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150 Jahre Hermann

Podcast „Mythos Arminius“: Wie der Hermann nach Detmold kam - jetzt Folge 2 hören

Kreis Lippe. Er ist mehr als 26 Meter hoch, trägt einen Flügelhelm, das Schwert gen Himmel gereckt – und steht seit 150 Jahren auf der Grotenburg über Detmold: das Hermannsdenkmal. In der zweiten Folge des Podcasts „Mythos Arminius“ geht es um seine Entstehung – und um die politische Symbolkraft, die ihm seit jeher innewohnt.

Der Podcast „Mythos Arminius“ geht der Frage nach, wie aus dem antiken Heerführer Arminius eine nationale Symbolfigur wurde – und warum das Hermannsdenkmal bis heute so stark polarisiert. Die fünfteilige Serie der Lippischen Landes-Zeitung beleuchtet die historischen, politischen und kulturellen Dimensionen rund um die berühmte Statue im Teutoburger Wald. In Folge 2 rückt die Entstehung des Denkmals in den Mittelpunkt – und damit auch der Mann, der es schuf: Ernst von Bandel.

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Jedes Detail transportiert eine Botschaft

Die Episode beginnt am Fuß des Hermanns, besser gesagt an seiner Replik vor dem Lippischen Landesmuseum. Von dort aus führt der Weg zurück ins 19. Jahrhundert, als Bandel mit der Idee eines Arminius-Denkmals aufbrach – getrieben von Idealismus, Nationalgefühl und der Vision, dem zersplitterten Deutschland ein einigendes Symbol zu schenken. Historiker und Leiter des Landesmuseums Dr. Michael Zelle erklärt, warum sich Bandel ausgerechnet für Detmold entschied, wie er das Denkmal politisch auflud – und warum der Hermann so aussieht, wie er aussieht. Der Flügelhelm, die Pose, der römische Adler unter dem Fuß: Jedes Detail transportiert eine Botschaft.

Am Fuße des Hermann: Yvonne Glandien ist auf Spurensuche am Lippischen Landesmuseum in Detmold. Dr. Michael Zelle ist Experte für das Hermannsdenkmal. - © Kirsten Fuhrmann
Am Fuße des Hermann: Yvonne Glandien ist auf Spurensuche am Lippischen Landesmuseum in Detmold. Dr. Michael Zelle ist Experte für das Hermannsdenkmal. (© Kirsten Fuhrmann)

Dr. Zelle erklärt im Interview, wie Bandel in den 1830er-Jahren durch das Weserbergland wanderte, auf der Suche nach dem „richtigen“ Ort für sein Denkmal. Fündig wurde er auf der Grotenburg bei Detmold – auch dank einer persönlichen Bekanntschaft, die ihn in die Region brachte. Die Wahl des Standortes war also keineswegs nur landschaftlich motiviert, sondern auch politisch geschickt.

Widerstandskämpfer und Freiheitsheld

Die Figur des Arminius hatte schon damals symbolische Kraft. Seit der Renaissance diente sie als Projektionsfläche für verschiedene politische Ideen – mal als Widerstandskämpfer gegen das Papsttum, mal als Freiheitsheld gegen Napoleon. In der Zeit um 1800 wurde Arminius schließlich zur Leitfigur der deutschen Nationalbewegung – und genau in diesem Geist wurde das Hermannsdenkmal geplant.

Dabei wurde weniger historische Genauigkeit angestrebt als eine möglichst wirkmächtige Inszenierung. Flügelhelm, Schwert, Schild – all das hat mit der Antike wenig zu tun, wie Zelle betont. Vielmehr handelt es sich um eine symbolische Komposition, die ein ganz bestimmtes Bild von Stärke, Sieg und nationaler Größe transportieren sollte. Selbst die Blickrichtung des Hermanns – gen Südwesten – war politisch aufgeladen, als Anspielung auf das Frankreich des 19. Jahrhunderts.

Julia Schafmeister, Kuratorin am Landesmuseum, erzählt Redakteurin Yvonne Glandien unter anderem von der festlichen Einweihung des Hermanns. Im Hintergrund ist "das Innere" des Denkmals zu sehen. - © Kirsten Fuhrmann
Julia Schafmeister, Kuratorin am Landesmuseum, erzählt Redakteurin Yvonne Glandien unter anderem von der festlichen Einweihung des Hermanns. Im Hintergrund ist "das Innere" des Denkmals zu sehen. (© Kirsten Fuhrmann)

Julia Schafmeister, Kuratorin am Landesmuseum, schildert in der Folge die Wirkung der Denkmalenthüllung 1875: ein Großereignis mit Kaiser Wilhelm an der Spitze, Besucherströmen und eigens gebrautem Kaiserbier. Das Hermannsdenkmal war längst zu einem nationalen Monument geworden – und zur Touristenattraktion.

Wandel zum touristischen Ziel

Schon bald nach der Einweihung entwickelte sich rund um das Denkmal eine Infrastruktur aus Gasthöfen, Souvenirläden und neuen Wegen. Historiker Roland Linde zeichnet nach, wie der Hermann auch wirtschaftlich zum Motor für die Region wurde. Der einst ruhige Ort Hiddesen wandelte sich zum touristischen Ziel, mit Zehntausenden Besuchern pro Jahr. Die Straßenbahn bis an den Fuß der Grotenburg tat ihr Übriges.

Doch nicht alle Entwicklungen rund um das Denkmal waren harmlos. Linde berichtet auch vom Arzt und Ideologen Manfred Fuhrmann, der unterhalb des Denkmals ein Sanatorium gründete – und dabei nationalistische und völkische Ideen verfolgte. Heimatpflege, Heilung und politische Mission verschwammen hier zu einem schwer zu trennenden Gemisch.

Dieser dunklen Seite des Hermanns widmen wir uns noch intensiver in der nächsten Folge, die am 31. Juli erscheint. Dann geht es um den Missbrauch für politische Zwecke und die Nazi-Aneignung des Denkmals.

Folge 2 von Mythos Arminius ist ab sofort verfügbar – auf Spotify, Apple Podcasts, der Website der LZ und überall, wo es Podcasts gibt. Jeden Donnerstag erscheint eine neue Folge, zu finden sind alle Folgen unter: www.LZ.de/podcast

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