Sechs Menschen, viele Erinnerungen: So prägte das Detmolder Grabbe-Gymnasium ihr Leben

Detmold. Das 100-jährige Bestehen des Grabbe-Gymnasiums ist mit einem großen Festakt am Freitagabend gefeiert worden. Im Vorfeld dazu befragte die LZ ehemalige und heutige Schüler, Lehrer und Schulleiter, um zu erfahren, was ihnen das Grabbe bedeutet und wie es sich auf ihr Leben ausgewirkt hat.

Nora Karrasch und Anton Karrasch Nora Karrasch ist ehemalige Schülerin des Grabbe-Gymnasiums und die Urenkelin des früheren lippischen Landespräsidenten Heinrich Drake, der sich vor rund 90 Jahren für die Schule einsetzte. &bdquo;Als ich 20 Jahre nach meinem Abi das erste Mal als Mutter zum Tag der offenen Tür kam, fiel mir auf, dass es genauso riecht wie früher. Bei der Willkommensansprache in der neuen Aula sind mir die Tränen gekommen vor Rührung, weil mir klar wurde, dass ich eine wirklich gute Zeit hier hatte“, erzählt sie. Das wünsche sie sich auch für ihren Sohn und in zwei Jahren auch für ihre Tochter. &bdquo;Anton war immer klar, dass er aufs Grabbe gehen mag. Andere Schulen hat er sich nur sehr lustlos angeguckt. Vielleicht auch, weil ich gerne von meiner Schulzeit erzählt habe.“ Anton bereut seine Entscheidung nicht: &bdquo;Ich mag die Schule gerne, weil ich meine Klasse mag. Ich habe viele Freunde und meine Mutter war auch hier“, sagte er. Er finde seine Lehrer alle nett und es sei toll, dass er in der Naturwissenschaftsklasse sei.

Bastian von den Eichen Der ehemalige Schüler Bastian von den Eichen war zusammen mit Nora Karrasch in der Kunstklasse des Grabbe-Gymnasiums und machte 2004 mit ihr sein Abitur. &bdquo;Damals hätte ich nie gedacht, mal selbst hier zu unterrichten“, sagte er. Das &bdquo;Grabbe“ habe ihn sehr geprägt und seinen Lebensweg mitbestimmt. Es sei schön, zurückzublicken: &bdquo;Dass ich heute Kunstlehrer bin, habe ich dem ,Grabbe’ zu verdanken. Ich hatte zwei Kunstlehrer, die mich sehr inspiriert haben. Die beiden waren immer menschlich, verständnisvoll, lebensnah und authentisch. Vielleicht gelingt es mir ja, diesen Funken an die nächste Generation weiterzugeben.”

Frauke Wormuth Einen ähnlichen Lebensweg hatte Frauke Wormuth, denn auch sie ist ehemalige Schülerin der Musikklasse und seit 2014 Lehrerin an der Schule. &bdquo;Im ersten Moment war die Vorstellung ein bisschen schräg, die Lehrer, die mich selbst unterrichtet hatten, nun als Kollegen zu haben. Doch dank der alten Verbundenheit gestaltete sich der Neubeginn für mich eher wie ein Nach-Hause-Kommen. Als ich dann zum ersten Mal in den Räumen am Pult stand, in denen ich als Schülerin die Schulbank gedrückt hatte, kamen sehr viele Bilder in mir hoch.“ Sie könne sich gut an ihre Kursfahrt in die Provence erinnern, aber auch an die Oberstufenpartys, die die Schüler auf dem Schulgelände feiern durften.

Werner Klapproth 1979 startete Werner Klapproth seine Laufbahn als Referendar und beendete seine Karriere 2018 als Schulleiter des Gymnasiums. &bdquo;Als ich 1979 das Grabbe-Gymnasium kennengelernt habe, sind mir zwei Dinge positiv aufgefallen: Die vielfältigen Aktivitäten in Kunst, Musik, Schauspiel und Sport hatten eine große Strahlkraft in die Schule hinein, aber auch nach außen. Und: Die große Verbundenheit mit der Schule. Viele ,Grabbianerinnen’ und ,Grabbianer’ identifizierten sich stark mit der Schule.“ Der Ort sei für ihn immer von Toleranz und Respekt geprägt. Er lobte die erlebte und gelebte Liberalität in der Schule. Das sei in Zeiten großer gesellschaftlicher Umbrüche eine nicht immer einfache Aufgabe. Doch zum Nutzen der Schule dürfe keine Mühe zu groß sein.

Es begeistert ihn bis heute, dass die Schulgemeinschaft aus Schülern, Lehrkräften und Eltern zwei Projektideen ins Leben riefen: &bdquo;Im Jahre 2005 wurde das erste Selbstlernzentrum in Lippe eröffnet. Es sollte unsere Schüler auf das selbstständige Lernen in Studium und Betrieb vorbereiten. Noch revolutionärer war die Einrichtung der U3-Betreuung, die Kindertagespflegegruppe für fünf Kinder. Im Selbstlernzentrum und in der U3-Betreuung die Sinnhaftigkeit zu beobachten, war mir stets eine große Freude.“

Dr. Claus Hilbing Der kommissarische Schulleiter Dr. Claus Hilbing möchte mit dem Jubiläum die Wurzeln der Schule wieder sichtbar machen: &bdquo;Kulturelle Bildung und Demokratie. Das brauchen wir für die Zukunft, wenn wir die Schule weiter transformieren wollen. Die Schule bindet Menschen an sich. Eine ehemalige Schülerin, Edith Dean aus Amerika spendete kürzlich 100.000 US-Dollar. Damit möchten wir das Jubiläum größtenteils finanzieren.“ Das Grabbe-Gymnasium sei eine Schule, die Vielfalt lebt und die Fächer Kunst, Musik und Sport hochhält, die ganz besondere Zukunftskompetenzen sind.

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