Besondere Neuzugänge bereichern die Sammlung im Landesmuseum in Detmold

Detmold. Eine Marmor-Skulpturengruppe mit dem Titel &bdquo;Die vier Jahreszeiten“ schmückt ab sofort die Ausstellung im Lippischen Landesmuseum. Geschaffen wurde das Ensemble aus Marmor zwischen 1843 und 1854 von keinem geringeren als Ernst von Bandel, dem Erbauer des Hermannsdenkmals. Nach mehr als 170 Jahren sind die Arbeiten erstmals öffentlich zu sehen – ein Kunstwerk mit bewegter Geschichte, das nun thematisch passend zum 225. Geburtstag des Künstlers sowie dem 150-jährigen Bestehen des Hermannsdenkmals nach Lippe gekommen ist.

Museumsdirektor Dr. Michael Zelle zeigte sich begeistert: &bdquo;Ein echter Knaller“, so kommentiert er die Möglichkeit, diese Arbeiten Bandels im Museum ausstellen zu können. Warum das so ist, wird beim Blick auf die Reise der vier Skulpturen deutlich: &bdquo;Bandel arbeitete nicht nur am Hermannsdenkmal, sondern musste auch seinen Lebensunterhalt verdienen“, erklärt Zelle. Daher nahm er viele Auftragsarbeiten an, die er dann veräußerte. Hin und wieder habe er auch Objekte &bdquo;ins Blaue hinein“ angefertigt. So auch &bdquo;Die vier Jahreszeiten“.

&bdquo;Objekte nicht mehr auf dem Markt“ Die Geschichte der Skulpturen ist geradezu abenteuerlich: Nach ersten Modellarbeiten in Deutschland reiste Bandel ins italienische Carrara, um die endgültigen Figuren aus dem heute weltberühmten Marmor zu hauen. Schon Michelangelo wählte laut Zelle hier seinen Marmor aus. Die Modellierung der Skulpturen dauerte von 1843 bis 1854. Im Anschluss beabsichtigte Bandel, sie zu veräußern. Doch ein Käufer fand sich nie – die Skulpturen blieben im Familienbesitz und standen später bei den Nachkommen Bandels in eine Dresdner Villa. 1945 gingen sie zunächst in die Dresdner Skulpturensammlung über. Nach der Wende wurden sie an die Erben Bandels zurückgegeben, die sie schließlich verkauften. &bdquo;Heutzutage kommen Objekte von Bandel nicht mehr so ohne Weiteres auf den Markt“, weiß Zelle.

Viele Arbeiten Bandels gelten inzwischen als zerstört oder verschollen. Auch &bdquo;Die vier Jahreszeiten“ - so zumindest die Annahme. Den entscheidenden Hinweis auf die Existenz der Skulpturen erhielten die Gästeführer Cornelia Müller-Hisje und Karl-Heinz Helwig bei Recherchen für eine Ausstellung mit Bandel-Bezug zum Deutschen Wandertag. &bdquo;Wir schrieben viele Archive an und führten unzählige Telefonate. Vielerorts kannte man Bandel gar nicht“, erinnert sich Müller-Hisje. Nach vielen Stationen erfuhr sie, dass die Statuen bereits an einen Antiquitätenhändler gegangen waren. &bdquo;Wir befürchteten, sie seien verloren.“ Doch das Glück war auf ihrer Seite: Die Skulpturen waren noch verfügbar.

Mit Unterstützung der Lippe Tourismus & Marketing GmbH und weiteren Spenden gelang dem Landesverband Lippe schließlich der Erwerb des Kunstwerks für 30.000 Euro. Verbandsvorsteher Jörg Düning-Gast: &bdquo;Es war eine Zusammenarbeit von vielen. Ich will Danke sagen und bin glücklich, dass das geklappt hat.“

Bandel-Skulpturen tragen Züge seiner Kinder Frühling mit Blumengirlande, Sommer mit Sichel und Ähren in den Händen, Herbst mit Weintrauben beladen und Winter mit Efeu umrankt. Die vier kindlichen Figuren greifen ein antikes Motiv auf, das den Lauf des menschlichen Lebens widerspiegelt. Interessant sind auch die persönlichen Bezüge Bandels in den Skulpturen: Frühling und Sommer tragen die Züge seiner Kinder Angelika und Hans – ähnlich wie das Hermannsdenkmal dem Gesicht seines zweitältesten Sohnes Roderich vergleichbar zu sein scheint - das findet zumindest Müller-Hisje: &bdquo;Es gibt Zeichnungen von Roderich. Die Ähnlichkeit finde ich persönlich schon auffällig.“ Die Authentizität der vier Skulpturen wird durch Bandels Signaturen auf den Sockeln zweifelsfrei belegt.

Mit den &bdquo;Vier Jahreszeiten“ gewinnt die Sammlung im Lippischen Landesmuseum nicht nur vier eindrucksvolle Werke der klassizistischen Bildhauerei, sondern ein Stück gelebter Geschichte – tief verwurzelt in der Region und eng verbunden mit dem Schöpfer des wohl bekanntesten Symbols Lippes. &bdquo;In Detmold haben wir damit in gewisser Weise auch eine Schuld beglichen“, findet Müller-Hisje: Nach dem Tod Bandels 1876 habe seine Familie laut Müller-Hisje angeboten, den Nachlass des Bildhauers der Stadt Detmold zu überlassen. &bdquo;Die hätte dafür ein Museum bauen müssen.“ Es kam anders, und die Werke gingen schließlich an die Hochschule Hannover. Jetzt hat ein Ensemble des Bildhauers den Weg nach Detmold gefunden.

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