Folter, maßgeschneidert in Lemgo

Lemgo. Folter made in Lemgo? Johann Christoph Krop sollte sie erfahren. Dem hessischen Leineweber wurde 1773 sein Folterinstrument quasi auf den Leib geschneidert: der Kropsche Kasten, der im Hexenbürgermeisterhaus zu sehen ist. Doch der sollte nur der grausame Vorgeschmack auf das sein, was den Mann in der Stadt noch erwartete.

Ein offener Kasten, einem Sarg gleich, in dem der des Raubmordes Verdächtige über Stunden und Tage festgeschnallt war. Die Hände wurden dabei über Öffnungen an der Außenseite befestigt, die Füße mit eisernen Bügeln festgeschnallt, sodass sich der vermeintliche Delinquent nicht mehr regen konnte. Ein Folterinstrument, das Wirkung zeigte. Nach zwei Tagen gestand der Leineweber, den Bäcker und Brauer Johann Lorenz Koch, dessen Ehefrau Maria Elisabeth Stockmeiers und deren Dienstmagd Catharina Ilsabeth Temmen beraubt und ermordet zu haben.

Extrasichere Zelle im Ballhaus Über Wochen war nach dem Täter gesucht worden, erst ein Hinweis des damaligen Bürgermeisters Christian Friedrich Helwing brachte die Spur zum Täter. Helwing hatte von einem verdächtigen Vorfall in Zusammenhang mit Krop gelesen, der daraufhin gefasst werden konnte. Da der kurz zuvor erst aus dem Celler Gefängnis hatte fliehen können und zudem im Ruf stand, ein Ausbrecherkönig zu sein, wurde für den Täter extra im Ballhaus ein Gefängnisraum eingerichtet. Dafür wurden Decken und Wände mit dicken Eichenbohlen versehen, Gitter kamen an die Fenster, der Gefangene wurde in Ketten gelegt und von einer sechsköpfigen Bürgerwache beaufsichtigt, wie die damalige Stadtarchivarin Dr. Gisela Wilbertz 1999 in einem Ausstellungstext zum Thema schreibt.

Dennoch gelang es Krop fast, sich aus dem &bdquo;Hochsicherheitstrakt“ zu befreien. Und zudem war auch ein Geständnis nicht in Sicht - daraufhin griffen die Lemgoer zu anderen Mitteln. Sie fertigten einen für den Täter maßgeschneiderten Schließkasten an: den Kropschen Kasten, so wie er ähnlich zuvor in Detmold bereits genutzt worden war und heute noch im Hexenbürgermeisterhaus zu sehen ist.

Hinrichtung als grausames Spektakel Und in der Tat ließ das Ergebnis nicht lange auf sich warten: Krop gestand den Raubmord. Seinen Aussagen zufolge sollte er Geld eintreiben, dass der Bäcker kriminellen Banden schuldete. Für die Richter aber war das nicht von Interesse: Der Hesse wurde zum Tode verurteilt, wie Simon Bucher vom Hexenbürgermeisterhaus erzählt.

Am 21. März 1774 fand die Hinrichtung auf dem Neupförtnerbruch an der heutigen Rintelner Straße statt. Ein überaus grausames Spektakel, das den Kropschen Kasten weit in den Schatten stellen sollte. Krop wurde mit glühenden Zangen am lebendigen Leibe zerrissen und dann auf ein Rad gespannt. Mehrere Tausend Zuschauer ergötzten sich an seinen Qualen. Überliefert ist nach Aussagen von Simon Bucher, dass sich diverse Mitglieder der anwesenden Bürgerschützen, die die erste Reihe sicherten, angesichts der Grausamkeit übergeben oder mit Magentropfen stärken mussten.

Mehrere Tage blieb der Leichnam von Krop als Mahnung ausgestellt, bevor er vermutlich in einem öffentlichen Grab verscharrt oder verbrannt wurde. Es war die letzte öffentliche Hinrichtung, die in Lemgo stattfinden sollte. Der Kropsche Kasten aber blieb über Jahrhunderte in Kellern verwahrt, bevor er seinen Weg ins Lemgoer Hexenbürgermeisterhaus fand.

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