sendungen leben auch von Emotionen, der Verzweiflung der Wirte, dem Entsetzen der Profiköche über Missstände bis hin zur total verdreckten Küche.

Letztere werden sie zumindest im Klosterkrug nicht vorfinden. Alles ist in Annette Abbenhardts Elternhaus blitzsauber, wenn auch in die Jahre gekommen. Die 53-Jährige hat fast ihr ganzes Leben hier verbracht. „Vielleicht war das ein Fehler, und ich hätte noch Köchin lernen sollen." Als der Vater pflegebedürftig wurde und nach 14 Jahren starb, hat sie mit ihrer Mutter den Laden geschmissen, bis auch diese dem Vater ins Grab folgte.

Annette Abbenhardt betreibt nebenbei einen winzigen Tante-Emma-Laden, „da kommt wenigstens etwas rein." Ansonsten macht sie die Küche nur an den Wochenenden und zu besonderen Anlässen auf. Hoch verschuldet ist sie nicht: „Aber ich verdiene kaum etwas." Ihre Schwägerin Karin steht der gelernten Restauranthelferin treu zur Seite, manchmal bedient auch noch eine Aushilfe bei Feiern oder Beerdigungen.

Treffpunkt des Dorfes ist der Klosterkrug schon lange nicht mehr, die Besitzerin spürt wenig Solidarität: „Das mag auch an meiner Art liegen, ich nehme ja kein Blatt vor den Mund." Früher haben sich die Vereine hier getroffen, doch seit sie das Sportheim haben, bleibt das aus. „Nur manchmal bestellen sie Schnitzel bei mir."Schnitzel in diversen Variationen sind der Hauptbestandteil der Karte. Doch selbst beim Jägerschnitzel kommen die Pilze aus der Dose: „Wie soll ich das sonst machen, frische Pilze würden mir doch schlecht werden?" Das werden die Kochprofis sicher nicht gern hören, auch dass sie mit Fondor – also mit Glutamat – kocht. Hat sie keine Angst, vorgeführt zu werden? „Schlimmer kann es doch nicht mehr werden", sagt Schwägerin Karin. Und Annette Abbenhardt selbst: „Ich schließe nicht aus, dass mir die Tränen kommen, aber dann ist das so."

Wer am Mittwoch, 28. Oktober, ab 18.30 Uhr im Klosterkrug essen möchte, sollte vorbestellen unter 
Tel. 05283-8402.

Einsätze am Herd

Die „Kochprofis" Frank Oehler, Andreas Schweiger, Ole Plogstedt und Nils Egtermeyer sind unterwegs, „um in kulinarischen Krisengebieten aufzuräumen und Gastronomen eine neue Perspektive zu geben", schreibt der Sender. Die Reihe wird donnerstags um 20.15 Uhr bei RTL II ausgestrahlt.

Im Fernsehen tummeln sich diverse Profiköche, die in Not geratene Gastronomiebetriebe wieder auf Trab bringen wollen. Während „Restauranttester" Christian Rach bei RTL mittlerweile einen anderen Ansatz verfolgt und Internetbewertungen für Restaurants nachgeht, ist Sternekoch Frank Rosin dienstags um 20.15 Uhr bei Kabel Eins als Retter von „Rosins Restaurants" unterwegs.

„Die Küchenchefs" mit Frank Zacherl waren fünf Jahre lang für VOX im Einsatz, sind aber im Februar aus dem Programm verschwunden. Die Nachhaltigkeit der Hilfe ist fraglich: Zumindest der Einsatz der „Kochprofis" 2013 im Bad Salzufler „Scheunchen" half nicht: Die Betreiber haben aufgegeben.

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