Landarzt-Quote: Lippe will junge Ärzte mit Versorgungszentren ködern

Kreis Lippe. &bdquo;Es könnte dazu führen, dass sich Ärzte für das Land entscheiden", sagt Dr. Alexander Graudenz, und das &bdquo;Aber" klingt deutlich durch, wenn es um die zehn Prozent Quote für die Medizinstudienplätze und die gleichzeitige Verpflichtung geht, zehn Jahre auf dem Land zu praktizieren. Der Vorsitzende des Bezirks Detmold der Ärztekammer Westfalen-Lippe plädiert dafür, andere Wege einzuschlagen.

&bdquo;Einzelkämpfertum ist heute nicht mehr gefragt. Junge Ärzte wollen auch nicht mehr unbedingt selbstständig sein und alle wirtschaftlichen Risiken tragen. Dem trägt der Ansatz des Gesundheitsministers nicht unbedingt Rechnung", sagt Graudenz. Vielmehr müsse man die bestehenden Versorgungsstrukturen anpassen. Einzelpraxen verlören deutlich an Attraktivität. Das sei für die Nachfolgeregelung von großer Bedeutung. &bdquo;Mediziner suchen auch andere Arbeitsmodelle." Eine Alternative seien die Versorgungszentren, die von Ärzten gegründet werden. &bdquo;Hier können sich Praxen ansiedeln, unterschiedliche Fachrichtungen, und im Verbund gibt es auch eher die Möglichkeit, Ärzte einzustellen. Das eröffnet Möglichkeiten, in Teilzeit zu arbeiten", sagt Graudenz.

Auch Landrat Dr. Axel Lehmann sieht im Vorstoß des Landes eine &bdquo;Einzelmaßnahme". Die &bdquo;Landarzt-Quote" reiche nicht aus. &bdquo;Immer mehr Ärzte wollen nicht zwingend das alte Landarztmodell mit einer 70 bis 80-Stunden-Woche inklusive Hausbesuchen mittragen. Vielmehr legen vor allem junge Mediziner Wert auf die Vereinbarkeit von Familie, Freizeit und Beruf", sagt der Landrat. Daher würden heutzutage auch gerne Angestelltenverhältnisse gesucht, wie sie zum Beispiel in medizinischen Versorgungszentren zu finden wären.

Der Kreis Lippe sei bereits dabei, zusammen mit der Kassenärztlichen Vereinigung, dem Ärztenetz, der Ärztekammer und dem Klinikum verbesserte lokale Versorgungsstrukturen aufzubauen. So seien drei Zentren bereits in Planung. Graudenz legt dabei Wert darauf, dass diese Zentren nur in Absprachen mit den niedergelassenen Ärzten aufgebaut werden dürfen.

Er sieht auch die Kommunen in der Pflicht. &bdquo;Sie können die geeigneten Immobilien zur Verfügung stellen. Und auch die Wirtschaft sprechen wir an, denn auch sie will ihre Fachkräfte binden und hat ein Interesse daran, dass die ärztliche Versorgung auf dem Land sehr gut ist." Deshalb arbeiten Ärztekammer und Kassenärztliche Vereinigung, das Ärztenetz Lippe und das Klinikum mit der Industrie- und Handelskammer Lippe zu Detmold zusammen. Ziel ist, gemeinsam für Lippe zu werben. Eine Homepage befindet sich im Aufbau.

Dabei gehe es nicht allein darum, junge Berufsanfänger zu gewinnen. Graudenz, der selbst viele Jahre Landarzt war, findet, dass zu wenig über die Qualität des Lebensumfeldes gesprochen wird. &bdquo;Die Natur, das soziale Umfeld – Lippe hat für junge Familien viele Pluspunkte." Einer, der ihm da sofort Recht gibt, ist Eugen Fuchs, der seit April in Elbrinxen als Hausarzt praktiziert. &bdquo;Ich könnte überall mein Geld verdienen, aber ich fühle mich in dieser Umgebung wohler. Die Patienten sind anders, dankbarer. Es ist für mich mehr Lebensqualität", sagt Fuchs.

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