Im Schiederaner Haus Tabor ist eine neue Tagespflege entstanden

Schieder-Schwalenberg. Seit dem ersten Spatenstich im Jahr 2017 sind an den Schiederaner Bahnhofstraße zwei neue Baukörper zu beiden Seiten eines historischen Gebäudes entstanden und bieten nun insgesamt 56 alten und pflegebedürftigen Menschen eine Heimstatt unter dem Dach des christlichen Vereins Haus Tabor. Jetzt ist auch noch in der ehemaligen &bdquo;Judenvilla“ eine neue Einrichtung hinzugekommen: Eine Tagespflege.

Die ersten Anfänge hat das Hamburger Ehepaar Rudolf und Wanda Dzinnus gelegt, die das damals fast 100 Jahre alte Haus samt Grundstück in den Jahren 1973/74 erwarben, so ist es in der vereinseigenen Chronik nachzulesen. Damit begann die karitative Nutzung des Hauses.

&bdquo;Am 10. Januar 1974 wurde Haus Tabor auf Gottes Initiative hin gegründet.“ Die neuen Besitzer waren Mitglieder der Freien Christengemeinde in Hamburg Harburg, und sie &bdquo;stellten sich dem Ruf Gottes und der Arbeit an und mit alten und kranken Menschen zur Verfügung.“

Ganz kleiner Beginn Die beiden Hauseltern begannen mit acht Senioren ihr Pflegeheim, mit den Jahren wuchs die Zahl auf zunächst 19 Bewohner an und auch der Personalstamm vergrößerte sich. Nachdem der eingetragene Verein &bdquo;Christliches Sozialwerk Haus Tabor“ 1979 gegründet worden war, kam noch mit Edeltraud Macioscek eine weitere Hamburgerin nach Schieder, die 17 Jahre später die Leitung des Hauses übernahm.Heute leiten Alexander Kandlen und Helene Dürksen die Einrichtung. Sie sind auch im Vorstand des Trägervereins Haus Tabor und haben sich für die Erhaltung und Restaurierung der historischen Villa eingesetzt, die übrigens nicht unter Denkmalschutz steht. &bdquo;Dass wir das so umsetzen konnten, liegt natürlich an all der Eigenleistung“, erklärt der Einrichtungsleiter. Gleichwohl sind 1,5 Millionen Euro in die Restaurierung geflossen, die Hauptgewerke waren an regionale Firmen vergeben, und wo es ging, packten auch die Haustechniker mit an - darunter zwei gelernte Tischler, die sich unter anderem liebevoll des Treppenhauses annahmen. &bdquo;Sie haben sich sehr reingehängt“, lobt Kandlen. &bdquo;Für sie ist gut nicht gut genug.“

Erinnerung an die Vorgeschichte wachhalten Unter anderem besorgten die Bauherren anhand der historischen Bodenfliesen über eine Detmolder Fliesenfirma Nachbildungen, um sie in dem prächtigen Flur im Erdgeschoss verlegen zu lassen. Stucknachbildungen und Kronleuchter vervollständigen das Bild. Bei der Innengestaltung hatte vor allem Helene Dürksen ihre Hand im Spiel. &bdquo;Die Vorgeschichte des Hauses, auch das Schicksal der einstigen Besitzerin Margot Masse, hat mich sehr berührt, darum wollten wir die Erinnerung wachhalten“, erklärt sie.

Doch was sollten sie mit dem Gebäude anfangen? &bdquo;Für uns war klar, dass das kein Leerstand bleiben sollte. Wir hätten natürlich sofort Wohnungen dort einrichten können, die wären ganz schnell vermietet, und es wäre eine sichere Einkommensquelle gewesen. Aber Wohnraum zu schaffen, ist nicht unsere Berufung“, erklären die beiden.

Stattdessen gingen sie einen komplizierteren Weg: Sie schufen hier im Erdgeschoss einen Verwaltungstrakt und im Obergeschoss eine Tagespflegeeinrichtung. &bdquo;Das ist nicht so einfach, weil wir dazu sehr viele gesetzliche Vorgaben erfüllen mussten.“ Die Profis vom Architekturbüro EPU in Detmold halfen bei der Planung.

Die Tageseinrichtung Über einen Fahrstuhl gelangen die Besucher der Tagespflege ins Obergeschoss, wo zunächst ein riesiger, lichtdurchfluteter Gemeinschaftsraum mit einer großen Essgruppe und einer Sitzecke zum Klönen wartet, an den sich auch eine Küche anschließt. Ein geräumiger, behindertengerechter Sanitärtrakt hilft bei der Pflege, auch einige kleinere Räume fürs Mittagsschläfchen in den zu Liegen ausfahrbaren Ruhesesseln sind vorhanden. Es gibt einen Hol- und Bringdienst, auch Ausflüge, sogar gemeinsames Erdbeerpflücken für die Fitteren, gehören zum Programm.

&bdquo;Es ist die einzige Tagespflegeeinrichtung in Schieder-Schwalenberg, der Bedarf ist also da“, betont Einrichtungsleiter Kandlen. Der Tagesablauf von 8 bis 16 Uhr an fünf Tagen in der Woche ist christlich geprägt, es wird gemeinsam gesungen und gebetet, gebastelt und gespielt. &bdquo;Wir wollen nicht nur pflegen, sondern die Menschen auch aus ihrer Einsamkeit herausholen“, beschreibt Helene Dürksen die Beweggründe.

Das alles in den historischen Mauern unterzubringen, war nicht einfach, &bdquo;aber wir glauben, dass es die Mühe wert war“, betonten die beiden Heimleiter.

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